Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
herumgefahren war, das Gesicht ein entsetzt verzerrtes Oval vor dem hellen Stoff des Sonnenschirms. Im Hintergrund Zena, die vor zwei schwer bewaffneten Kerlen zurückwich. Faith hatte angefangen zu schreien. Der Knecht war geflohen. Benommen versuchte Elizabeth, sich aufzurichten. Alles drehte sich um sie.
    Jemand beugte sich über sie, und sie erkannte das zu einer höhnischen Fratze verzogene Gesicht von Arthur Howard.
    » Ich wusste, dass ich Euch eines Tages kriege « , sagte er zufrieden. Er hatte sie auf die Füße gezerrt und mit einem groben Faustschlag verhindert, dass sie zu ihrer Pistole greifen konnte. Roh riss er ihr das Futteral mit der Waffe herunter und warf es zur Seite. Sie krümmte sich nach dem harten Schlag in die Rippen und versuchte verzweifelt, einem weiteren Schlag auszuweichen, doch er war schneller und hieb ihr brutal in den Bauch. Würgend gab sie ihren Mageninhalt von sich, während Arthur Howard ihr mit hämischem Interesse dabei zuschaute.
    Er hatte drei seiner Männer bei sich. Einen erkannte Elizabeth wieder, er hatte sie vom Flussufer aus verflucht, nachdem sie Deirdre auf Dominica aus der Gewalt der Eingeborenen befreit hatten– ein großer, kahler Kerl mit blutunterlaufenen Augen. Er bleckte die schadhaften Zähne und starrte sie an.
    » Ich will sie haben, bevor sie aufgeknüpft wird « , sagte er zu Howard.
    » Sie untersteht meiner Gerichtsbarkeit. Du kannst dir später auf dem Schiff die Indianerin vornehmen. « Howard wandte sich an Elizabeth. » Wo sind Eure Männer? «
    » Mit den übrigen auf Patrouille « , behauptete sie.
    Er gab seinen Männern einen Wink, worauf sie Zena und Felicity zu Elizabeth hinüberscheuchten und sie dann gemeinsam vorwärtstrieben. Faith hatte aufgehört zu schreien, Zena hatte ihr den Kokosschnitz zum Nuckeln in die Hand gedrückt. Dafür schluchzte nun Felicity weithin hörbar. Aus den Häusern und Hütten, an denen sie vorbeikamen, lugten Leute, doch als sie die waffenstarrenden Fremden sahen, zogen sie sich sofort zurück. Hier war niemand mehr, der ihnen hätte helfen können. Alle Männer des Dorfs waren ausgeschwärmt, um Kariben zu jagen. Nur eine Hoffnung blieb ihnen noch. Howard war ganz offensichtlich nicht vom Hafen hergekommen, sondern vom Landesinneren, denn anderenfalls hätte er Oleg und Jerry unten am Anleger gesehen.
    » Wie konntet Ihr uns finden? « , fragte sie ihn, um Zeit zu schinden. Sie atmete flach, weil die Schmerzen von seinen Schlägen kaum zu ertragen waren.
    » Es war ganz leicht. « Wie alle geltungssüchtigen Schurken schätzte er es, sich mit seiner Raffinesse zu brüsten. » Irgendwer auf Dominica hat erzählt, dass Ihr und Eure Brut Euch hier verkrochen habt. Ich hab ein paar Leute losgeschickt, die haben alles ausgekundschaftet. Danach bin ich selber los. Wir haben im Südosten geankert, einen halben Tagesmarsch von hier. « Er lachte leise, sein sonst so blasses Gesicht rötete sich vor Stolz. » Dass uns die Indianer freie Bahn bereitet haben, war ein glücklicher Zufall. Alle Männer unter Waffen sind ausgeflogen, besser hätten wir es nicht antreffen können. «
    » Offensichtlich wollt Ihr mich tot sehen. Warum bringt Ihr mich nicht einfach um? «
    » Weil ich ein Mann des Gesetzes bin. Dies ist keine Verschleppung, sondern eine Verhaftung. Ich sagte doch, dass ich Euch vor Gericht stelle. «
    » Welchem Ihr als Richter vorsteht? «
    » Natürlich. «
    » Warum gehen wir zum Hafen, wenn Euer Boot auf der anderen Seite der Insel liegt? «
    » Wir nehmen uns ein anderes Boot. Ich beschlagnahme es im Namen des Gesetzes. «
    » Und mit welchem Recht bringt Ihr mein Kind und meine Cousine in Eure Gewalt? Was habt Ihr meiner kleinen Tochter vorzuwerfen? Und meine Cousine ist erst vor zwei Wochen aus London gekommen. Beide haben kein einziges Gesetz gebrochen. Das englische Recht kennt keine Sippenhaft. Wenn Ihr wehrlose Kinder und unschuldige Frauen in Eure Gewalt bringt, seid Ihr folglich selbst ein Verbrecher und gehört vor den Richter. «
    Howard furchte die Stirn, in seinen Augen flackerte es unstet. Zu ihrer Überraschung nickte er ruckartig.
    » Sie soll das Kind nehmen und hierbleiben. «
    Einer seiner Männer, der Felicity schon die ganze Zeit mit lüsternem Blick gemustert hatte, begehrte gegen diese Entscheidung auf.
    » Warum kann sie nicht mitkommen? «
    » Weil ich es sage! « , blaffte Howard. » Willst du etwa meine Befehlsgewalt untergraben? «
    Der Mann warf ihm einen aufsässigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher