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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest
Autoren: Jørn Lier Horst
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immer etwas, das nicht für den Verdächtigen spricht.
    »Apropos Schuhe«, sagte Mortensen. »Der Typ, den sie den Yes-man nennen, hat dieselbe Schuhgröße wie der blutige Abdruck in Thomas R ø nningens Hütte. Die Kollegen in Oslo durchsuchen seine Wohnung jetzt nach einem Paar Nike- Schuhe.«
    Wisting runzelte die Augenbrauen. Obwohl der heutige Tag sie vorangebracht hatte, gab es unbeantwortete Fragen. Eine davon war, was eigentlich in der Hütte des bekannten Moderators vorgefallen war.
    »Haben wir Klaus Bang unter Kontrolle?«, fragte er und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Der Drogenkurier, der mit der Fähre aus Dänemark eintreffen würde, war einer der unbekannten Faktoren, die dazu führen konnten, dass sich das Netz um Rudi Muller zusammenzog. Er hatte Nils Hammer die Verantwortung für die Festnahme Bangs übertragen.
    »Das Empfangskomitee ist schon bereit«, versicherte ihm Hammer.
    »Wer bleibt hier und kümmert sich darum?«
    Nils Hammer und die beiden anderen hoben die Hände. »Das wird ein leichtes Spiel«, erklärte er. »Der Zoll winkt ihn für uns raus.«
    Wisting nickte anerkennend. Die informelle Besprechungsrunde löste sich auf und Wisting schenkte sich einen Kaffee ein, ehe er zurück in seine Büro ging.
    Draußen war es dunkel. Er konnte hören, wie der Regen auf den Sims vor dem Fenster prasselte, und dass es im Fallrohr der Dachrinne plätscherte.
    Er hatte Suzanne versprochen, um zehn zu Hause zu sein. Dann war es genau eine Woche her, dass der Fall begonnen hatte.
    Er hatte auch mit Line telefoniert. Sie war in Oslo. Er hatte keine Zeit gehabt, ausführlich mit ihr zu sprechen, aber sie hatte gesagt, sie würde heimkommen und in ihrem alten Zimmer übernachten. Er blickte auf die Uhr und stellte fest, dass er noch Zeit hatte, einige der letzten Protokolle zu lesen.
    Viertel vor zehn kam Nils Hammer in sein Büro, in der Hand eine blanke DVD.
    »Du hast recht, von nun an fügen sich alle Puzzleteile zusammen«, sagte er und spielte damit auf das an, was Wisting ein paar Stunden zuvor im Besprechungsraum gesagt hatte.
    Wisting blickte neugierig auf die DVD und wartete auf die Fortsetzung.
    »Vor drei Tagen habe ich herausgefunden, dass Lines Auto eins von denen war, die innerhalb der Kernzeit die Mautstationen passiert haben«, sagte Hammer und setzte sich.
    Wisting nickte. Das war kein Geheimnis mehr, aber Hammer hatte allen Grund, Wisting dafür zu kritisieren, dass er seine Entdeckung nicht zugegeben hatte.
    »Ich hatte damit gerechnet«, fuhr Hammer fort.
    Kritik war offensichtlich nicht das Thema.
    »Das Auto brauchte fast sieben Minuten länger zwischen den Mautstationen als die anderen.«
    »Sie haben unterwegs angehalten?«, schlug Wisting vor.
    Hammer nickte und reichte Wisting die DVD. »Die habe ich vor einer halben Stunde bekommen«, erklärte er.
    Wisting nahm die DVD und legte sie in den Computer ein. Der Mediaplayer startete. Auf dem Bildschirm sah Wisting, wie Lines Auto an die Zapfsäulen einer Tankstelle heranfuhr.
    »Das ist Shell in Grelland«, sagte Hammer. »Die einzige Tankstelle zwischen den Mautstationen.«
    Auf dem Bildschirm ging die Beifahrertür auf. Trond Holmberg stieg aus und begann, Benzin in den Tank zu zapfen. Anschließend ging die Tür auf der Fahrerseite auf. Wisting beugte sich vor. Rudi Muller stieg aus und verschwand im Tankstellengebäude.
    »Jetzt hat jemand ein Erklärungsproblem«, grinste Hammer.

72
    Ein anderer Polizist fuhr Line zurück nach Sjurs ø ya, um das Auto zu holen. Die Terminaltrucks fuhren immer noch im Hafengelände hin und her. Der Regen zeichnete sich als Streifen im gelben Licht der Scheinwerfer ab.
    Sie erklärte, wie der Polizist fahren musste, um das Auto zu finden. Es stand noch an derselben Stelle, aber etwas war anders.
    Sie stieg aus und stöhnte resigniert auf, dann ging sie kopfschüttelnd zu ihrem Wagen.
    Die Scheibe auf der Beifahrerseite war eingeschlagen. Der Sitz, auf dem die Kamera und die Tasche mit dem Laptop gelegen hatten, war leer. Zurückgeblieben war nur eine kleine Pfütze Regenwasser.
    Das hatte sie nicht verdient, dachte sie. Nach allem, was passiert war, hatte ihr ein aufgebrochenes Auto gerade noch gefehlt. Sie achtete eigentlich immer sorgfältig darauf, keine Wertsachen im Auto zurückzulassen, wenn sie es abstellte, aber es war alles so schnell gegangen, als die beiden Fahnder sie gepackt und zur Polizeiwache gebracht hatten.
    »Scheiße!«, fluchte sie.
    Sie hatte keine
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