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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don
Autoren: Tage der Toten
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einer Harley Davidson Electra
Glide - und wird fündig.
    Ein Hubschrauber der
Grenzpatrouille, der auf der Suche nach mojados über der
Anza-Borrego-Wüste kreist, entdeckt die Brandstelle und landet dort, um sie
genauer zu betrachten. Der Bericht geht sofort an Keller - seine Leute sind in
den Funkverkehr der Grenzer eingeschaltet -, also dauert es keine zwei Stunden,
bis dort ein Fahnder eintrifft, in Begleitung eines Harley-Händlers, der ein
Ecstasy-Verfahren am Hals hat. Der Händler beäugt die verkohlten Reste der
Harley und bestätigt fast unter Tränen, dass es sich um das gesuchte Modell
handle.
    »Gibt es Menschen, die so etwas
tun?«, fragt er fassungslos.
    Man muss kein Sherlock Holmes sein
- nicht mal ein Larry Holmes -, um zu sehen, dass der Harley ein Auto gefolgt
ist, dass jemand aus dem Auto gestiegen ist, dass es ein wenig Hin und Her gab,
dass das Auto dann zur Landstraße zurückgefahren ist.
    Also muss der Spurenfachmann
wieder her. Er vermisst die Tiefe der Reifenabdrücke und die Spurweite, macht
Gipsabgüsse von den Profilen und stochert noch eine Weile im Dreck, um Keller
dann zu erzählen, es handle sich um einen kleineren, zweitürigen Pkw mit
Automatikgetriebe und Firestone-Reifen.
    »Noch was«, wirft einer von den
Grenzern ein. »Die Beifahrertür klemmt.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«,
fragt Keller. Die Grenzer sind Spezialisten im Spurenlesen, besonders hier in
der Wüste.
    »Die Fußabdrücke auf der
Beifahrerseite«, erklärt der Mann. »Sie ist ein Stück rückwärts gegangen, damit
die Tür aufgemacht werden konnte.«
    »Eine Sie?«
    »Das sind Abdrücke von
Damenschuhen«, sagt der Grenzer. »Dieselbe Frau hat auch das Auto gesteuert.
Sie ist auf der Fahrerseite ausgestiegen, ist hinüber zu dem Motorradfahrer,
hat dort eine Weile gestanden und zugesehen. Sehen Sie, wie tief sich hier der Absatz
eingebohrt hat? Dann lief sie zur Beifahrerseite, und der Mann stieg auf der
Fahrerseite ein und machte ihr die Tür auf.«
    »Können Sie mir sagen, welche
Sorte Schuhe die Frau trug?«
    »Ich? Nein«, sagt der Mann. »Aber
ich wette, Sie haben Leute, die das können.«
    Keine halbe Stunde später ist der
Spezialist mit dem Hubschrauber im Anflug. Er macht Abgüsse und nimmt sie mit
ins Labor. Vier Stunden später ruft er Keller an.
    Es sind Noras Spuren.
    Sie ist mit Callan unterwegs.
    Offenbar freiwillig - was Keller
nicht begreifen kann. Was haben wir hier?, fragt er sich. Einen
fortgeschrittenen Fall von Stockholm-Syndrom? Das Gute daran: Sie ist noch am
Leben - oder war es noch vor wenigen Tagen. Das Schlechte: Callan hat den ursprünglichen Suchradius durchbrochen. Er ist mit einem
unauffälligen Auto Richtung Osten - und mit einer Geisel, die sich zumindest
kooperativ gezeigt hat. Er könnte also überall sein.
    Und Nora mit ihm.
    »Lass mich das übernehmen«, sagt Sal Scachi zu Keller. »Ich kenne den Kerl. Ich kriege ihn in den Griff,
wenn ich ihn finde.«
    »Er hat drei seiner alten Partner
umgelegt und eine Frau entführt, und du kriegst ihn in den Griff?«
    »Ich kenne ihn von früher«, sagt
Scachi.
    Zögernd stimmt Keller zu. Scachi
hat recht, er kennt Callan viel
besser, und Keller hat schon genug riskiert. Aber er braucht Nora. Alle
brauchen Nora. Ohne Nora ist der Deal mit Adán
Barrera nicht zu machen.
     
    Sie leben schon fast wie ein altes Ehepaar.
    Stehen zeitig auf und frühstücken,
manchmal im Haus, manchmal gegenüber im Imbiss. Callan liebt es kalorienreich, sie begnügt sich meist mit Müsli und Toast,
weil der Imbiss morgens kein Obst anbietet - außer zum Sonntagsbrunch. Beim
Frühstück wird nicht viel geredet - beide sind sie morgens eher wortkarg und
lesen lieber Zeitung, statt Konversation zu treiben.
    Nach dem Frühstück machen sie gern
einen kleinen Ausflug. Sie wissen, dass es nicht besonders klug ist - klug wäre
es, das Auto hinter dem Haus abzustellen und dort zu lassen -, aber ein
bisschen Risiko muss sein, und die Fahrten machen viel zu viel Spaß. Sieben
Meilen nordwärts hat Callan einen See
gefunden, ganz nahe am Highway 79 - eine schöne Fahrt durch eichenbestandenes
Grasland und wellige Hügel, mit großen Ranches zur Linken
und dem Kumeyaay-Reservat zur Rechten. Dann werden die Hügel von flachem
Weideland abgelöst, die Berge (mit dem Observatorium von Palomar, das wie ein
riesiger Golfball auf dem höchsten Gipfel thront) bleiben im Süden zurück, und
inmitten des Graslands liegt der See.
    Er bietet nicht unbedingt das, was
man von
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