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Wir sind unfassbar

Wir sind unfassbar

Titel: Wir sind unfassbar
Autoren: Matthias Nöllke
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man eine kurze Geschichte der Todesanzeige einflechten nebst einigen kulturhistorischen Betrachtungen und Seitenblicken auf das europäische und außereuropäische Ausland, um dann auf Seite 140 allmählich zum Ende zu kommen. Nun, schon bald zeigte sich, dass ich mit dieser Einschätzung völlig danebenlag. Aber damals ahnte ich ja noch nichts von »Tüten-Alfred«, von Pferden, die die »erste Totenwache« halten, oder von Liesel H., die sich »zu ihrem großenLi-Flug erhoben hatte«. Ich war weder mit dem »Planeten Marduk« vertraut, auf den sich eine gewisse Rosemarie S. zurückgezogen hatte, noch mit den wortgewandten »Freunden aus dem Mampf«, die ihrem Trinkkumpanen »Fitti« ein sprachliches Denkmal setzten. Doch ich lernte sie kennen und noch eine ganze Reihe von anderen stillen Helden, die mir beim Zusammenstellen der Kapitel mehr und mehr ans Herz wuchsen. Rasch hatte ich bestimmte Lieblings-anzeigen, die ich unbedingt in dem Buch unterbringen wollte. Aber auch Christian Sprang hatte seine Favoriten. Wobei man sagen muss: Wir stimmten fast immer überein – und mussten doch das eine oder andere Kleinod wieder aussondern. Denn es gab so viele und so vielfältige Anzeigen, dass sich eben nicht alle aufnehmen ließen.
    Eine weitere Überraschung erlebte ich, als ich Freunden und Bekannten von unserem Buch erzählte. Sonst löst man als Autor in solchen Fällen immer gequältes Nachfragen, vorgetäuschte Wissbegier und abrupte Themenwechsel aus – was einen natürlich erst recht herausfordert, sich ausführlich über diese Sache auszulassen. Doch diesmal war alles anders. Diesmal bekam ich einen Satz zu hören, den man als Autor sonst nie zu hören bekommt, obwohl man immer auf ihn wartet. Der Satz lautet: »Das Buch muss ich mir kaufen.« Und das war noch nicht alles. Vielmehr gaben sich viele Gesprächspartner als gelegentliche oder auch heimliche Anzeigensammler zu erkennen. Sogar meine eigene Tante offenbarte, fünf exquisite Sammlerstücke in ihrem Schreibpult verwahrt zu haben, und versprach (nach Art einer echten Sammlerin), sie uns umgehend zuzuschicken. Und ein Freund, über dessen Hobbys ich ausreichend Bescheid zu wissen glaubte, berichtete gar von einem ganzen Schuhkarton voller Anzeigen, der aber bei einem Umzug abhanden-gekommen war. Allmählich gewann ich den Eindruck, einer totgeschwiegenen Minderheit anzugehören: den Nichtsammlern von Todesanzeigen.
    Und nun also die Wiederholungstat: »Wir sind unfassbar«. Auch diesmal entstammt der Buchtitel einer Anzeige, in der mehr verborgen liegt, als es zunächst den Anschein hat. Vordergründig ist den Hinterbliebenen ein kleiner Fehler unterlaufen. Vielleicht wollten sie schreiben: »Es ist unfassbar, dass xy von uns gegangen ist.« Oder: »Wir sind unfassbar traurig.« Stattdessen erklären sie sich selbst für »unfassbar«, was ja nun eine ungleich tiefere Aussage ist. Und weil Anzeigen mit unerwarteten Tiefen in diesem Buch besonders stark vertreten sind, schien uns dieser Titel der einzig angemessene zu sein. Und damit ziehen wir den Vorhang beiseite für den zweiten Teil der »ungewöhnlichen Todesanzeigen«.
    Matthias Nöllke

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»Werdet ihr erst alle mal so alt«

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

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