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Winter

Winter

Titel: Winter
Autoren: Rainer Maria Rilke
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etwas weiter rechts die Anna Waser liegt; und die Tannenzweige, die's dem Körblein weich gemacht hatten in seiner Reisekiste, sind in die Fayence-Urne gesteckt, aus der heute erst die hellen Rosen fortgenommen werden mußten.
    Wunderly I (24. 12. 1919), 58 f.
    Mein lieber Freund,
    bei mir, der ich seit Jahren keinen beherbergt habe, steht ein großer Baum, als ob ein Kind unsichtbar da wäre oder ich eines Kindes Freude leisten sollte –; liebe Freunde haben für mich gesorgt, ich nahms hin und empfands in Her
zens Sehweite, hinein kommt so leicht nichts in diesen Tagen.
    A. Kippenberg II (28. 12. 1914), 18
    Das Haus war still, alle Welt feierte anderswo. Aber als ich schon fast im Einschlafen war, ging drüben in einem hoch gegen mir über gelegenen Atelierfenster nach und nach das volle Sternbild eines Christbaumes auf und bereitete mir, zusammen mit den Glocken der Mitternachtsmette eine unverdiente, halb in den Schlaf hinübergenommene Feierlichkeit –
    Vollmoeller (25. 12. 1913), 115
    Weihnacht
    Die Winterstürme durchdringen
Die Welt mit wütender Macht. –
Da – – sinkt auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht …
    Da schwebt beim Scheine der Kerzen
Ganz leis nur, kaum, daß du's meinst,
durch arme irrende Herzen
der Glaube – ganz so wie einst …
    Da schimmern im Auge Tränen,
du fliehst die Freude – und weinst,
der Kindheit gedenkst du mit Sehnen,
oh, wär es noch so wie einst! …
    Du weinst! … die Glocken erklingen –
Es sinkt in festlicher Pracht
Herab auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht.
    Werke III , 418
    Um die Wahrheit zu sagen, gütigste Fürstin, es war eine Art Entbehrung für mich, Ihnen um Weihnachten nicht von meinem Gedenken zu schreiben, das lebhaft und dankbar war. Wenn man diesen Abend allein am Arbeitstisch verbringt – höchstens etwas mehr zurückgelehnt als sonst – so wird er so recht ein Binnen-Fest aller guten Erinnerungen; und die, die glücklich ist, Ihren Namen zu tragen, steht mir (nicht nur zeitlich) sehr nah.
    Taxis I (28. 12. 1909), 6
    Glaub nicht, daß ich Weihnachten ganz ohne Dich zugebracht habe; Deine Klage that mir Unrecht, und so hast Du sie schnell mit einer Tröstung eingeholt.
    Die Dinge, die Du mir versprichst, hab ich noch nicht; aber wunderbare Freude, sie zu erwarten. Auch ein kleiner Gegenstand, den ich Dir bestimmt habe, muß sich verspäten, vielleicht noch um eine Woche, vielleicht um zwei –, es war etwas zu handwerkern an ihm, das braucht jetzt Weile. Geduldst Du Dich? – Fast sehe ich Dich nicht in Geduld, außer, wenn ich an jene Stille denke mitten in Deiner Zärtlichkeit.
    Willst Du wissen, daß bei mir im Eßzimmer ein kleiner silbern behängter Baum steht und sogar ein zweiter auf dem Sofatisch im Arbeitsraum –, Rosa hat sich diese Zurüstung nicht ausreden lassen.
    Segne mir das Jahr, Liliane, in Deinem Herzen und, wenn Du soweit bist, so reich mir Ruhe herüber, Zukunft und Natur: diese drei.
    Goll (29. 12. 1918), 9
    Daß ich am feierlichen Abend zu Ihnen hingedacht habe, ist selbstverständlich. Rosa hat mir, ohne mein Zutun, nicht nur einen Baum im Eßzimmer aufgestellt, sondern auch den ganzen Tag über alles Eintreffende, das einigermaßen weihnachtlich sich vermuten ließ, bei sich zurückgehalten, um mir am Abend die Kommode damit auszustatten. Da war denn wirklich allerhand Liebevolles zusammengekommen, Äpfel, Nüsse und Lebkuchen in den vergnügtesten Figuren, Bücher, gezeichnete und lithographierte Blätter, Taschentücher, Züricher Teeschalen, eine kleine antike Goldmünze und ein Körbchen mit Schokoladen: aber ich vergaß nicht, im entscheidenden Augenblick, den Insel-Brief dazuzustellen. Der ja auch, außer der bedeutenden Zuwendung, es nicht an guten Nachrichten fehlen ließ; daß alle meine Bücher, einschließlich des Rodin, (auf gutem Papier sogar) wieder da sein werden, ist mir herzlich erfreulich, und ich werde es feiern, die Gedichte in nicht mehr gemusterten, einfarbigen Pappbänden auftauchen zu sehen. Die Portugiesischen Sonette passen, als meine doch wohl beste Übertragung, trefflich in die Inselbücherei, und daß, wie seinerzeit diese, nun auch die neue ›Insel-Presse‹ mit einem meinigen Buch, einem schönen Neudruck des
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