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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit
Autoren: Linda Miller
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seiner Gicht auf einen Stock gestützt und für die lange, harte Fahrt auf die Triple M Ranch gekleidet.
    „Sie sollten es Hannah sagen“, meinte der alte Mann.
    „Was soll ich ihr sagen?“ Es machte Doss verlegen, belauscht worden zu sein.
    „Dass Sie sie genug lieben, um anstelle ihres Sohnes sterben zu wollen.“
    „Das braucht außer Gott niemand zu wissen.“ Er setzte seinen Hut wieder auf. „Was haben Sie hier überhaupt zu suchen? Außer Privatgespräche eines Mannes zu belauschen, meine ich?“
    Doc lächelte. Er war stämmig, mit einem vollmondrunden Gesicht, einem dünnen Bart und durchdringenden kleinen Augen, denen nichts zu entgehen schien. „Ich komme mit Ihnen.
    Und wir sollten besser losfahren, wenn der Junge so krank ist, wie Sie sagen.“
    „Was ist mit Ihrem Neffen?“
    „Er würde die Fahrt nicht durchhalten“, erklärte Doc. „Meine Tasche steht draußen auf der Treppe, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir in den Schlitten helfen könnten.“ Doc Willaby war so alt wie Wüstensand, aber er war der Arzt der McKettricks, solange Doss denken konnte. Um seine eigene Gesundheit war es zwar nicht zum Besten bestellt, doch Doc kannte sich in seinem Beruf aus.
    „Dann kommen Sie, alter Mann“, meinte Doss. „Und beschweren Sie sich während der Fahrt nicht über das schlechte Wetter. Ich werde keine Zeit haben, mich um Sie zu kümmern.“
    Obwohl seine Augen ernst blieben, kicherte Doc leise. Er schlug Doss auf die Schulter. „Genau wie Ihr Großvater. Zäh wie eine gekochte Eule mit einem Herz so groß wie der ganze Staat Arizona.“
    Den alten Kauz in den gemieteten Schlitten zu befördern, war ungefähr so schwer, wie eine Kuh aus einer Teerpfütze zu befreien. Nachdem das geschafft war, kletterte Doss selbst hinauf, nahm die Zügel in eine Hand und warf dem Stalljungen, der zitternd auf dem Gehweg stand, eine Münze zu. Kain und Abel würden mindestens eine Nacht in dem warmen Stall verbringen, mit frischem Stroh und genügend Futter, und egal, wie stur sie auch waren, Doss freute sich für sie.
    Er und Doc waren fast auf der Ranch angekommen, als ein Gewitter losbrach, laut genug, um den Schnee von den Ästen zu schleudern. Die Pferde wieherten schrill und scheuten zurück. Der Schlitten kam ins Rutschen und stürzte auf die Seite. Doss hörte den Doc brüllen und spürte, wie er selbst haushoch in die Luft geschleudert wurde.
    Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, begriff er, dass Gott ihn vorhin in der Kirche in Indian Rock offenbar beim Wort genommen hatte. Er würde sterben, doch Tobias durfte
    leben.
     
    Jemand hämmerte an die Hintertür.'
    Hannah murmelte Tobias, der sich bei dem Geräusch kerzengerade und mit großen Augen aufgerichtet hatte, ein paar beruhigende Worte zu.
    „Das kann nicht Pa sein“, me inte er. „Er würde nicht klopfen, sondern einfach reinkommen
    „Still“, befahl Hannah. „Du bleibst im Bett.“
    Sie rannte die Treppe hinunter und war entsetzt, als sie Doc Willaby über die Schwelle humpeln sah. Seine Kleidung war; nass und unordentlich. Oh ne Hut stand ihm das Haar wild vom Kopf ab. Seine Haut wa r grau vor Anstrengung, und er schien kurz davor zusammenzubrechen.
    „Es gab einen Unfall“, stieß er hervor. „Unten, am Fuß des Hügels. Doss ist verletzt.“
    Vorsichtig führte Hannah den alten Mann zu einem Stuhl,
    „ Und Sie?“, fragte sie atemlos.
    Einen Moment dachte der Arzt über die Frage nach, dann schüttelte er den Kopf. „K ümmern Sie sich nicht um mich, Hannah. Aber Doss - es ist mir nicht gelungen, ihn aufz uwe cken, ich musste die Pferde befr eien, damit sie sich nicht gegenseitig zu Tode trampeln.“
    In Windeseile lief sie in di e Speisekammer, schob die Plätz chendose zur Seite und zog d ie Flasche mit dem Weihnachts- Whiskey hervor, die Doss dort aufbewahrte. Sie schenkte Doc Willaby ein Glas ein, das er dankbar hinunterschüttete, wäh rend sie Gabes Mantel anzog und nach einer Laterne griff.
    „Die sollten Sie besser auch mitnehmen.“ Doc reichte ihr die Whiskeyflasche.
    Hannah steckte sie in die Manteltasche. Es gefiel ihr zwar
    nicht, Doc und Tobias allein zu lassen, aber sie musste zu Doss.
    Mit hochgeschlagenem Mantelkragen gegen den beißenden Wind öffnete sie die Tür und warf sich in den Sturm. Im Stall angekommen, legte sie S eesaw ein Zaumzeug um und kletterte auf eine Schubkarre, um aufzusteigen. Für Sattel und Steigbügel hatte sie keine Zeit.
    Die Lampe hoch in einer Hand haltend und mit der
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