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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)
Autoren: Jennifer McMahon
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Taschenlampe, mit der sie nach vorn den Weg leuchtete. Ihr Rücken war klatschnass von Schweiß. Sie zwang sich, weiterzugehen, weiterzuatmen.
    »Alles klar da hinten, kleines Reh?«, fragte sie, da sie sich nicht nach ihrer Schwester umdrehen konnte.
    »Ja«, antwortete Fawn.
    »Bleib einfach dicht hinter mir«, sagte Ruthie.
    »Mmmhmm.«
    Langsam gingen sie immer weiter, und nach einer Weile fiel ihr etwas auf. Das Licht veränderte sich. Ruthie knipste die Taschenlampe aus. Von vorn kam ein Lichtschein. Waren sie im Kreis gelaufen und wieder in der Felskammer mit den brennenden Öllampen gelandet? Ruthies Herz machte einen Satz. War die Freiheit so nahe?
    »Schh«, mahnte Ruthie und nahm Fawn wieder bei der Hand. Langsam und auf Zehenspitzen schlichen sie weiter. Um sie herum wurde es immer heller. Wenige Meter vor ihnen endete der Tunnel in einer Kammer. Es war definitiv nicht dieselbe wie die, durch die sie hineingekommen waren. Ruthie presste sich mit dem Rücken an die Tunnelwand, zog Fawn neben sich und legte warnend den Finger an die Lippen: Leise . Fawn nickte. Ruthie hob die Hand und bedeutete Fawn, stehen zu bleiben. Erneut nickte Fawn. Ihre Augen waren groß wie die eines Lemuren. Den Revolver fest in der rechten Hand, schlich Ruthie vorwärts, um einen Blick in die Kammer zu werfen.
    Sie war annähernd dreieckig und kleiner als die Kammer, durch die sie gekommen waren. Auch die Decke war niedriger. Auf einem Tisch flackerte eine Öllampe. Vor dem Tisch stand ein einzelner Stuhl, und darauf saß, mit dem Rücken zu ihnen, eine Frau. Ruthie erkannte ihre Figur, ihre Haare, den abgetragenen grauen Pullover.
    Ihr Herz überschlug sich fast in ihrer Brust. Sie wollte rufen, aber sie spürte Gefahr. Irgendetwas an der Szene kam ihr falsch vor – als wäre es eine Falle.
    »Bleib hier!«, befahl sie Fawn und drückte ihre Schwester gegen die Tunnelwand. »Wenn irgendwas ist, rennst du weg, so schnell du kannst.«
    Fawn nickte furchtsam.
    Ruthie pirschte in die Kammer. Sie ließ den Blick umherhuschen, um festzustellen, ob sich etwas in den Schatten verbarg. Nichts. Keine weiteren Möbel, nichts regte sich. Da waren nur die kalten dunklen Felswände. Auf der gegenüberliegenden Seite führte ein weiterer Tunnel aus der Kammer hinaus. Er gähnte wie ein schwarzer Mund. Gut möglich, dass dort jemand – oder etwas – auf sie lauerte.
    »Mom?«, rief Ruthie und ging mit erhobener Waffe weiter in den Raum hinein, wobei sie den dunklen Tunnel auf der anderen Seite nicht aus den Augen ließ.
    Ihre Mutter drehte sich nicht um. Sie sagte kein Wort. Mit angehaltenem Atem trat Ruthie näher. Ihre Mutter zuckte und zappelte auf ihrem Stuhl wie bei einem Krampfanfall. Sie sah aus, als hinge sie an unsichtbaren Fäden, an denen jemand ruckte.
    Ruthie erstarrte. Plötzlich überkam sie die Angst, dass diese Frau vielleicht gar nicht ihre Mutter war; dass sie sich jeden Moment umdrehen und Ruthie in das graue Gesicht eines Aliens oder irgendeines grässlichen bleichen Höhlenmonsters blicken würde.
    »Mom?«, sagte sie noch einmal. Um herauszufinden, was los war, musste sie näher heran. Sie zwang sich zum Weitergehen, obwohl ihre Beine wie Gummi waren. Erst einen Schritt, dann noch einen.
    Im Näherkommen erkannte sie, dass ihre Mutter an den Stuhl gefesselt war und ein Tuch als Knebel im Mund hatte. Die Haare standen ihr nach allen Seiten vom Kopf ab, ihre Kleider waren zerknittert und schmutzig, doch ihr Blick war wach, und sie schien nicht verletzt zu sein.
    »Mom!«, rief Ruthie. »Warte, ich helfe dir.« Sie legte den Revolver auf den Tisch und begann den Knebel zu lösen.
    »Wer hat das mit dir gemacht?«, fragte sie, sobald das Tuch entfernt war. »Wie bist du hierhergekommen?« Als Nächstes machte sich Ruthie an den rauen Hanfseilen zu schaffen, mit denen ihre Mutter an den Stuhl gebunden war.
    »Schh!«, zischte ihre Mutter warnend. »Wir müssen leise sein. Und wir müssen hier raus. Sofort.«
    »Mommy!«, rief Fawn, stürzte aus der Dunkelheit auf sie zu und schlang ihrer Mutter die dünnen Ärmchen um den Leib.
    Das Gesicht ihrer Mutter war angespannt vor Besorgnis. Sie warf Ruthie einen strafenden Blick zu. »Du hättest sie nicht herbringen dürfen.«
    »Das weiß ich selbst. Es ist kompliziert«, gab Ruthie zurück.
    »Egal«, sagte ihre Mom. »Bind mich einfach los. Wir müssen zusehen, dass wir hier wegkommen.«
    Zuerst versuchte Ruthie, die Knoten im Hanfseil aufzuknüpfen, doch als sich das als
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