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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen
Autoren: Susanne Friedmann
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erfuhr ich, er würde nie wieder mit einer Frau zusammen sein wollen, die ihre Regale nicht selber aufbauen und ihr Leben, samt Steuererklärung und Reifenwechsel, selbstständig managen kann.
    Reife Männer lieben anscheinend reife Frauen, die wissen, was sie wollen und was nicht. Und sie selbst wollen auch mal passiv sein dürfen, mitgenommen, mitgerissen werden, sich zugleich angenommen und aufgehoben fühlen.
    »Ich habe wenige Wünsche«, sagte mir Gernot, 53. »Aber ich möchte nicht kämpfen müssen. Davon habe ich im Beruf genug. Ich möchte mich nicht behaupten müssen. Und möchte auch mal sagen dürfen: Heute will ich mich an deine starke Schulter anlehnen.«
    Hinrich, 56, erklärte mit Nachdruck: »Endlich bin ich meine verdammte Schwanzfixierung los!« Er erlebe es als eine Befreiung, nicht mehr »den Macho für eine Frau spielen« zu müssen, sagte er. Er sehne sich heute viel mehr nach tiefer Verbundenheit. Zärtlichkeit sei ihm inzwischen wichtiger als Sex.
    Markus, 50, will sich nur noch mit »einer Frau auf Augenhöhe« einlassen. »Mit einer Frau, für die ich kein Entwicklungshelfer sein muss.« Die ihn in seiner Männlichkeit anerkennt, Probleme nicht unter den Teppich kehrt, sondern auftischt und sachlich verhandelt, und »die für sich und ihr Leben die Verantwortung übernimmt«.
    Claus, 48, wünscht sich »eine Frau, die getragen ist von einem ›Ja‹ zu Männern, beziehungsweise zu mir, als Mann«. Vater-, Missbrauchs- und eigene Weiblichkeitsthemen sollte sie zumindest bearbeitet oder einigermaßen angegangen haben. »Jedenfalls bin ich nicht mehr bereit, mir für Verletzungen, die sie in ihrem Leben durch andere erlitten hat, die Schuld zuschieben zu lassen, nur weil ich auch ein Mann bin.«
    Und Friedrich, 49, meint: »Ich glaube, dass man einander guttut, wenn man zum eigenen Kern vorstößt. Wenn man alles, was man glaubt, darstellen zu müssen, einfach mal weglässt. Diesen ganzen intellektuellen Überbau. Man sollte auf den inneren Menschen schauen, wenn man aufeinander zugeht. Und wenn man sich gegenseitig abgeklopft und erkannt hat, der ist gut für mich, dann einfach dabei bleiben: Es gut sein lassen.«
    Und was ist mit uns Frauen?
    Es sieht so aus, als wäre, wenn die Männer sich wandeln, auch ein Wandel der Frauen nötig. Darum packen wir jetzt Feldstecher und Lupe , Aufnahmegerät, Messinstrumente und Grabungswerkzeuge wieder ein. Lassen die Männer Männer sein und kehren aus dem Land der Midlife-Männer zurück in unsere eigenen Gefilde.
    Wir haben Beobachtungen angestellt, Material gesammelt und gesichtet, haben direkten Kontakt zu den Eingeborenen aufgenommen und mit Experten gesprochen, die sich im Midlife-Männer-Land auskennen. Jetzt schauen wir wieder auf uns selbst. Wie sieht’s denn überhaupt bei uns aus? Wie authentisch sind denn wir? Welche Themen aus unserer Vergangenheit sind noch unbearbeitet? Und was wollen wir mit unserem Frauenleben in Zukunft noch alles anstellen? Wie wollen wir selbst älter werden? Und welche alten, eingefahrenen Mechanismen und Klischeevorstellungen behindern uns dabei? Könnte man ein paar davon kippen? Wenigstens die, die uns selbst und auch unsere Beziehungen nicht weiterbringen?
    Psychologen sprechen davon, dass ein Mann, um ein »ganzer Mann« zu werden, die »weiblichen« Anteile seines Wesens in seine Persönlichkeit integrieren muss. Für uns Frauen besteht die entsprechende Entwicklungsaufgabe darin, unsere »männlichen« Anteile in unser Sein einzubauen und anzunehmen. In der Lebensmitte schaffen die körperlichen Umbauprozesse für Männer wie Frauen dafür die besten Voraussetzungen. Während die Männer, wie wir gesehen haben, oft erst in dieser Phase ihr Innenleben erkunden und Zugang zu ihrer eigenen Gefühlswelt bekommen, können wir Frauen in mittleren Jahren lernen, unabhängiger zu werden und unsere ganz eigenen Projekte zielgerichtet und eigenverantwortlich zu verwirklichen.
    Meine Freundin Melanie formulierte das so: »Nach der Menopause ist es plötzlich nicht mehr so wichtig, was die Bäckersfrau über mein neues Outfit sagt. Ich grüble auch nicht mehr stundenlang darüber nach, was der Chef wohl gemeint haben könnte, als er kürzlich so seltsam geguckt hat. Ich mach jetzt einfach mein Ding.«
    Auch wir haben in der Lebensmitte die Chance, aus Rollen-klischees auszusteigen, die unserer Lebensstufe nicht mehr angemessen sind – etwa die Rolle der anhänglichen, unselbstständigen Frau, die von ihrem Mann
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