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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
Autoren: Dorothy L. Sayers
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kleinen Rollen zusammen. Ein magerer, lebhafter junger Mann, der auf einem umgedrehten Papierkorb saß, blätterte in den Durchschlägen in Miss Rossiters Ablagekorb und gab ironische Kommentare zu den Texten ab, während der stämmige, dunkelhaarige junge Mann mit Brille, an den seine Bemerkungen gerichtet waren, in einen Roman von P. G. Wodehouse vertieft saß und aus einer großen Dose Kekse stibitzte. An den Türpfosten lümmelten sich, so daß sie den Eingang versperrten, ein junges Mädchen und ein weiterer junger Mann, anscheinend Besucher aus einer anderen Abteilung, und unterhielten sich rauchend über Tennis.
    «Hallo, ihr Süßen!» rief Miss Rossiter fröhlich. «Miss Meteyard nimmt heute die Ziehung vor. Und wir kriegen einen neuen Texter.»
    Der stämmige junge Mann sah kurz auf, sagte: «Armer Teufel!» und vertiefte sich wieder in sein Buch.
    «Einen Shilling für den Kranz und sechs Pence fürs Toto», fuhr Miss Rossiter fort und kramte in einer Blechdose herum.
    «Kann mir einer zwei Shilling wechseln? Wo ist die Liste, Parton? Streich Miss Meteyard durch, ja? Hab ich Ihren Beitrag schon, Mr. Garrett?»
    «Bin pleite bis Samstag», sagte der Wodehouse-Leser.
    «Hört euch den an!» rief Miss Parton entrüstet. «Man sollte uns glatt für Millionäre halten, wenn wir hier immer die Abteilung finanzieren müssen.»
    «Zieht mir mal einen Gewinner», antwortete Mr. Garrett, «dann könnt ihr's nachher davon abziehen. Ist der Kaffee noch immer nicht da?»
    «Sehen Sie mal nach, Mr. Jones», sagte Miss Parton zu dem jungen Mann am Türpfosten, «ob der Laufjunge nicht bald kommt. Und du geh noch mal die Pferde mit mir durch, Kindchen. Meteor Bright, Tooralooral, Pheidippides II, Roundabout –»
    «Roundabout ist gestrichen», sagte Mr. Jones. «Und da kommt der Laufjunge.»
    «Gestrichen? Nein, wann denn? Wie schade. Auf den hab ich doch beim Morning Star-Wettbewerb gewettet. Wer sagt das?»
    «Der Evening Banner . Extraausgabe. Im Stall ausgerutscht.»
    «Mist!» sagte Miss Rossiter kurz und bündig. «Da geht mein Tausender flöten! Ach ja, so ist das Leben. Danke, mein Kleiner. Stell's auf den Tisch. Hast du an die Gurke gedacht? Brav. Wieviel? Einen Shilling, fünf Pence? Leih mir mal 'nen Penny, Parton. Hier, bitte. Moment noch, Mr. Willis, ja? Ich brauche mal 'nen Bleistift und Radiergummi für den Neuen.»
    «Wie heißt er?»
    «Bredon.»
    «Wo kommt er her?»
    «Weiß Hankie auch nicht. Aber Miss Meteyard hat ihn schon gesehen. Bertie Wooster mit Hornbrille, sagt sie.»
    «Aber älter», sagte Miss Meteyard. «Guterhaltener Vierziger.»
    «Du liebes bißchen! Wann kommt er?»
    «Heute morgen. Ich an seiner Stelle hätte noch bis mor
    gen gewartet und wäre zum Rennen gegangen. Ah, da kommt Mr. Ingleby. Der wird's wissen. Kaffee, Mr. Ingleby? Haben Sie schon was gehört?»
    «Star of Asia, Twinkletoes, Sainte-Nitouche, Duke Humphrey …»
    «Zweiundvierzig», sagte Mr. Ingleby. «Danke, keinen Zucker. War noch nie in der Werbung. Balliol College.»
    «O Gott!» stöhnte Miss Meteyard.
    «Sie sagen es. Wenn etwas noch widerwärtiger ist als alles andere, dann ist es Balliolität», pflichtete Mr. Ingleby ihr bei, denn er hatte am Trinity studiert.

    «Bredon ging aufs Balliol
Und saß zu Füßen von Gamaliel»,

    sang Mr. Garrett, indem er sein Buch zuklappte.

    «Um nichts er sich scherte,
Ganz wie sich's gehörte»,

    ergänzte Miss Meteyard. «Wetten, daß Sie jetzt keinen Reim mehr auf Balliol finden?»
    «Flittermouse, Tom Pinch, Fly-by-Night …»

    «Und seine Sprache war universiell.»

    «Welch klassische Verskunst!»
    «Man tut, was man kann.»
    «Dreh die Zettel ganz fest zusammen, Kindchen. Leg sie in den Deckel der Keksdose. Zum Teufel! Das ist Mr. Armstrongs Summer. Stell eine Untertasse auf meinen Kaffee. Wo ist mein Stenoblock?»
    «Zwei Doppelfehler hintereinander, und da hab ich gesagt …»
    «Ich finde die Durchschläge von Magnolia nicht …»
    «Angefangen mit fünfzig zu eins …»
    «Wer hat meine Schere eingesteckt?»
    «Entschuldigen Sie, Mr. Armstrong möchte seine Nutrax-Durchschläge …»
    «Und gut durchschütteln …»
    «Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen …»
    «Mr. Ingleby, haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?»
    Bei Mr. Hankins leicht sarkastischem Ton löste das
    Gruppenbild sich wie von Zauberhand auf. Die Pfostensteher und Miss Partons Busenfreundin verzogen sich unauffällig auf den Korridor; Mr. Willis, den Ablagekorb in der Hand, sprang hastig
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