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Winterherzen

Winterherzen

Titel: Winterherzen
Autoren: Howard Linda
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bedeutet. Seitdem war Sarah ihren Eltern noch mehr entfremdet. Ihre Mutter hatte ein zweites Mal geheiratet und lebte auf den Bermudas. Ihr Vater, ebenfalls wieder verheiratet, war nach Seattle gezogen und mit siebenundfünfzig liebender Vater eines sechsjährigen Sohnes.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass sie alle Höflichkeiten vernachlässigt hatte, und sprang auf. „Entschuldige. Möchtest du etwas trinken?“
    „Du hast nicht zufällig ein Bier, oder?“, fragte er sanft.
    Sie schmunzelte. „Nein, da hast du Pech. Die Auswahl beschränkt sich auf Limonade, Wasser, Tee oder Milch.“
    „Kein Alkohol?“
    „Ich trinke nicht viel. Mein Körper verträgt das nicht. Ich habe im College festgestellt, dass ich die billigste Betrunkene bin, die man sich vorstellen kann.“ 
     Wenn sie lächelte, wurde ihr Gesicht so lebhaft, dass ihm der Atem stockte. Er rutschte unbehaglich auf dem Sofa umher. Verflixt! Alles an ihr ließ ihn an Sex denken.
    „Ich verzichte auf einen Drink. Es sei denn, du lädst mich zum Essen ein.“
    Sarah sank zurück in den Sessel. Wie konnte sie ihn zum Essen einladen? Es war später Nachmittag, und sie hatte nichts eingekauft. Das Einzige, was sie ihm bieten konnte, waren Erdnussbutterbrote, und er wirkte nicht wie ein Erdnussbuttertyp. Hilflos hob sie die Hände. „Meine Schränke sind zwar nicht leer, aber so gut wie. Ich kann dich zum Essen einladen, aber es würde ein sehr spätes Dinner, weil ich zuerst einkaufen gehen müsste.“
    Er lachte, und dieses tiefe, samtweiche Lachen ließ ihn so charmant wirken, dass ein Schauer über ihren Rücken rann.
    „Warum führe ich dich nicht stattdessen zum Dinner aus?“, schlug er vor, und plötzlich wusste sie, dass er das von Anfang an geplant hatte und sie nur necken wollte.
    „In Ordnung“, willigte sie ein. „Was hast du im Sinn?“
    „Steaks. Wenn es in Texas nicht die größten Steaks der Welt gibt, dann gibt es sie nirgendwo. Ich habe nicht zu Mittag gegessen“, gestand er ein.
    Weil er so hungrig war, gingen sie früh essen. Sarah aß ihr Steak, ohne es zu schmecken. Sie konzentrierte sich völlig auf Rome und wunderte sich über den Lauf der Dinge. Sie konnte kaum glauben, dass sie eine normale Unterhaltung mit ihm führte, so als hätten die leidenschaftlichen Liebkosungen am Abend zuvor nie stattgefunden.
    Das Gespräch drehte sich unweigerlich um ihre Arbeit. Sarahs Chef, Mr. Graham, war zwar Seniorvizepräsident, doch es war kein Geheimnis, dass nicht er, sondern Rome den Stuhl des Vorstandsvorsitzenden Mr. Edwards einnehmen würde, wenn dieser in den Ruhestand trat. Rome war jung und dazu ein brillanter Stratege. Sarah hielt ihn für äußerst geeignet für eine derart hohe Position, denn er besaß die erforderliche starke Persönlichkeit, die Intelligenz und die Ausstrahlung. In all den Jahren, die sie ihn kannte,hatte sie nur einmal erlebt, dass er die Beherrschung verlor. Er konnte sehr zornig werden, hatte sich jedoch gewöhnlich unter eiserner Kontrolle. Deshalb schien es umso erstaunlicher, dass er am Vorabend so wütend auf sie geworden war.
    Zuerst wirkte Rome ein wenig steif, doch mit Fortschreiten des Dinners entspannte er sich und zeigte großes Interesse. Sarah war außerordentlich aufmerksam. Sie hatte im Laufe der Jahre viele Einsichten in die Firmenpolitik sowie in die Stärken und Schwächen der anderen Arbeitskollegen gewonnen. Gewöhnlich äußerte sie ihre Ansichten nicht, doch Rome gegenüber verschwand ihre Zurückhaltung. Ihr Gesicht, das gewöhnlich so verschlossen und abweisend wirkte, wurde lebendig angesichts seiner Aufmerksamkeit, und ihre meergrünen Augen funkelten reizvoll.
    Das Gespräch verstummte nicht, als er sie schließlich nach Hause fuhr, und nachdem er vor ihrer Wohnung angehalten hatte, blieben sie im Wagen sitzen wie zwei Teenager und unterhielten sich weiter.
    Unvermittelt nahm Rome ihre Hand und verkündete: „Ich habe diesen Abend sehr genossen. Es ist ewig her, dass ich mit einer Frau reden konnte. Seit Diane tot ist, hatte ich keine Beziehung zu einer Frau. Ich meine damit, mit einer Frau befreundet zu sein, mit ihr reden zu können, ihre Gesellschaft zu genießen, mich entspannen zu können. Ich glaube, das habe ich am meisten vermisst. Heute Abend war es sehr schön. Danke.“
    Sarah drückte seine Hand. „Dazu sind Freunde doch da.“
    Er begleitete sie zu ihrer Wohnung. Sarah schloss die Tür auf und knipste das Licht im Flur an, bevor sie sich zu ihm umdrehte. Sie
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