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Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition)

Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition)

Titel: Wir wollen nicht unsere Eltern wählen: Warum Politik heute anders funktioniert (German Edition)
Autoren: Hannah Beitzer
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Kritik nicht passt.
    «Generation Praktikum» ist auf einmal passé, heute werden Berufseinsteiger als kapriziöse Diven beschrieben. Da wollen plötzlich junge Ärzte nicht mehr jahrelang bei mieser Bezahlung Überstunden schieben und sich von einem befristeten Job zum nächsten hangeln. Stattdessen wandern sie einfach ins lukrative Ausland ab, wo sie bei angenehmeren Arbeitszeiten dreimal so viel Geld verdienen können wie hier. Was für eine Frechheit! Da fordern plötzlich auch junge Väter Elternzeit ein und diskutieren ernsthaft «keine Konferenzen nach 18  Uhr». Und Angestellte jeglichen Geschlechts fragen in Vorstellungsgesprächen erst mal nach der betriebseigenen Kinderkrippe. Sie wollen Zeit für Sport, Zeit für Reisen und Zeit für Weiterbildung. Und wenn es dem hochbezahlten Ingenieur in seinem Job auf einmal langweilig wird, dann beißt er sich nicht durch – sondern wechselt einfach die Firma. Loyalität? Fehlanzeige.
    Die Zeit
titelte folgerichtig im März: «Für manche Personalchefs sind sie ein Albtraum: Die heute 20 - bis 30 -Jährigen haben wenig Lust, sich zu Sklaven ihres Jobs zu machen», und prophezeite gleichzeitig: «Das wird die Arbeitswelt verändern – zum Guten.»
    «Die Generation der Umdiedreißigjährigen, die jetzt voll Selbstbewusstsein auf den deutschen Arbeitsmarkt schlendert, könnte man durchaus als Generation Pippi bezeichnen. Denn diese Generation macht sich die Welt, widdewidde wie sie ihr gefällt», schrieb
Die Zeit
weiter. Und weil die Wirtschaft nicht einfach auf die junge Generation verzichten kann, hat sie sich mehr oder weniger zähneknirschend damit abgefunden, dass man den verwöhnten Bälgern eben etwas bieten muss, wenn man sie behalten will.
    Selbstredend geht es wieder einmal ausschließlich um den hochqualifizierten, wohlerzogenen und superehrgeizigen Teil der Generation. Das ist schade, weil natürlich auch Leute ohne Abitur und internationale Mehrfachabschlüsse wichtig für die Wirtschaft sind. Aber sie können sich im Zeitalter der Postindustrialisierung eben weniger aussuchen, wo sie arbeiten, als jene, die jederzeit zu einem internationalen Konzern nach Asien wechseln können. Und dazu auch Lust haben.
    Diese Hochqualifizierten schafften es aber schließlich, den Unternehmen ihre Vorstellungen näherzubringen. So kommt es ihnen zum Beispiel wesentlich mehr auf den Inhalt eines Jobs als auf die Position an. Klar, heutzutage ist ja auch jeder Sachbearbeiter ein «Projektmanager», da kann man mit einer schön klingenden Positionierung in irgendeiner Hierarchie nichts mehr reißen. Und weil wir uns so schnell langweilen, übt Macht allein um der Macht willen auf uns nur bedingt Anziehungskraft aus.
    Natürlich hat fast jeder gerne etwas zu sagen. Aber nur, wenn er damit auch tatsächlich etwas bewirken kann, wenn die eigenen Ideen zählen, und wenn man auch hinter dem stehen kann, was man macht. Es kommt also nicht mehr zwangsweise darauf an, wie viele Leute man rumkommandieren kann. Sondern darauf, was der eigene Einsatz im Unternehmen für eine Rolle spielt. Was man selbst bewegen kann.
    Was bringt es mir schließlich, wenn ich Chef bin – aber mich zu Tode langweile? Wenn ich zwar ein dickes Gehalt bekomme – aber den größten Teil des Tages in irgendwelchen sinnlosen Meetings herumsitze, die ohnehin nur dem Schwanzvergleich, dem Machterhalt dienen? Die Generation Y will Verantwortung übernehmen, aber nur für etwas, an das sie glaubt. Deswegen interessiert sie sich oft wesentlich mehr für Stabsstellen als für klassisches Management.
    Und auch ein angenehmes Arbeitsumfeld ist für die Generation Y wichtiger als das dicke Geld. Sie lege viel Wert auf «Emotionen», heißt es oft, auf Kreativität, gute Kommunikation, Ästhetik. Das kann sowohl das Image eines Unternehmens einschließen als auch das Miteinander mit Kollegen oder die Stadt, in der sich der Firmensitz befindet. Die Jungen wollen hinter dem, was das Unternehmen produziert, stehen, ganz egal, ob das nun Waren oder Ideen sind. Sie begreift ihr Leben als Gesamtkonzept, in dem die Arbeit zu einem nicht unerheblichen Teil definiert, wer man ist.
    Nicht umsonst zieht es viele Junge in mies bezahlte Jobs nach Berlin. Das Umfeld ist in diesem Fall wichtiger als die Position, klar, schließlich möchte man ja nach Feierabend noch ausgehen, Freunde treffen, Spannendes erleben. Und nicht umsonst gibt es dort besonders viele Start-ups und Agenturen, die für ihre Mitarbeiter regelmäßige
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