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Wissenschaft und Demokratie (edition unseld) (German Edition)

Wissenschaft und Demokratie (edition unseld) (German Edition)

Titel: Wissenschaft und Demokratie (edition unseld) (German Edition)
Autoren: Michael Hagner
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sich sehr viel – von Sumpfgebieten durchzogenes – Salzwasser ausbreitet (und der kalifornischen Landwirtschaft ein Ende macht). Der Schaumwein von den Hebriden ist eine humorige Eventualität, doch die traditionellen Weinanbaugebiete werden gewiß nicht mehr die notwendigen Trauben hervorbringen. Die zunehmende Häufigkeit und Heftigkeit schädlicher Wetterereignisse – Dürren, Überschwemmungen und Orkane – ergeben sich als unmittelbare Folge aus dem Anstieg der Durchschnittstemperatur. Rasch schmelzende Schneeflächen sind die Ursache dafür, daß der Sommer mit Überschwemmungen beginnt, während es anschließend zu Dürreperioden kommt. Überschwemmungen wiederum werden dafür sorgen, daß die Wasservorräte kontaminiert werden. Wasserknappheit, Verseuchung von Quellen und Flüssen, Störungen der landwirtschaftlichen Produktion und Völkerwanderungen werden gewaltige Krankheitsausbrüche nach sich ziehen und sogar die schnelle Entwicklung neuer Formen der Krankheitsübertragung ermöglichen.
    In den letzten drei Jahrzehnten hat sich unter den Klimaforschern der Welt ein überwältigender Konsens herausgebildet. Wie James Hansen, Steven Schneider und Michael Mann gezeigt haben, läßt die graphische Darstellung des zeitlichen Verlaufs der irdischen Durchschnittstemperatur eine außergewöhnliche Korrelation mit dem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre erkennen (wobei es sich hauptsächlich, aber keineswegs ausschließlich um Kohlendioxid handelt). 4
    Wie jeder Wissenschaftler weiß und Klimaleugner immer wieder betonen, ist eine Korrelation nicht dasselbe wie ein Beweis für direkte Verursachung, doch in diesem Fall ist nicht nur eine vorzügliche Korrelation gegeben, sondern auch ein – von den Erforschern der Erde und der Atmosphäre seit weit über einem Jahrhundert anerkannter – Mechanismus, der für den Temperaturanstieg bei Kohlendioxid-Zunahme verantwortlich ist. Obendrein gibt es keinen einleuchtenden Alternativmechanismus, mit dessen Hilfe sich dieser Effekt erklären ließe. Wenn Ihr literarischer Lieblingsdetektiv etwa ein Dutzend Korrelationen zwischen dem Mord und dem Verdächtigen nachweist und zeigt, wie dieser das schreckliche Verbrechen verüben konnte, während es keine plausible Konkurrenzerklärung gibt, werden weder seine weniger talentierten fiktiven Rivalen noch seine begeisterten wirklichen Leser ihre Zustimmung verweigern. Wenn Klimaforscher ein um mehrere Größenordnungen überzeugenderes Indiziengeflecht anzubieten haben und zeigen können, welcher potentielle Mechanismus für die Entwicklung verantwortlich ist, während sie die vorgeschlagenen Konkurrenzerklärungen verbindlich ausschließen können, wäre es starrsinnig und töricht, ihre Behauptungen nicht zu akzeptieren.
    Der Minimalkonsens läßt folgenden Schätzwert zu: Selbst wenn wir sofort etwas unternehmen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren , dürfte die Durchschnittstemperatur auf der Erde bis 2100 um zwei bis drei Grad ansteigen. Entgegenkommenderweise und vielleicht allzu optimistisch gehe ich von dieser Zahl als Basiswert aus, und zwar auch für den Fall, daß wir weiterhin nichts unternehmen. Die Wahrscheinlichkeiten, die verschiede
    Abb. 2 : The Greenhouse Gamble.
     
    nen Werten des Temperaturanstiegs üblicherweise zugeordnet werden, lassen sich aus Abbildung 2 ersehen.
    Die Klimaforscher haben im Hinblick auf die Faktoren, die die Durchschnittstemperatur beeinflussen, verschiedene Modelle anzubieten (denn es gibt Meinungsverschiedenheiten darüber, welches Gewicht den für die eventuelle Verstärkung oder Abschwächung des Treibhauseffektes verantwortlichen Faktoren beizumessen ist). Außerdem schätzen sie den Grad des Meeresspiegel-Anstieges, die Auswirkungen auf Wettermuster und verschiedene geographische Regionen unterschiedlich ein. Es gibt jedoch einige Wirkungen, die nicht umstritten sind. Niemand zweifelt etwa daran, daß der durchschnittliche Meeresspiegel genügend ansteigen wird, um bestimmte tiefliegende Gegenden zu überschwemmen. Niemand stellt in Frage, daß extreme Wetterereignisse immer häufiger werden. Das heißt, die Verteilung von Wet
    Abb. 3 : Temperatur und CO 2 -Konzentration in den letzten 400000 Jahren (die Daten stammen aus dem Vostok-Eiskern).
     
    terereignissen wird sich so verändern, daß das, was früher selten war, häufiger vorkommt, während die neuerdings »seltenen« Ereignisse (die neuen Enden der Verteilung) ohnegleichen sind.
    Aus dieser
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