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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Viertel.
    »Du meine Güte!« rief der Pfarrer schuldbewußt. »Und um halb sollte doch gegessen werden! Meine Frau – wir müssen bis heute nacht warten. Sie werden eine allgemeine Vorstellung von der Majestät und Größe unserer Kirche bekommen, wenn Sie dem Gottesdienst beiwohnen, obschon es viele hochinteressante Einzelheiten zu sehen gibt, die der Besucher nur zu leicht übersieht, wenn er nicht eigens daraufhingewiesen wird. Das Taufbecken zum Beispiel -Jack! Kommen Sie doch mal einen Augenblick mit der Laterne hierher – eines an unserem Taufbecken ist nämlich höchst ungewöhnlich, das möchte ich Ihnen gerne zeigen. Jack!«
    Aber Jack, aus unerfindlichen Gründen stocktaub, stand schon bei der Tür und klimperte mit den Kirchenschlüsseln, und der Pfarrer schickte sich leise seufzend in seine Niederlage.
    »Ich fürchte, es ist wahr«, sagte er, als sie den Weg hinuntergingen, »daß ich nur zu gern die Zeit vergesse.«
    »Vielleicht«, entgegnete Wimsey höflich, »liegt es daran, daß Sie immer in und bei der Kirche sind; das bringt einen der Ewigkeit so nah.«
    »Sehr wahr«, sagte der Pfarrer, »sehr wahr – obwohl doch der Mahnmale genug sind für das Verrinnen der Zeit. Erinnern Sie mich daran, daß ich Ihnen morgen das Grab von Nathaniel Perkins zeige – das war einer der Großen dieses Ortes und ein bekannter Sportler. Einmal war er Ringrichter für den großen Tom Sayers – ein bekannter Mann in allen Ringen des Umkreises, und als er starb … wir sind zu Hause. Ich erzähle Ihnen später weiter von Nathaniel Perkins. So, meine Liebe, wir sind wieder da! So spät nun auch wieder nicht. Kommen Sie, kommen Sie, Lord Peter, Sie müssen kräftig zu Abend essen, um sich für die bevorstehenden Strapazen zu stärken. Was haben wir denn hier? Ochsenschwanz? Ausgezeichnet! Das hält vor! Hoffentlich mögen Sie Ochsenschwanz, Lord Peter. Herr, segne diese …«

Zweiter Durchgang
Die Glocken in ihren Läufen
    Zu Fest und Freude singen wir mit frohem Klang, Der armen Seele läuten wir den Grabgesang.
    GLÖCKNERREGEL IN SOUTHILL, BEDFORDSHIRE
    Nach dem Essen machte Mrs. Venables energisch ihre Autorität geltend. Des Pfarrers ungeachtet, der hilflos ein unaufgeräumtes Bücherregal nach Christopher Woollcotts Geschichte der Glocken von Fenchurch St. Paul durchstöberte, schickte sie Lord Peter auf sein Zimmer.
    »Ich kann mir nicht denken, wo es nur geblieben sein könnte«, sagte der Pfarrer. »Ich bin leider so schrecklich unordentlich. Aber vielleicht möchten Sie sich das hier einmal ansehen – ein kleiner Beitrag von mir selbst zur hohen Kunst des Glokkenläutens. Ich weiß, meine Liebe, ich weiß – ich darf Lord Peter nicht länger aufhalten – wie rücksichtslos von mir.«
    »Du brauchst auch selbst etwas Ruhe, Theodore.«
    »Ja, ja, meine Liebe. Gleich, gleich. Ich will nur noch –«
    Wimsey sah, daß der Pfarrer nur zum Schweigen zu bringen war, wenn er ihn schnöde stehenließ. Also zog er sich ins obere Stockwerk zurück, wo ihn Bunter in Empfang nahm, der ihn mitsamt einer Wärmflasche unters Federbett steckte und dann die Tür schloß.
    Im Kamin prasselte ein Feuer. Wimsey zog die Lampe näher an sein Bett, klappte das Büchlein auf, das ihm der Pfarrer in die Hand gedrückt hatte, und studierte die Titelseite:
    Eine Untersuchung
    der mathematischen Theorie
    des Wechselläutens
    Mit Anweisungen für
    die Beendigung der Durchgänge
    aus allen Phasen
    nach allen anerkannten Methoden
    Auf einer neuen, wissenschaftlichen
    Grundlage
    von
    Theodore Venables, M. A.
    Pfarrer von Fenchurch St. Paul
    vormals Scholar des Caius Coll. Cambr.
    Verfasser der Schriften:
    »Wechselläuten für ländliche Kirchen«,
    »Fünfzig kurze Durchgänge Grandsire Triples« etc.
    »Gott ist emporgefahren mit fröhlichem Klang.«
    MCMII

    Die Schrift war so schlaffördernd wie der geschmorte Ochsenschwanz; im Zimmer war es warm; der Tag war anstrengend gewesen; vor Lord Peters Augen begannen die Zeilen zu schwimmen. Er nickte mit dem Kopf. Eine Kohle kullerte vom Rost. Wimsey schrak hoch und las: »… Wenn die 5 dem Lauf der 7 folgt (sagt Shipway), und die 7 der 6, so sind sie recht, sofern die kleinen Glocken 2, 3 und 4 in den vorhergehenden Läufen anweisungsgemäß geläutet wurden; wenn aber die 6 und die 7 ohne die 5 beieinander sind, so ist die 5 in die Jagd zu rufen …«
    Lord Peter nickte hinüber ins Reich der Träume.
    Glockengeläute riß ihn aus dem Schlaf.
    Im ersten Augenblick wußte er nicht, was
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