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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Autoren: Inga Lindström
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Verräterin, sagte aber kein Wort mehr.
    Die Reifen von Sörens Wagen standen kaum still, als er auch schon heraussprang. Lena entschied sich, hinter dem Lenkrad sitzen zu bleiben. Das hier war eine Sache zwischen Vater und Tochter.
    Clara stieg zögernd aus Lenas Wagen aus, als Sören ihn fast erreicht hatte.
    »Clara!«, rief Sören mit hochrotem Kopf. »Es ist nicht fair, mir einen solchen Schrecken einzujagen! Was ist denn in dich gefahren?«
    »Ich will zu Mama«, sagte das Kind bockig. »Es ist besser so.«
    Sören griff nach der Hand seiner Tochter und führte sie ein paar Schritte vom Wagen weg. »Wenn du wirklich zu deiner Mutter willst, musst du es mir nur sagen, das weißt du doch. Ich will doch nur, dass es dir gut geht, und werde dich nicht zwingen, hierzubleiben, wenn du nicht glücklich bist.«
    Lena sah, wie die Schultern des Mädchens zu beben begannen. »Ich will hier gar nicht weg. Aber du bist doch nicht glücklich«, wandte Clara ein. »Ohne mich wärst du schließlich ein berühmter Forscher geworden.«
    Sören ging vor seinem Kind in die Hocke. »Ich habe mich gegen die Forschung entschieden, weil ich Lehrer werden wollte. Ich wollte nicht jeden Tag ins Labor gehen und erst spät am Abend nach Hause kommen, wenn du schon schläfst. Es war meine freie Entscheidung, zusammen mit dir hier in Söderholm zu leben, und ich habe diese Entscheidung nie bereut.«
    Clara schien nicht wirklich überzeugt zu sein. »Und das sagst du nicht nur, damit ich nicht wieder weglaufe?«
    Sören zog sie an sich. »Ich sage dir das, weil es die Wahrheit ist. Dass ich mit dir zusammenleben kann, ist das Beste, was mir passieren konnte.«
    Clara schmiegte sich an ihren Vater. Sie sah ehrlich erleichtert aus.
    Lena war gerührt. Diese kleine Szene zeigte ihr mehr als alles andere, wie schön es sein musste, zu wissen, wohin man gehörte. Oder besser noch: zu wem man gehörte …
    Der Gedanke war kaum aufgekommen, da drängte sie ihn auch schon wieder zurück und mit ihm die Gefühle, die ihr mehr und mehr zusetzten. In den letzten Jahren war sie nur auf ein Ziel zugesteuert, und sie würde nicht zulassen, dass eine momentane emotionale Verwirrung alles zerstörte, was sie sich bis jetzt aufgebaut hatte. Kurz entschlossen startete sie den Motor. Vater und Tochter waren vereint, und sie wurde hier nicht mehr gebraucht. Sie konnte Söderholm jetzt endgültig verlassen.
    Als Malin nach oben kam, war Harald dabei, seinen Koffer zu packen. Sie blieb in der Tür stehen.
    »Soll es so zu Ende gehen?«, fragte sie tonlos. »Ohne ein Wort?« Die Betäubung ließ nach, und in ihr brannte ein heftiger Schmerz.
    Harald richtete sich auf. »Ich will dir nicht wehtun.«
    »Aber du tust mir weh«, begehrte Malin auf. War ihm wirklich nicht klar, was er ihr antat? »Du lässt unser Leben einfach so hinter dir. Du weißt, das wir etwas ganz Besonderes miteinander haben. Etwas sehr Wertvolles.«
    Harald drehte sich zu ihr um. »Ich habe nie aufgehört, an sie zu denken«, sagte er und schien nicht einmal zu ahnen, was er damit bei ihr anrichtete. Es war, als würde etwas in ihr zerreißen, und es bildete sich eine Wunde, die so grausam und tief schmerzte, dass sie es kaum noch aushalten konnte. Mit diesen Worten zerstörte er nicht nur ihre Ehe, sondern auch den Wert ihres gemeinsamen Lebens.
    »Aber gelebt hast du mit mir«, erwiderte sie verzweifelt.
    »Ich will einfach nicht länger einem Traum nachhängen«, sagte er.
    Malin ging auf wackeligen Beinen zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um, hielt sich am Türrahmen fest. Er würde gehen, und nichts konnte ihn aufhalten. Und was immer sie jetzt auch empfand, sie würde sich selbst nicht erlauben, zusammenzubrechen, solange er noch da war. Hinterher, da war Zeit genug, um über das zu weinen, was sie verloren hatte. Oder vielmehr nie besessen hatte, wie ihr seine Worte klarmachten.
    »Ich kannte deine Träume«, sagte sie spröde, »aber für mich war nur eines wichtig: dass wir jeden Morgen zusammen aufgewacht sind, und das war schön.«
    Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Harald kam nicht mehr zu ihr, bevor er das Haus verließ. Sie hörte die Tür hinter ihm zufallen und trat ans Fenster. Er stellte seinen Koffer auf den Rücksitz und öffnete die Fahrertür.
    Dreh dich um, dachte sie verzweifelt. Dreh dich noch einmal um. Doch als er es tat, schnitt es ihr so tief ins Herz, dass sie es fast nicht mehr aushalten konnte.
    Harald fuhr zuerst zum Hotel, um Kristina
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