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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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ist verschwunden!«, wisperte sie mit leiser, niedergeschlagener Stimme. »Sie ist seit einer Stunde unauffindbar!«
    Ich muss hier nicht erwähnen, was für einen Stich es mir ins Herz versetzte, als ich dies hörte. Während ich sorglos an der Seite meines Freundes herumgestreunt war, musste meine Familie Todesängste ausstehen, und meine Tochter, mein eigenes Fleisch und Blut, war womöglich irgendwelchen lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt. Schwere Selbstvorwürfe tobten in meinem Innern. Basko sah mich fragend an.
    »Lass uns nach ihr suchen!«, befahl ich, und sofort machten wir uns daran, ihre Spur aufzunehmen.
    Schnüffelnd zogen wir durch den Garten, der mir noch nie in meinem Leben so gewaltig und groß vorgekommen war. Ich setzte alle Hoffnungen in Basko, denn er verfügt über ein wunderbar ausgeprägtes Riechorgan. Nach einer geraumen Weile hatten wir ihre Spur entdeckt. Kreuz und quer hechelten wir über unser Grundstück, während Anka, sichtlich auf der Hut, unsere restlichen drei Kinder nicht mehr aus den Augen ließ. Konzentriert suchten wir jeden Millimeter ab. Immer wieder beobachtete ich aus den Augenwinkeln Anny und die Kinder, wie sie niedergeschlagen das ganze Gelände durchkämmten. Auch Tanner, der mittlerweile dazugestoßen war, beteiligte sich an der Suche. Von irgendwoher hörte ich plötzlich ein merkwürdiges Geräusch. Die Ohren aufs Äußerste gespitzt, lauschte ich aufmerksam, wo es wohl herkommen mochte. Es dauert einige Sekunden, bis ich endlich begriff, dass es Basko war, der verhalten nach mir rief. Er stand genau vor dem Kirschlorbeer und bedeutete mir geheimnisvoll, zu ihm zu kommen. Seinen Gesichtszügen nach zu urteilen, hatte er keine gute Nachricht zu überbringen. Auffordernd schaute ich ihn an. Egal, um was es sich handelte, ich würde es aushalten müssen.
    »Sie ist durch unser geheimes Schlupfloch gekrochen«, flüsterte er mir zu. »Die Spur ist eindeutig.«
    In diesem Moment meinte ich, im Erdboden versinken zu müssen. Meine Tochter Lissi da draußen? In dieser weiten, kalten und gefährlichen Welt allein unterwegs? Ohne jemanden, der sie vor all dem Unheil, das dort lauerte, beschützen konnte?
    Und das war ganz allein meine Schuld. Statt sich um meine Kinder zu kümmern, wie es sich für einen anständigen Vater gehört, war ich meinen Vergnügungen nachgegangen. Das konnte unmöglich an meinem Charakter liegen, sondern es war bestimmt diese Rasse in mir, in die ich völlig entscheidungslos hineingeboren wurde. So musste es sein. Doch wie sollte ich das meiner Angebeteten erklären? Wahrscheinlich würde kaum jemand dafür Verständnis aufbringen. Aber vielleicht hatte Basko sich auch geirrt? Ich meine, er war ja nicht Sherlock Holmes persönlich, allenfalls Dr. Watson, und der lag auch hin und wieder komplett falsch.
    Als könnte Basko meine Gedanken erahnen, betrachtete er mich argwöhnisch von der Seite. Sein Blick suggerierte mir Entschlossenheit und die Sinnlosigkeit meiner aufkeimenden Zweifel an seinem Urteil. Lissi war durch das Loch hinter dem Kirschlorbeer verschwunden. Eigenpfotig war nur ich für dieses Loch verantwortlich. Ich ganz allein. Diese Erkenntnis ließ mich nur noch mehr erschauern.
    Mit gesenktem Haupt drehte ich mich um und ging schleppenden Schrittes zu der Mutter meiner Kinder, um ihr die Hiobsbotschaft zu verkünden. Wahrscheinlich hatte sie schon an meiner Körperhaltung gesehen, dass ich eine schlechte Nachricht zu überbringen hatte, denn sie stand mit einem Ruck vom Boden auf, wo sie zuvor mit den Kleinen gelegen hatte.
    »Sie ist ... sie ist durch den Kirschlorbeer gekrochen.«
    Ich schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.
    »Sag, dass das nicht wahr ist!« Anka drehte sich verzweifelt einmal um die eigene Achse.
    »Weißt du, was das bedeutet?«, jaulte sie gellend. »Sie ist da draußen, wo ihr die schlimmsten Gefahren drohen! Worauf wartest du noch? Such sie!«
    Mein Blick fiel abwechselnd auf Anka und auf Tanner, der unweit von uns die Hecken absuchte. Wahrscheinlich würde er gleich auf das Loch stoßen. Normalerweise hätte ich in diesem Augenblick alle Hebel in Bewegung gesetzt, ihn davon abzulenken. Doch unter diesen Umständen erschien es mir sinnvoll, dass er die Quelle des Unheils fand. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, folgte sein Aufschrei.
    »Ha! Anny! Komm her, ich glaube, ich habe etwas gefunden!« Basko machte sich schon einmal daran, sich in Sicherheit zu bringen vor Tanners Schelte – das
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