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Wir zwei sind Du und Ich

Wir zwei sind Du und Ich

Titel: Wir zwei sind Du und Ich
Autoren: Diana Raufelder
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hartnäckige Grippe.“
    Ri schaut Herrn Straub mitleidig an.
    „Ja, das hat mir Ricardas Mutter schon gesagt“, meint Herr Straub. „Siehst auch noch ein bisschen mitgenommen aus.“
    „Mama!“, rutscht es Ri aus dem Mund.
    „Ja, sie hat bestimmt gut für dich gesorgt, nicht?“
    Ri nickt. Herr Straub kaut fröhlich weiter an seinem Brötchen.
    „Dann sehen wir uns ja gleich“, fügt er hinzu und schließt die Tür zum Lehrerzimmer.
    „Meine Mutter hat mich vom Unterricht entschuldigt?“, fragt Ri ungläubig.
    „Siehste mal“, sagt Belinda. „So verkehrt ist deine Mutter gar nicht.“
    Ri kann es nicht fassen. Kopfschüttelnd steigen die beiden die steinernen Stufen zu ihrem Klassenzimmer nach oben.
    Der Schulmorgen kommt den beiden Mädchen wie eine halbe Ewigkeit vor. Jedes Mal, wenn Ri auf ihre Uhr schaut, sind erst zwei oder drei Minuten vergangen, obwohl sie jede Wette eingegangen wäre, dass schon eine halbe Stunde vergangen ist.
    Aber etwas ist anders an diesem Morgen: zum ersten Mal seit langem hat Ri den Eindruck, ab und an dem Unterricht folgen zu können. Etwas von dem zu verstehen, was die Lehrer erklären. Belinda geht es genauso.
    „Vielleicht schaffen wir das Jahr ja doch noch?“, überlegt Ri ganz leise, als würde sie sich dadurch selbst überlisten.
    In der letzten Stunde haben sie Chemie. Kommentarlos und ohne sie eines Blickes zu würdigen gibt Herr Böhme ihnen den Chemietest zurück. Auf den unbeschriebenen Blättern prankt eine rote, runde 6.
    Ri versucht, das aufkeimende Gefühl des Versagens zu unterdrücken.
    „Scheiße!“, stößt Belinda neben ihr wütend hervor.
    „Was’n los?“
    „Jetzt könnte ich die Fragen alle beantworten“, stöhnt Belinda leise vor sich hin. „Die sind nicht einmal schwer!“
    Ri wirft einen Blick auf das Aufgabenblatt.
    „Tatsache! Die sind super einfach!“
    Mit der flachen Hand klatscht sie sich an die Stirn. Sie ärgert sich über sich selbst.
    „Belinda! Ri!“, ruft Herr Böhme ungehalten. „Wenn ihr zwei schon nur zu Besuch hier seid, dann haltet wenigstens den Mund!“
    Gelächter. Die anderen tuscheln und drehen sich nach den beiden Mädchen in der letzten Reihe um.
    „So ein Arsch!“, flucht Belinda leise, aber Ri kann es trotzdem hören und bemüht sich vergeblich, ihr Grinsen zu unterdrücken.
    Herr Böhme guckt sie grimmig an. „An deiner Stelle wäre mir das Lachen schon längst vergangen, Ricarda ...“
    Wart’s nur ab, denkt Ri. Du wirst dich noch umgucken.
    Den Rest der Stunde versucht Ri Herrn Böhmes Erklärungen zu folgen, ohne zu vergessen, ihn dabei die ganze Zeit böse anzugucken.
    „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal auf die nächste Chemieklausur freuen würde.“ Ri schüttelt den Kopf.
    „Der wird ganz schön blöd aus der Wäsche gucken, wenn er unsere Klausuren korrigiert, wa?“
    Belinda stößt Ri von der Seite an, dass sie fast die Treppe runter fällt.
    „Hey!“
    Ri und Belinda stupsen sich gegenseitig und kichern albern, bis sie unten in der Aula ankommen.
    „Ben ist echt der Beste!“, sagt Ri zu Belinda, als sie zusammen vorm schwarzen Brett stehen und auf den Vertretungsplan schauen.
    „Aber echt!“, murmelt Belinda geistesabwesend, weil sie vertieft auf ein Plakat starrt.
    „Mensch Ri, da machen wir mit!“
    „Was? Wo?“
    „Ein Talentwettbewerb von einem Radiosender!“
    „Talentwettbewerb?“ Ri kapiert gar nichts.
    „Für Sänger und Bands!“
    Mit aufgerissenen Augen starrt Ri Belinda an. „Spinnst Du?“
    „Quatsch! Ich bin selten bei so klarem Verstand!“ Hektisch kramt sie nach einem Stift in ihrer Tasche.
    „Das ist DIE Chance, Ri!“
    Fassungslos schüttelt Ri den Kopf.
    „Ich trag uns ein. Keine Widerrede!“
    Belinda drückt den Stift so fest auf die Anmeldeliste, dass er quietscht.
    „Waaaaaaas?“, schreit Ri, aber da stehen die Namen schon auf der Liste. Sie starrt auf das Plakat, als könne sie so die ganze Aktion besser verstehen.
    „Das ist ja schon in zehn Tagen!“
    „Aber Ri, wir haben doch nichts zu verlieren!“
    Ri steht immer noch verwirrt da und schaut auf das Plakat. Mit einem festen Ruck zieht Belinda sie weg.
    „Jetzt habe ich uns schon eingetragen.“
    „Mannomann, Belinda! Du bist noch durchgeknallter, als ich gedacht habe!“
    Belinda grinst.
    Mit einem Lächeln treten sie durch die große, schwere Flügeltür am Haupteingang.
    „Ist das nicht deine Mutter dort?“, fragt Belinda plötzlich und deutet auf eine Frau, die mit
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