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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Seitenblick zu, versagte sich jedoch weitere Einwände.
    » Felicity, nimm Faith und geh zurück zum Haus « , sagte Elizabeth ruhig.
    Felicity weinte laut auf, nahm aber das Baby entgegen, als Zena es ihr auf Elizabeths Befehl hin reichte. Die Augen der jungen Indianerin waren schmal, ihr Gesicht bar jeden Ausdrucks.
    » Und jetzt weiter « , sagte Howard. Seine Kiefer mahlten. Offensichtlich hatten Elizabeths Vorhaltungen seiner Überheblichkeit einen Dämpfer versetzt. Elizabeth tat so, als sei sie gestolpert. Sie hielt kurz inne und schaute zurück zu Felicity, die weinend mitten auf dem Weg stand und Faith fest an sich drückte. Geh zurück, beschwor sie sie mit ihren Blicken. Lauf! Bring dich und Faith in Sicherheit!
    Felicity schien etwas von dieser stummen Botschaft aufzufangen. Zögernd drehte sie sich um und entfernte sich langsam, sah dabei aber immer wieder über die Schulter zurück, bevor sie bei der nächsten Biegung außer Sicht geriet. Elizabeth, die immer noch unter Atemnot litt, wurde von einem tiefen Gefühl der Erleichterung durchströmt. Was immer nun geschah, ob sie selbst davonkam oder nicht– ihre Tochter würde leben.
    Der restliche Weg zur Anlegestelle führte quer über den Marktplatz. Ringsum erhoben sich Schreckensschreie. Weitere Dorfbewohner, vornehmlich Frauen, Kinder und Alte, blieben gaffend stehen, nur um gleich darauf beim Anblick der gezückten Waffen verängstigt zurückzuweichen. Die Aufmerksamkeit der Männer war für einen Augenblick abgelenkt, sie behielten die Leute im Auge. Elizabeth fing Zenas Blick auf und nickte unmerklich.
    Es waren nur noch ein paar Schritte bis zum Strand. Howard taxierte die am Ufer vertäuten Boote– und erstarrte. Ihm entfuhr ein unterdrückter Fluch. Einer seiner Männer machte seinem Schrecken auf deutlichere Weise Luft.
    » Verdammt! « , schrie er, während er die Pistole hob. Das war das letzte Wort, das er in seinem Leben von sich gab, und es fiel mit dem Krachen eines Schusses zusammen. Von der Wucht des Einschlags nach hinten geworfen, fiel der Mann dicht neben Elizabeth, die sich zeitgleich mit Zena zu Boden geworfen hatte, damit Oleg frei zum Schuss kam. Ein zweiter Schuss schleuderte einen der anderen Männer von den Füßen. Auch er war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug. Ein weiterer Schuss fällte den dritten Mann, während er seine Pistole abfeuerte. Die Kugel fuhr gen Himmel, es stank nach Pulver und Rauch. Arthur Howard packte Elizabeth, zerrte sie mit dem Rücken dicht zu sich heran und hielt ihr ein Messer an die Kehle.
    » Noch ein Schuss, und sie ist tot! « , brüllte er in Richtung Anleger. Oleg stand dort breitbeinig am Strand, in jeder Hand eine rauchende Pistole. Und schräg hinter ihm… Elizabeth blinzelte entgeistert. Wie war das möglich? Den Bruchteil eines Augenblicks glaubte sie, einem Trugbild aufzusitzen, doch sie hatte das Schiff schon so oft gesehen, dass sie es unmöglich verwechseln konnte. Es war die Elise. Duncan war zurück! Im selben Moment sah sie ihn, aufrecht in dem Beiboot stehend, das John zum Ufer ruderte. Er hatte ebenfalls gefeuert, der letzte Schuss stammte von ihm.
    » Ihr kommt jetzt mit mir « , knirschte Howard in ihr Ohr, sein Kopf dicht neben ihrem. » Ganz langsam. Schritt für Schritt. « Die Spitze seines Messers bohrte sich in die ungeschützte Unterseite ihres Kinns. Sein Atem roch säuerlich, und die Hand, die er in ihr Haar gekrallt hatte, zitterte. Er hatte Angst, aber er war zu allem entschlossen. Genau wie sie.
    » Zur Hölle mit Euch « , sagte Elizabeth. Ihre Rechte mit dem kleinen Dolch fuhr hoch, über ihre Schulter und in sein Gesicht, während sie mit der Linken blitzartig seine Messerhand wegdrückte. Er taumelte zur Seite und spuckte Blut. Elizabeth sah die große, klaffende Wunde an seinem Hals und wunderte sich vage über das Ausmaß der Verletzung, doch als Howard zu Boden sackte, tauchte Zena hinter ihm auf, den gewaltigen Dolch in der Hand, mit dem sie damals den Portugiesen entmannt hatte. Howards Blut troff von der Schneide auf sein Gesicht, während er starb.
    Elizabeth wandte sich schaudernd von ihm ab. Mit unsicheren Schritten setzte sie sich in Bewegung und lief zum Anleger hinunter. Gleich darauf war sie umringt von den anderen. Die Leute aus dem Dorf kamen angerannt, doch Oleg, Jerry und Deirdre waren schneller. Elizabeth schluchzte hemmungslos, während Deirdre sie fieberhaft abtastete und sich vergewisserte, dass ihr nichts geschehen war.
    Und dann
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