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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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meldete, der einen kleinen Welpen gefunden hatte.
    Über eine Stunde telefonierte sie mit den Tierheimen Idar-Oberstein, Kirn und Sankt Wendel. Die Zuständigen versicherten ihr immer wieder, gegebenenfalls sofort zurückzurufen. Vorsorglich hinterließ Anny auch ihre Handynummer. Konzentriert lauschend saß ich unter dem Tisch, damit ich keines von Anny gesprochenen Worten verpasste. Tanner war nicht zu sehen, und die Kinder hatten sich zum Spielen in ihre Zimmer zurückgezogen.
    Mimi hatte furchtbar geweint wegen Lissis Verschwinden und war dann von Tiara mit einem Buch abgelenkt worden. Anka lag deprimiert im Körbchen und säugte unsere Kinder, Basko war nach Hause gegangen, versprach aber, so bald wie möglich wiederzukommen, um an meiner Seite zu weilen. Ich war ihm unendlich dankbar.
    Als Tanner ins Wohnzimmer kam, wusste ich, dass mein Loch hinter dem Kirschlorbeer noch Folgen haben würde.
    »Vielleicht bin ich mit der Erziehung eines Hundes doch überfordert«, sagte Tanner zu Anny gewandt.
    Sie runzelte die Brauen.
    »Dieses Loch im Zaun stammt von Willi. Das ist Fakt.«
    Er versicherte sich mit Blicken nach allen Seiten, dass ich auch anwesend war.
    »Anscheinend versteht er sich gut darin, auf eigene Faust die Gegend zu erkunden. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wo er nur wieder steckt, dachte aber immer, er hätte sich zu einem Schläfchen in irgendeine Ecke verkrochen.«
    Aus den Augenwinkeln warf er mir einen kurzen, gefährlichen Blick zu.
    »Vielleicht sollte ich mit ihm eine Hundeschule besuchen, bestimmt sind diese Leute darin geübt, Hunden das Streunen abzugewöhnen und auch andere Flausen zu vertreiben! Mir ist sogar zu Ohren gekommen, sie benutzen manchmal enge Käfige, und sogar Elektroschocks setzen sie ein, um ihre Ziele zu erreichen. Na ja, ich werde mich mal umhören!«
    »Tanner! Wie kannst du nur so etwas in Betracht ziehen?«, erwiderte Anny entrüstet.
    Ich schluckte. Bei dem Gedanken, dass man mich in einen engen Käfig einpferchen würde und ich ein Halsband tragen müsste, das einen Sender enthielt, der mir das Grauen beibringen sollte, stellten sich meine Nackenhaare auf.
    Womöglich würde Tanner hinter diesen Leuten stehen und die Kommandos geben, wann genau ich einen Stromschlag abbekommen sollte.
    Hätte ich in diesem Moment nicht gesehen, wie Tanner seiner Frau zuzwinkerte, wäre mein Verbleib in dieser Familie vermutlich sehr fragwürdig gewesen.
    »Arschloch!«, bellte ich ihn an.
    »Hahhhaaaa!«, lachte Tanner. »Ich wusste, dass er mich versteht!«
    Anny schüttelte ihren Kopf und zog davon.
    »Ihr beide habt sie wirklich nicht mehr alle«, sagte sie, bevor sie nach oben verschwand.
    Beleidigt stolzierte ich zu Anka und machte es mir neben ihr bequem. Das nächste Mal würde ich mir sehr genau überlegen, ob ich Tanners Leben noch einmal retten würde!
    Ich durchlebte eine schreckliche Nacht. Immer wieder wurde ich davon wach, wie Lissi mich verzweifelt um Hilfe rief, doch ich konnte ihr nicht helfen, weil ich mit einem Elektroschockhalsband an einem Laternenpfosten angebunden war. Tanner und der Mörder Deschler standen in einigem Abstand vor mir und verteilten grinsend Stromstöße an mich.
    Ich zuckte und jaulte im Schlaf, sodass Anka mich schließlich, aus Rücksicht auf unsere Kinder, aus dem Körbchen warf.
    So verbrachte ich die halbe Nacht auf dem kalten Küchenfußboden, dort, wo ich niemanden stören konnte. Es reichte nicht, dass ich von Selbstvorwürfen geplagt war, nein, ich wurde auch noch von meiner menschlichen wie auch meiner tierischen Familie ausgeschlossen.
    Das hat man davon, wenn man schon als Held geboren wurde und sich im Leben einmal einen Fehler erlaubt. Voller Mitleid mit mir selbst schlief ich schließlich übermüdet im Morgengrauen ein.
    Am folgenden Tag wurde ich durch das Läuten des Telefons geweckt. Nach dem dreizehnten Klingeln wurde die Tür von einer zerknitterten Anny im Schlafanzug geöffnet, und nach dem siebzehnten Läuten wusste sie endlich wieder, wo sich das Telefon befand.
    »Hallo«, meldete sie sich mit verschlafener Stimme.
    Kurze Pause.
    »Ah, guten Morgen, Dieter. Das ist aber nett, dass du uns zurückrufst«, entgegnete sie, jetzt schon eine Spur wacher.
    Pause. Am anderen Ende wurde gesprochen.
    »Was? Ein silberner Mercedes? Haben die das Kennzeichen sehen können? ... Nein? ... Mist!« Anny spielte nervös mit der Telefonschnur und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    »Trotzdem Dankeschön ... ja,
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