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Willkür

Willkür

Titel: Willkür
Autoren: Gary Disher
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gemusterten Couchgarnitur, einer Bar und jeder Menge Unterhaltungselektronik — auf Regalbrettern aus furniertem Press-Span türmten sich Fernseher, Video und Stereoanlage. »Nett«, bemerkte Wyatt.
    Rossiter starrte ihn ungläubig an, dann brach er in Gelächter aus. »Junge, das ist eine Bruchbude!«
    Wyatt lächelte knapp. »Trotzdem, du hast ein paar nette Sachen.«
    »Na ja, das eine oder andere vielleicht. Niall steuert auch was bei. Ab und zu mal ’nen Grünen.«
    Wyatts Tonfall wurde giftig. »Er ist ein Nazi, Ross.«
    »Jaja, die Familie, du weißt ja, wie das ist. Nein. Weißt du vermutlich nicht. Nimm doch Platz.«
    Wyatt setzte sich so, dass er die Straße im Auge behalten konnte.
    »Also«, sagte Rossiter, »sicherlich ist dir nicht entgangen, dass diese Sydney-Typen einen Killer auf dich angesetzt haben, Wyatt.«
    Vor allem war ihm nicht entgangen, dass Rossiter plaudern wollte. Zum einen, weil Rossiter nervös war, zum anderen, weil man mit Leuten eben Konversation machte. Wyatt war niemals nervös und erst recht machte er keine Konversation der Konversation willen. Sie diente ihm nur als Mittel zum Zweck, um anderen etwas zu entlocken. Aber er war auch brennend interessiert an der aktuell kursierenden Version seines Privatkrieges mit dem Syndikat. »Ich bin ihnen zwanzig Riesen wert«, sagte er.
    Rossiter schüttelte den Kopf. »Vierzig für den, der dich ausschaltet. Sie sind davon überzeugt, dass du ihnen die Melbourne-Sache vermasselt hast und werden nicht eher Ruhe geben, bis du endgültig ausradiert bist.«
    Sie hatten das Kopfgeld erhöht. Wyatt rutschte im Sessel hin und her. Dieses Haus, diese unsäglichen Rossiters, all das drückte langsam auf sein Gemüt. Scheiß auf den Small Talk, er musste sehen, dass er an seine Informationen kam, und dann hier verschwinden. »Ich will mir die Mesics vornehmen«, sagte er.

    SECHS

    Das Gute an einem Ford Capri: Er ist schnittig, wendig in den Kurven und gerade mal so teuer, dass man sich nicht fragen musste, ob ein Bulle sich den leisten konnte. Bax bugsierte sein Gefährt in eine Lücke zwischen der Mauer und Coultharts konservativer Familienkutsche. Coulthart, sein Chef und der Mann, der nahezu besessen davon war, die Autoschiebereien aufzuklären. Bax stieg aus, schloss den Capri ab — ein großzügiges Geschenk vom alten Mesic, kurz bevor er starb — und betrat das Gebäude. Er nickte dem Dienst habenden Beamten am Empfang zu, der betätigte daraufhin den Summer und entließ Bax in eine flirrende Atmosphäre hastig gerauchter Zigaretten, hektisch mit beiden Zeigefingern getippter Berichte und halblaut, mit verdeckter Muschel geführter Telefonate. Sein Schreibtisch stand in der hintersten Ecke. Coulthart hatte ihm einen Stapel Akten hingelegt, jede einzelne mit gelben Haftnotizen versehen. Auf einige war der Name MESIC gekritzelt und dahinter ein Fragezeichen. Um elf Uhr rief ihn Coulthart zu einer Besprechung herein. Auf der Fensterbank im Büro des Inspectors verdorrte ein Usambaraveilchen und die Schreibunterlage war voller Kaffeeflecken. Coulthart schloss die Tür hinter Bax und senkte die Stimme. »Ich hatte dir einige Akten auf den Tisch gelegt.«
    Bax nickte.
    »Und?«
    »Eine Operation wie diese ... wir bewegen uns bereits haarscharf an der Grenze, Boss.«
    Inspector Coulthart war eine schlaffe, wenig gepflegte Erscheinung. In diesem Moment wühlte sich seine rechte Faust in seine linke Handfläche. Es war das äußerste Maß an Leidenschaft, das er aufzubringen vermochte.
    »Nur bewegen wir uns leider nicht in Richtung der Mesics.«
    Bedauernd zog Bax die elegant verhüllten Schultern hoch. »Es weist nichts auf sie hin, Boss. Ich kann’s nicht ändern.«
    »Du hast doch alles genau im Auge behalten?! Jeden Motor, jede Kupplung, die Chassis? Jeden gottverdammten Seitenspiegel?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und nichts davon soll bei den Mesics gelandet sein? Komm schon, Bax.«
    Der überprüfte erst einmal den Sitz seiner Krawatte. »Ich kann mich nur wiederholen, Boss. Ganz offensichtlich hat keiner von den ganz großen Fischen seine Hände im Spiel. Dafür aber eine Menge kleine, wie der Mechaniker, den wir letzten Monat geschnappt haben. Eiskalt erwischt, mit dem Chassis eines Fairmont, der vor einem halben Jahr in einem Einkaufszentrum geklaut worden war.«
    »Und wer hat ihn geklaut?«, fragte Coulthart.
    Bax starrte ihn nur an. Coulthart kannte doch die Regeln, schließlich war die Operation auf seinem Mist
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