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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will
Autoren: John Green , David Levithan
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    vaterkomplex: ich hab den ganzen tag an dich gedacht
    grauingrau: ???
    vaterkomplex: nur gutes
    grauingrau: schade
    vaterkomplex: kommt drauf an, was du unter gut verstehst
     
    von anfang an ging das so, wir haben uns einfach miteinander wohlgefühlt. zuerst hat mich sein nick etwas abgeschreckt, aber dann hat er mir erzählt, das sei deswegen, weil er isaac heiße und zuguterletztbeschlossmeinvaterdochliebereineziegezuopfernstattmich für einen guten nick einfach zu lang gewesen wäre. er fand meinen namen auch komisch – damals noch letzterwille – und ich erklärte ihm, mein vorname sei will, und so hat das zwischen uns angefangen. wir waren beide in einem dieser lahmen chatrooms, wo alle zehn sekunden tiefstes schweigen herrscht, bis dann irgendjemand ein ›jemand da?‹ in die runde wirft und darauf andere mit ›ja!‹, ›yep!‹ oder ›hier!‹ antworten, ohne wirklich irgendwas
miteinander zu reden. eigentlich sollte das ein forum über den sänger sein, den ich damals gut fand, aber es gab über ihn nicht viel zu sagen, außer welche seiner lieder besser waren als andere. alles wirklich total langweilig, aber dadurch haben isaac und ich uns kennengelernt. deshalb werden wir den sänger wahrscheinlich eines tages zu einem auftritt bei unserer hochzeit oder so einladen (und das meine ich überhaupt nicht im spaß).
    bald haben wir dann fotos und mp3s ausgetauscht und uns gegenseitig erzählt, wie sehr uns fast alles in unserem leben nervt, aber die ironie dabei war natürlich, dass es uns schon gar nicht mehr so nervte, während wir es uns gegenseitig erzählten. außer danach natürlich, wenn wir beide wieder in die wirkliche welt zurückkehren mussten.
    es ist so unfair, dass er ausgerechnet in ohio lebt; denn das wäre eigentlich nahe genug, aber weil keiner von uns beiden ein auto hat und keiner von uns beiden sagen würde: ›hey, mom, könntest du mich mal quer durch indiana kutschieren, damit ich da diesen jungen treffen kann?‹, in einer million jahren nicht, stecken wir beide irgendwie fest.
     
    grauingrau: ich lese gerade was über die mayas.
    vaterkomplex: angelou?
    grauingrau: ???
    vaterkomplex: nicht wichtig. wir haben die mayas übersprungen. wir lernen jetzt nur noch ›amerikanische‹ geschichte.
    grauingrau: aber gehören die mayas nicht zu amerika? vaterkomplex: in meiner schule nicht. **stöhn**
    grauingrau: und wen hättest du heute am liebsten umgebracht?
    grauingrau: mit ›umgebracht‹ meine ich natürlich ›mir gewünscht, die person würde aus meinem leben verschwinden‹, nur falls unser gespräch zufällig von administratoren mitgelesen wird …
    vaterkomplex: mindestens elf. zwölf, wenn du die katze mitzählst.
    grauingrau: … oder von aufpassern im dienst der nationalen sicherheit
    grauingrau: verfluchte katze!
    vaterkomplex: verfluchte katze!
     
    ich habe niemand von isaac erzählt, weil das niemand was angeht. mir gefällt es, dass er über alle bescheid weiß, aber niemand über ihn. wenn ich tatsächlich freunde hätte, mit denen es sich für mich anfühlen würde, als könnte ich wirklich mit ihnen reden, dann könnte das zu einem konflikt führen. aber weil im moment ein einziges auto ausreichen würde, um alle leute zu meiner beerdigung zu fahren, glaube ich, dass das schon in ordnung ist.
    isaac muss dann aufhören, weil er den computer in dem plattenladen, in dem er jobbt, eigentlich gar nicht benutzen darf. zum glück scheint das ein plattenladen mit eher wenig kundschaft zu sein, und isaacs boss ist wohl ein drogendealer oder so was ähnliches, jedenfalls lässt er isaac immer wieder allein im laden und geht raus, ›um leute zu treffen‹.
    ich lass den computer und mach schnell meine hausaufgaben fertig. dann geh ich ins wohnzimmer und stell law & order an. denn das einzige, worauf ich im leben wirklich zählen kann, ist: ich stell die glotze an, egal wann, und da läuft
gerade eine folge von law & order . diesmal ist es die mit dem typen, der blondine nach blondine nach blondine umbringt, und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich die folge schon ungefähr zehnmal gesehen habe, schaue ich zu, als wüsste ich nicht, dass die hübsche reporterin, mit der der typ redet, gleich mit der vorhangkordel stranguliert wird. diese sequenz gucke ich mir dann nicht an, weil mir das wirklich zu blöd ist. ich seh erst später wieder hin, wenn die polizei den kerl geschnappt hat und das gerichtsverfahren am laufen ist, und dann kommen lauter solche
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