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Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Titel: Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls , Karo Stein , Raik Thorstad , Nico Morleen , Isabel Shtar
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festen Händen ist. Kenne ich die Spielregeln ihrer Beziehung? Allein der Gedanke, dass ich einen Abend mit ihm verbringen könnte, ist Grund genug, um scharf zu werden. Vermutlich wird nichts geschehen und wenn, dann nur dieses eine Mal. Aber sei es drum. Ich nehme alles, was ich von Dirk bekommen kann. Ich träume schon zu lange von ihm, um vernünftig zu sein.
     
    24. Dezember
     
    Freunde, es geht mir schlecht.
    Mein Körper weiß, dass in zwei Stunden Feierabend ist. Die Bakterien und Viren laden zum gemütlichen Kuscheln in den Ruinen meines Immunsystems ein. Die Nacht war ein Albtraum. Wer nicht durch die Nase atmen kann, hat einen trockenen Mund. Wer einen trockenen Mund hat, muss trinken. Wer niemanden hat, der die Wasserflaschen auswechselt, muss selbst aufstehen. Aber das macht nichts, weil man eh dauernd pinkeln muss. Dazu der Tanz mit der abwechselnd zu warmen oder zu kalten, da verschwitzten Bettdecke, der Wiegeschritt zwischen Schüttelfrost und Verglühen.
    Ich habe nicht geschlafen, nicht gefrühstückt und kann knapp 39 Grad Fieber aufweisen. Mein Hals ist geschwollen und Husten schmerzt in der Brust.
    Ich kann nicht mehr. Ich weiß, das habe ich gestern auch schon gesagt. Aber heute ist es wirklich schlimm um mich bestellt.
    Ein Wort zum Thema kranke Männer: Ja, wir sind viel empfindlicher als die weibliche Hälfte der Bevölkerung, die sich tapfer durch PMS und Schwangerschaften schlägt. Wir sind Jammerlappen. Wir markieren den unerschütterlichen Hengst, und sobald wir eine verstopfte Nase haben, liegen wir stöhnend auf dem Sofa und wollen unser Testament aufsetzen. Natürlich ist das von außen betrachtet lächerlich. Aber das ändert nichts daran, dass es uns dreckig geht und wir Schmerzen und Krankheit weitaus schlechter erdulden können als unsere Schwestern, Mütter und Töchter. Warum die Natur das auf diese Weise eingerichtet hat, ist mir ehrlich gesagt egal. Ich weiß nur, dass ich in mein Bett will. Punkt.
    Der einzige Grund, warum ich nicht das Handtuch schmeiße, ist, dass wir uns alle wie Schlafwandler durch das Geschäft bewegen. Selbst Maren ist geblieben, obwohl sie kaum noch etwas hört. Mittelohrentzündung nehme ich an. Sie packt Geschenke ein, ich kassiere. Es ist die Hölle auf Erden und hat mit Weihnachten so viel gemein wie ich mit einem Pantoffeltierchen.
    Mir ist nicht einmal die Energie geblieben, mich über Last-Minute-Kunden aufzuregen. Meine Müdigkeit hat einen Punkt erreicht, an dem ich mich wie auf Wolken bewege. Ab und an pikst es in meinem Kopf und mir wird bewusst, dass ich so ausgelaugt bin, dass es schmerzt. Dann kehrt die Watte an ihren Platz zurück und ich schwebe mit ihr durch den Morgen des Heiligabends.
    Es ist 12.34 Uhr, als Dirk kommt, um das Buch für seine Mutter abzuholen. Ich weiß es auf die Minute genau, da ich meine Armbanduhr nicht aus den Augen lasse. Sie liegt auf dem Kassentisch neben dem Plätzchenkorb, den eine gute Kundin uns als Dankeschön vorbeigebracht hat, weil wir ... ich schweife ab.
    Sogar Dirks Erscheinen ist mir nahezu gleichgültig, was viel über meinen gesundheitlichen Zustand aussagt. Ich freue mich für ihn, dass Kati ihr Versprechen wahrgemacht hat. Doch hier und heute ist er in erster Linie ein Kunde, für den ich meine bleischweren Finger an den Scanner heben muss.
    „Wow, du siehst ja beschissen aus“, haut er mir um die Ohren. Dieser Satz gehört auf die Liste von Dingen, die niemand gern über sich hört. Schon gar nicht von einem Mann wie Dirk.
    Er unterzieht mich einer strengen Musterung: „Wie hoch ist das Fieber denn, hm?“
    Ich bewege vage die Hand. Er erwartet eh keine Zahlen. Er will mir nur deutlich machen, wie übel ich aussehe.
    Während ich seine Bestellung aus dem Regal fische, wird mir schwindelig. Ich muss mich am Brett festhalten, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Für den Bruchteil einer Sekunde ist mir schwarz vor Augen. Glücklicherweise hat das Regal ein Einsehen mit mir und hält meinem Gewicht stand.
    Ich reiche das Buch an Maren weiter, die es mit einem erschöpften Lächeln entgegen nimmt. Es ist eigenartig. Ihre Sommersprossen scheinen mir heute zahlreicher als sonst. Meine Wahrnehmung ist trüb und gleichzeitig selten scharf.
    Ich schäme mich ein bisschen vor Dirk. Jeder wird krank. Aber nicht jeder sieht dabei aus wie ein aufgeschwemmter Champignon. Ich schon.
    „Hast du bald Feierabend? Das ist ja nicht mitanzusehen. Du gehörst ins Bett“, sagt Dirk leise,
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