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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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abzuklappern, aber mein Herr und Gebieter verstand sowieso kein Wort von dem, was ich ihm zu berichten hatte. Doch ich wollte mir später nicht nachsagen lassen, ich hätte keine Antwort gegeben. Brummelig schleppte er sich, wie immer unrasiert, mit einer Tasse Kaffee in der Hand an seinen Computer. Er hasste Störungen, wenn er vor seinem geliebten Gerät saß und noch dazu mit Archäologie beschäftigt war.
    Bellend setzte ich mich direkt vor seine Füße. Vielleicht bestand eine kleine Chance, er könnte sich an unser Futter erinnern.
    »Was ist?«, pflaumte er mich an. »Gib Ruhe und walte deines Amtes als Vater! Mir bleibt auch keine andere Wahl.«
    »Futter! Ich will Futter, du Idiot!«, kläffte ich zurück, was mir einen wütenden Blick einbrachte.
    Gut, dachte ich, dann auf die andere Art. Ich flitzte in die Küche und schnappte meinen Futternapf, den ich erwartungsvoll vor seine Füße knallte.
    »Aaaah! Du willst Futter! Sag das doch gleich«, meinte er versöhnlich und stand auf, um meine Forderungen zu erfüllen.
    Menschen sind einfach begriffsstutzig und beherrschen nicht die elementarsten Grundlagen der Körpersprache!
    Anka, die Kleinen und ich nahmen unsere Plätze in der Küche ein. Oskar war so verfressen, dass ihm der Speichel von den winzigen Lefzen rann. Goldie und Lilli waren in dieser Beziehung durchaus schicklicher.
    Tanner füllte unsere Schüsseln, und wir ließen es uns schmecken. So hatten wir diesen wichtigen Bestandteil eines Hundetages auch erledigt.
    Danach hielten unsere Kinder ein kurzes Verdauungsschläfchen. Anka und ich nutzten die Gelegenheit, um uns eine Weile auf der Terrasse niederzulassen. Es war an der Zeit, miteinander zu reden.
    »Sie fehlt mir so sehr!«, ergriff Anka das Wort.
    Ich stimmte ihr wortlos zu.
    »Meinst du, sie wird jemals wieder auftauchen, unsere süße kleine Lissi?«, fragte sie.
    Eine Weile dachte ich angestrengt nach.
    »Anka ... ich selbst spüre unbändigen Schmerz über den Verlust unserer Tochter, doch ich bin mir sicher, sie ist gesund und am Leben. Mein Gefühl sagt mir das. Und Anny wird nichts unversucht lassen, sie aufzuspüren und zu uns zurückzubringen. Vertrau mir, Lissi kommt wieder!«
    Vorsichtig legte ich meine Pfote auf ihr Fell und leckte ihr sanft über den Kopf.
    »Ich liebe dich«, sagte ich leise.
    »Es gibt niemand, zu dem ich größeres Vertrauen habe als zu dir«, erwiderte sie flüsternd und rutschte noch näher zu mir heran.
    Die folgende halbe Stunde genossen wir einfach nur die Nähe des anderen. Jedes Wort wäre völlig unnötig gewesen.
    Drinnen hörte ich mit einem Ohr, wie Tanner einige Kollegen aus der Archäologieszene anrief, deren Namen mir nicht bekannt waren. Nach den üblichen Floskeln, die immer zu Beginn eines Telefonates ausgetauscht wurden, kam er jedes Mal auf Toni zu sprechen. Er stellte Fragen zu dessen Absichten und Verbleib, doch den Gesprächen nach zu urteilen, erhielt er nicht die gewünschten Informationen.
    Dann wurde es eine Weile still. Bestimmt überlegte Tanner, wie er am besten weiteragieren sollte. Danach rief er Selma an.
    »Hat er sich inzwischen gemeldet?«, fragte mein Herrchen, nachdem er Selma höflich begrüßt und sich nach dem Befinden ihrer Tochter erkundigt hatte.
    Kurze Pause.
    »Mmmmh! Aber du bist dir sicher, dass er nach Südfrankreich wollte?«, versicherte er sich noch einmal.
    Pause.
    »Ja, er hat kurz mit mir über die steinzeitlichen Dolmengräber in der Ardèche gesprochen, aber das ist schon eine Weile her«, gab Tanner zur Antwort.
    Danach herrschte langes Schweigen; anscheinend erläuterte Selma ihm ausführlich, was genau Toni im Wesentlichen vorgehabt hatte.
    »Ich bin darüber informiert, dass er eine Publikation über frühkeltische Fürstengräber vorbereitete. Deshalb hatte er vor einiger Zeit auch Kontakt zu mir aufgenommen. Zu diesem Thema habe ich auch schon einige Fachberichte verfasst«, klärte Tanner sie auf. »Aber du hast recht, es wäre am besten, du kommst zu uns. Dann können wir in Ruhe überlegen, was wir unternehmen!«
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Tanner hatte gerade eine Einladung ausgesprochen. Normalerweise hasste er Besuch, geschweige denn ludt er selber welchen ein!
    Hierfür konnte es nur einen Grund geben: Die Sache musste auf irgendeine Weise sein höchstmögliches Interesse erregt haben.
    Vielleicht hatte aber auch die eine oder andere Bemerkung seiner Archäologie-Kollegen diese seltsame Stimmung hervorgerufen.
    Nach dem
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