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Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
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Großfeinstern«, sagte ich.
    Da sagte Lasse: »Nein, das war nicht dieser Stern. Der Großfeinstern ist heute Nacht heruntergefallen. Dieser da heißt Königinnenkrone. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Manchmal singen wir, wenn wir von der Schule nach Hause gehen.

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    »Weißt du, wie viel Sterne stehen« und andere Lieder, die wir in der Schule gelernt haben. Wenn jemand uns hörte, würde er nicht wissen, wer singt. Denn es ist so dunkel, dass er nicht sehen kann, dass es nur wir Kinder aus Bullerbü sind, die durch die Dunkelheit gehen und singen.

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    Als wir uns verkleideten
    Eines Abends im Herbst waren alle Eltern von Bul-lerbü beim Kaufmann in Storbü eingeladen. Nur wir Kinder waren zu Hause.
    Und Großvater. Und Agda. Ich blinkte mit meiner Taschenlampe dreimal aus dem Fenster zu Britta und Inga hinüber. Das bedeutete:
    »Kommt sofort her! Ich muss euch was erzählen!« Es dauerte nicht lange, bis ich sie die Treppe heraufkommen hörte. Aber ich hatte ihnen eigentlich gar nichts zu erzählen. Ich fand nur, wir müssten uns irgendetwas Lus tiges ausdenken. Erst besahen wir alle meine Oblaten und spielten eine Weile Mensch- ärgere-dich-nicht. Dann fiel uns ein, dass wir zu Agda hinuntergehen und uns mit ihr unterhalten könnten.
    Und da kam Inga auf einen guten Einfall. Sie schlug vor, wir 68
    wollten uns verkleiden, so dass Agda uns nicht erkennen könnte.
    Jetzt hatten wir es aber eilig! Auf dem Boden hängen viele Kleider von Papa und Mama. Britta sagte, sie wolle sich als Herr verkleiden.
    Sie zog Papas gestreifte Hose und eine braune Jacke an und setzte Papas steifen Hut auf. Die Hosenbeine waren natürlich zu lang; sie musste sie mit Sicherheitsnadeln feststecken und die Ärmel musste sie aufkrempeln. Schließlich malte sie sich mit einem Korken, den wir rußig gemacht hatten, Schnurrbart und Backenbart. Sie sah aus wie ein komischer kleiner Mann und Inga und ich lachten so über sie, dass wir fast nicht in die Kleider kamen. Ich zog Mamas schwarzen Rock an und eine geblümte Bluse und setzte schließlich einen schwarzen Hut mit Schleier auf. Als ich den Schleier herunterließ, konnten Britta und Inga mich nicht erkennen. Inga wollte auch einen Hut mit Schleier aufsetzen, aber wir konnten weder einen Hut noch einen Schleier finden und da band sie sich ein Kopftuch um. Sie hatte einen langen Rock und eine Jacke an. Lasse und Bosse waren drüben bei Ole, sodass wir die Treppe hinunterkamen, ohne dass uns jemand sah. Wir schlichen uns zur Haustür hinaus, gingen nach hinten an die Küchentür und klopften an. Wir klopften sehr laut.
    »Wer ist da?«, fragte Agda von drinnen und es klang, als ob sie Angst hätte.
    Erst wussten wir nicht, was wi r antworten sollten, aber dann sagte Britta mit ganz tiefer Stimme: »Fremde Wanderer!«
    »Sie können nicht hereinkommen, hier ist keiner zu Hause«, sagte Agda.
    »Wir wollen aber hinein«, riefen wir und hämmerten ge gen die Tür.
    Aber da mussten wir lachen. Ich versuchte erst, ganz leise zu lachen, aber dann gluckste es vor Lachen aus mir heraus und ich glaube, Agda muss es doch wohl gehört haben. Sie öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt weit und wir benutzten die Gelegenheit und zwängten uns hinein.
    »Nein, so etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Agda. »Was kommen denn da für feine Leute zu Besuch?« »Ich heiße Herr Karlsson«, sagte Britta. »Und das hier sind meine Frauen.«

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    »Sie haben wirklich sehr schöne Frauen, Herr Karlsson«, sagte Agda. »Und noch dazu zwei. Darf ich die Herrschaften zu einem Glas Saft einladen?« Das durfte sie natürlich.
    Wir tranken Saft und spielten, dass wir erwachsen wären, und es ging viel besser als sonst, weil wir jetzt »erwachsene Kleider«
    anhatten.
    Dann kamen wir auf den Einfall, zum Südhof hinüberzugehen und uns den Jungen zu zeigen. Die Haustür war nicht verschlossen, sodass wir einfach hineingehen konnten.
    Als wir die Treppe zu Oles Zimmer hinaufstiegen, stolperte Inga über ihren langen Rock und es gab einen gewal tigen Lärm. Ole öffnete seine Tür, um zu sehen, was los wäre. Und er erschrak doch so sehr, dass er zurücksprang, als er uns sah. Es war ja dunkel draußen auf dem Dachbo den und aus der offenen Tür fiel nur ein klein wenig Licht, sodass er wohl glaubte, dort ständen drei Gespenster an der Treppe.
    Als Lasse sah, dass wir uns verkleidet hatten, wollte er sich auch verkleiden, und da wollten Bosse und Ole es natür lich auch. Lasse zog ein Kleid von Oles Mutter
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