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Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Titel: Wir lassen sie verhungern
Autoren: Ziegler Jean
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gegen das Land Grabbing. http://www.petitiononline.com/accapar/petition.html.

Die Hoffnung
    »Die stärksten Mauern
fallen durch ihre Risse.«
    Che Guevara
    Die Erde hat eine Fläche von 510 Millionen Quadratkilometern: Davon entfallen 361 auf Wasser und 149 auf Land. 7 Milliarden Menschen leben auf ihr.
    Sie sind sehr ungleich verteilt in Bezug auf Leere und Überfülle – das gilt für die natürlichen Verhältnisse (Polgletscher, Wüsten, semi-aride Regionen, Bergmassive, fruchtbare Täler und Ebenen, Meeresküsten etc.) ebenso wie für die wirtschaftlichen Realitäten (Ackerbau, Viehzucht, Fischerei, Industrie, Stadt, Land etc.).
    Die wichtigste Funktion der Geschöpfe, die die belebte Natur bilden – Pflanzen, Tiere, Menschen –, ist die Ernährung. Ohne Nahrung stirbt das Lebewesen.
    Die nächstwichtige Funktion ist die Fortpflanzung. Um erwachsen zu werden, um das Reifestadium zu erreichen, in dem die verschiedenen Lebewesen ihre Nachkommenschaft hervorbringen können, und um einem neuen Geschöpf das Dasein zu schenken, müssen sich alle Lebewesen unbedingt ernähren.
    Um sich zu ernähren, hatten die Männer und Frauen gesammelt, gejagt, Waffen und Werkzeuge hergestellt, Wanderungen und Reisen unternommen. Um sich zu ernähren, haben sie den Boden bearbeitet, gesät, gepflanzt, andere Werkzeuge erfunden, ihre Pflanzenkenntnisse erweitert, Tiere gezähmt.
    Gleichfalls, um sich zu ernähren, haben die Menschen, ähnlich den Tieren, ein obsessives Territorialverhalten entwickelt, die Grenzen festgelegt, innerhalb deren sie sich »zu Hause« fühlten, diesen Raum gegen andere verteidigt, die ihn möglicherweise begehrten. Die Begehrlichkeit letzterer war umso größer, als das Territorium ergiebiger als das ihre war oder gewisse Schätze, gewisse Vorteile barg.
    Nach dem ersten Stadium des Ackerbaus, in dessen Verlauf die Menschen noch mehr Werkzeuge, Behälter, Kleidungsstücke und Verbesserungen für ihre Wohnstätten anfertigten, entwickelte sich die Handwerksproduktion. Daraufhin wurde es nötig, zu tauschen, zu handeln und zu reisen. Die Wirtschaft und ihre grenzenlose Entwicklung sind entstanden, weil die Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen mussten, in erster Linie die ihrer eigenen Ernährung und derjenigen ihrer Kinder.
    Das Baby schreit, wenn es einmal vergessen wird und Hunger bekommt. Das ist sein einziges Ausdrucksmittel, es schreit stundenlang, bis es nicht mehr kann. Wenn das hungernde Baby seine Kräfte verliert, verliert es auch seine Fähigkeiten, hört es auf, sein Bedürfnis durch Schreien mitzuteilen, und verstummt.
    Heute ist die Hälfte der Kinder, die in Indien geboren werden, schwerst und permanent unterernährt. Für sie ist jeder Augenblick ihres Lebens ein Martyrium. Millionen von ihnen sterben vor dem zehnten Lebensjahr. Stumm leiden die anderen weiter, vegetieren dahin, versuchen zu schlafen, um den Hunger zu lindern, der ihnen die Eingeweide zerfrisst.
    Am Anfang der menschlichen Geschichte war es Sache des Mannes, dank seiner physischen Stärke die Nahrung für die Frau und das Kind zu besorgen. Doch die Zeiten, in denen sich die Grundbedürfnisse der Menschen einer zu ihrer Befriedigung unzureichenden Menge an Gütern gegenübersahen, sind heute vorbei.
    Der Planet bricht unter seinen Reichtümern zusammen. Wir haben es hier also mit keinem schicksalhaften Geschehen zu tun. Wenn eine Milliarde Menschen Hunger leiden, liegt es nicht an einer zu geringen Nahrungsproduktion, sondern daran, dass so viele Menschen keinen Zugang zu dieser Nahrung haben.
    Auf unserem endlichen Planeten, auf dem keine »Entdeckungen« mehr möglich sind und keine neuen Territorien erobert werden können, bekommt diese einseitige Aneignung dessen, was die Erde uns schenkt, ein neues Gesicht. Der Skandal der ungerechten Verteilung ist ungeheuerlich.
    Mahatma Gandhi schreibt: The world has enough for everyone’s need, but not for everyone’s greed (»Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier«).
    Als erster hat Josué de Castro gezeigt, dass der wichtigste Faktor, der für das Massaker von Unterernährung und Hunger verantwortlich ist, die ungleiche Verteilung von Reichtum auf unserem Planeten ist. Doch seit seinem Tod vor vierzig Jahren sind die Reichen noch reicher und die Armen unendlich viel notleidender geworden.
    Nicht nur die finanzielle, wirtschaftliche und politische Macht der transkontinentalen Konzerne ist enorm gestiegen, sondern auch das
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