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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)
Autoren: Jennifer McMahon
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Schlafanzug mit Füßlingen und hatte ihre Puppe Mimi im Arm.
    »Also, wer hat Lust auf Zimtschnecken?«, fragte ihre Mom fröhlich und öffnete die Ofentür.
    Nach dem Frühstück schlichen die beiden Schwestern ins Schlafzimmer ihrer Mutter, während diese in der Küche den Abwasch machte.
    »Stimmt das«, fragte Fawn, sobald sie allein waren und sich über das Geheimfach im Boden beugten, »dass wir gar keine richtigen Schwestern sind?« Sie blickte in das Loch unter den Dielen.
    Ruthie streckte die Hand aus und hob Fawns Gesicht an, bis sie einander in die Augen schauten. »Du bist meine Schwester, Fawn. Du wirst immer meine Schwester sein, ganz egal, was kommt.«
    Fawn lächelte, und Ruthie beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Sie nahmen alle fleckigen Tagebuchseiten, Toms und Bridgets Portemonnaies und den Revolver aus dem Geheimfach. Dann steckten sie die Sachen in Fawns Rucksack, um sie zum Brunnen zu bringen.
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Fawn erneut. »Mom ist bestimmt total sauer, wenn sie rausfindet, dass wir die Sachen genommen haben.«
    Ruthie nickte. »Das wird schon. Außerdem müssen wir es machen. Mom hat es nicht über sich gebracht, die Sachen loszuwerden – sie hatte ein schlechtes Gewissen oder was auch immer, und das verstehe ich auch, aber denk nur mal an den ganzen Ärger, den das verursacht hat. Solange es diese Papiere gibt, werden immer wieder Leute bereit sein, verrückte Dinge zu tun, um sie in die Finger zu bekommen. Und solange die Anleitung existiert, können neue Schlafende erschaffen werden.«
    Fawn sah Ruthie verdattert an. »Dann gibt es die Monster also in echt?«
    Ruthie holte tief Luft. »Ja, aber sie können nichts dafür, dass sie so sind, wie sie sind. In Wahrheit tut mir Gertie leid. Sie hat das alles bestimmt nicht gewollt.«
    Im Wald war es still, als die Mädchen auf der Suche nach dem alten Brunnen den Hügel hinaufgingen. Sie durchquerten die Obstwiese und kamen an der Stelle vorbei, wo Ruthie ihren toten Vater mit der Axt gefunden hatte. Immer höher stiegen sie, und je näher sie der Teufelshand kamen, desto steiler wurde der Pfad. Steine schauten unter der frischen Schneedecke hervor – einige groß und spitz, andere glatt und rund wie riesige Eier. Oben angekommen, blieben sie unterhalb der fünf hohen Finger stehen. Ruthie suchte nach dem Eingang zur Höhle, doch der Stein war an seinen Platz zurückgerollt worden und unter einer frischen Schneewehe begraben. Kein Vogel sang, nichts regte sich. Nur hin und wieder hörte man Schnee, der von den Zweigen rutschte, zu Boden fallen.
    Als sie endlich nördlich der Teufelshand den alten Brunnen fanden, waren sie beide außer Atem, aber froh, am Ziel zu sein.
    »Hier ist Gertie gestorben?«, fragte Fawn. Ihr Atem stand in kleinen weißen Dampfwolken in der Luft. Sie hielt ihre Puppe Mimi fest im Arm.
    Ruthie nickte und spähte in den Brunnenschacht – ein Ring aus Feldsteinen und ein großes dunkles Loch, das bis in unendliche Tiefen zu reichen schien.
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie hinunterfiel. Wie sie zu dem hellen Kreis Tageslicht aufblickte und ihn immer kleiner und kleiner werden sah, bis er irgendwann nicht größer war als der weit entfernte Mond.
    Die Mädchen hatten sich warm angezogen und trugen Schneeschuhe an den Füßen. Die Sonne war gerade über den Horizont gestiegen, ihr diesiges Licht schien durch die Bäume. Der Wald ringsherum lag unter einer weißen Decke. Es war vollkommen still. Nicht einmal ein Windhauch regte sich. Ruthie kam es vor, als schliefe die Welt, und sie wären die Einzigen, die schon wach waren.
    »Dann ist es bestimmt richtig so«, sagte Fawn und ließ sich den kleinen Rucksack vom Rücken gleiten, den sie getragen hatte. Sie öffnete ihn, holte die Tagebuchseiten heraus und gab sie Ruthie. »Ich glaube, es ist besser, wenn du das machst«, meinte sie und wirkte plötzlich viel älter als ihre sechs Jahre; eine kluge Greisin im Körper eines Kindes. »Du bist ja schließlich mit ihr verwandt.«
    Ruthie nahm die Seiten in die Hand. Die Tinte war verblasst, das Papier fleckig, zerknittert und mit Candaces Blut gesprenkelt. Auf diesen Seiten standen, in stark nach rechts geneigter Handschrift, die Worte ihrer Urgroßtante. Die Anleitung, wie man einen Schlafenden zum Leben erweckte.
    Sie fuhr die Zeilen mit dem Finger nach und dachte daran, dass ihre leiblichen Eltern Tom und Bridget genau diese Seiten früher einmal in den
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