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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen
Autoren: Susanne Friedmann
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der Schriftsteller und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung Axel Hacke (Jahrgang ’56), veröffentlichten 2010 gemeinsam Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist – eine Suche . Auch für die beiden ist der persönliche Ton, als sie sich auf die Suche nach einer brauchbaren »Alltagsmoral« machen, Programm. Die beiden renommierten Journalisten bestimmen ihren Standort in der Gesellschaft und die Werte, die für sie richtungsweisend sind, indem sie ihre eigenen Biographien durchstöbern, von sich und ihren konkreten Erfahrungen erzählen – unpathetisch, unaufgeregt, natürlich. Von ihrer Herkunft, den Umwegen ihrer Karrieren, von ihren Beziehungen, Familien und Kindern.
    Dass intellektuelle Midlife-Männer ihre Selbstbefragung öffentlich machen, dass sie sich in ihrer Eigenart zu erkennen geben, mit ihren Stärken und ebenso mit ihren Ambivalenzen und Schwächen – das ist erst in den letzten Jahren so richtig hoffähig geworden.
    Natürlich bilden die genannten Autoren die Speerspitze im Land der Midlife-Männer. Aber sie sind nicht allein Vordenker und Vorreiter, sondern auch das Ergebnis eines neuen gesellschaftlichen Klimas, das solche Männer-Geschichten jenseits traditioneller Klischees überhaupt möglich macht. Zugleich regen ihre Publikationen die öffentliche Diskussion an und ermuntern andere Männer, auf ähnliche Weise nachzuziehen.
    Dazu passt, dass Werner Middendorf, Psychotherapeut aus Berlin, berichtet, seit zwei Jahren hätten sich zum ersten Mal in über zwanzig Jahren mehr Männer als Frauen zum sogenannten Hoffman-Quadrinity-Prozess bei ihm angemeldet: »Zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen – das Zahlenverhältnis war vorher immer andersherum.« Jetzt holen die Männer anscheinend auf. Dieser »Prozess« ist eine einwöchige Intensivtherapie, in der tiefgreifende emotionale Muster, die jeder Mensch unbewusst von seinen Eltern übernommen hat, aufgelöst werden. Ziel ist, sich mit dem Vater und der Mutter innerlich auszusöhnen: »Die Voraussetzung dafür, dass Männer überhaupt zu ›richtigen‹ – reifen und autonomen – Männern werden können«, sagt der Therapeut.
    In jedem Fall gibt es immer mehr davon: Männer, die ihrer Herkunft nachspüren, ihren körperlichen Veränderungen Beachtung schenken, ihre Ziele, Wünsche und Wertvorstellungen zunehmend präziser formulieren und kreative Ideen für ihr Leben im Alter aushecken.
    Männer, die Farbe bekennen. Kontur gewinnen. Und den Humor nicht verlieren. Und die es wagen, sich so facettenreich und kantig, wie sie – wirklich – sind, ihren Frauen zuzumuten. Auch auf die Gefahr hin, dass sie anecken.
    Was reife Männer wünschen
    »Ich würde gerne noch erotische Abenteuer erleben und trotzdem mit meiner Frau zusammenbleiben.«
    Gerhard, 49, kann heute sagen: »Ich bin der, der ich bin. Und plötzlich habe ich auch ein paar ganz einfache Wünsche an mein Leben: Ich möchte mehr Musik machen. Ich will Saxophonspielen lernen und – ich würde gerne noch erotische Abenteuer erleben und trotzdem mit meiner Frau zusammenbleiben. Ich habe so viel gelernt, mit ihr und mir in diesen zehn Jahren. Ich weiß jetzt erst, wie man mit Frauen umgeht. Und das würde ich gerne mit einer neuen, anderen Frau noch einmal erleben. Ich möchte mein neues Wissen anwenden, es besser machen. Es geht nicht darum, dass eine andere Frau andere Formen oder Oberflächen hat, sondern: Ich hab zu wenig von den Frauen gehabt – und sie von mir.«
    Ernst, 52, erzählt: »Zehn Jahre lang war ich auf der Suche nach einem neuen, selbstbestimmten Leben. Ich war zweimal verheiratet. Im Rückblick erst sehe ich, dass ich mir beide Ehefrauen nur nach ihrer sexuellen Attraktivität ausgesucht habe. Erst im Älterwerden habe ich kapiert, worauf es mir eigentlich ankommt: Ich brauche eine Frau, die was anpackt, eine, mit der ich Pferde stehlen kann. Ich habe auch eine neue Freundin, weiß jetzt aber genau, was ich will und was nicht: Ich will nicht in einer gemeinsamen Wohnung leben, ich werde nicht noch einmal heiraten, und ich will keine weiteren Kinder. Zum Glück tickt meine Freundin genauso. Sie liebt es, mit mir zusammen auf Abenteuertour zu gehen, mit Rucksack und Zelt, im Dschungel oder in der Wüste. Beruflich habe ich mich inzwischen selbstständig gemacht, ich leite jetzt Trekkingtouren, was ich schon immer machen wollte. Da meine Einkünfte unregelmäßig sind, habe ich meine materiellen Ansprüche extrem zurückgeschraubt.«
    Von Michael, 46,
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