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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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Dort fand sich allerdings noch ein Tisch in einer Ecke. Elena ließ sich ächzend auf den Holzstuhl mit der gepolsterten, ledernen Sitzfläche fallen.
    »Es tut weh«, sagte sie lächelnd zu Lea.
    »Das glaub ich gerne. Du wolltest es nicht anders.«
    »Ich werd‘s auch bestimmt nicht bereuen.«
    Der Kellner kam und Elena bestellte ein Guinness und ein Glas Jameson für sich. Lea blieb bei Cola.
    »Also«, begann Elena, als ihre Getränke schließlich kamen, »Ich hätte gerne schöne Sleeves. Was kannst du mir da empfehlen.«
    »Für beide Arme?«, fragte Lea nach und Elena nickte.
    Die Piercerin holte aus ihrem Rucksack einen dicken Ordner hervor und blätterte durch die unzähligen Klarsichthüllen. Schließlich schien sie gefunden zu haben, was sie suchte, drehte den Ordner und schob ihn zu Elena.
    »Die Vorlage hab ich einer Bekannten gemacht. Sie wollte diesen japanischen Stil mit den Kois und den Lotosblüten. So etwas könnte ich mir bei dir gut vorstellen. Nur würde ich die Figuren deiner anderen Tattoos fortführen. Also Kolibris, Vögel, Schmetterlinge. Dazu Kirsch- oder Lotosblüten. Ich weiß, Lotos ist eher chinesisch, aber im Ernst, wer weiß so etwas schon.«
    Bislang hatte Elena noch nichts gesagt. Sie blätterte durch die Fotos mit den Arbeiten der jungen Tätowiererin. Sie schien sehr ruhige Hände zu haben und ihre Zeichnungen wie die wenigen gestochenen Tattoos waren hervorragend.
    »Die sind wirklich gut«, sagte sie schließlich, »Und dein Vorschlag gefällt mir auch sehr. Das Muster könnte man auch weiterführen. Hinauf zur Brust zum Beispiel. Vielleicht müsste man allerdings die Ranke dann etwas anpassen.«
    »Was ich bisher gesehen habe, würde das von Stil her gut harmonieren«, meinte Lea, »Zumindest könnte ich etwas zeichnen, das auch dazu passt.«
    »Das wäre toll. Wie lange warte ich bei dir auf einen Termin?«
    »Morgen hätte ich Zeit.«
    Elena lachte, doch Leas Gesicht blieb ernst.
    »Du meinst das ernst?«, fragte die Schwarzhaarige.
    »Ja. Ich bin im Studio als Piercerin und Bedienung angestellt. Du weißt schon, Rechnungen, Abrechnung, Einkauf, all das. Außerdem arbeite ich immer wieder als Gastkünstler. Aber als regulärer Tätowierer bin ich nicht gebucht. Aber ich darf die Geräte benutzen, privat versteht sich.«
    »Das ist seltsam. Du bist wirklich gut und vor allem hast du eine Art, die, vor allem bei Frauen, bestimmt toll ankommen würde.«
    »Ich tätowiere lieber als ich pierce«, meinte Lea, »Aber bisher hat es sich noch nicht anders ergeben. Ich bin noch jung. Das kommt noch.«
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Ich bin fast 23 und du?«
    »Ich bin 23«, antwortete Elena lachend.
    Lea stimmte in ihr Lachen ein. Bislang hatte sie die Entscheidung nicht bereut ihrer Kundin zu folgen und sie hoffte, es würde sich nicht ändern. Lea war auch noch nicht lange in der Stadt und kannte außerhalb des Studios und der Kundschaft kaum jemanden in der näheren Umgebung. Es fiel ihr nicht schwer Leute kennenzulernen, doch sie als Freunde zu behalten schien teilweise unmöglich.
    »Wie lange hast du jetzt Urlaub?«, fragte sie schließlich.
    »Vier bis sechs Wochen«, sagte Elena.
    Die Piercerin trank einen Schluck, als ihr klar wurde, worauf sich diese Antwort bezog. Elena hatte frei, bis ihr neues Piercing verheilt war. Der daraus folgende Schluss ließ Lea sich verschlucken. Sie hustete heftig und erst als ihr Gegenüber ihr auf den Rücken klopfte, beruhigte sie sich wieder einigermaßen.
    »Du bist«, stotterte sie flüstern, »Du bist eine N…«
    Sie hielt sich beide Hände vor den Mund und fühlte wie sie rot im Gesicht wurde. Das würde nur zu gut passen. Jemand der im Rotlichtmilieu arbeitete, hatte selten Freunde außerhalb davon.
    »Nein«, sagte Elena schließlich, nachdem Lea wieder Luft bekam, »Ich bin keine Hure. Ich gebe zu, ich arbeite hin und wieder bei einer Escort-Agentur, aber ich bin keine Nutte.«
    »Verzeih mir, aber ich bin kurz erschrocken. Ich wollte dich nicht beleidigen oder irgendeine Prostituierte irgendwo. Aber… Ich weiß nicht was das war.«
    Lea stützte ihren Kopf in ihre Hände. Sie wirkte verzweifelt, doch Elena nahm sanft ihre Hand und suchte ihren Blick, als die Piercerin wieder zu ihr aufblickte.
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Also: Ich bin keine Hure, aber du bist mit der Tätigkeit sehr nahe ran gekommen. Sagen wir so, ich bin Schauspielerin.«
    Augenblicke lang starrte Lea der Schwarzhaarigen mit offenem Mund in die
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