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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood
Autoren: Colin Meloy
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gefallen?«
    »Vielen Dank, Herr Uhu«, entgegnete Prue. »Aber ich muss wirklich zurück. Meine Eltern raufen sich bestimmt schon die Haare vor lauter Sorge. Mac muss nach Hause. Und ich auch.«
    Der Uhu nickte verständnisvoll. »Tja, aber du bist hier jederzeit willkommen, das weißt du.«
    »Wo ist der kleine Bengel denn jetzt?«, fragte Brendan. »Dein Bruder, meine ich.«
    Wie aufs Stichwort erschien das Hausmädchen Penny in der offenen Flügeltür. Sie ging vornübergebeugt und hielt Macs hochgereckte Hände, sodass er mit ihrer Unterstützung über die Schwelle auf den Balkon tapsen konnte.
    »Der wird in null Komma nichts allein laufen!«, verkündete Penny strahlend. »Er hat den Bogen schon richtig gut raus!«
    Prue ging den beiden entgegen und nahm Mac auf den Arm. »Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast, Penny«, sagte sie. »Ich hab nur einen Augenblick gebraucht, um mich bereit zu machen.«
    Penny machte einen kleinen Knicks. »Das heißt wohl, dass du bald aufbrichst. Es war mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben, Prue.«
    »Und mir war es eine Ehre, dich kennengelernt zu haben, Penny. Danke für deine Hilfe.«

    Das Hausmädchen wandte sich zum Gehen, stieß aber einen spitzen Schrei aus, als jemand von drinnen durch die Tür gestürmt kam und sie beinahe umwarf.
    »Curtis!«, rief Prue. »Pass doch auf, wo du hinläufst.«
    Curtis, herausgeputzt in einer frisch gebügelten Uniform, verbeugte sich etwas unbeholfen vor dem Hausmädchen. »Entschuldigung«, sagte er und widmete sich dann sofort wieder seinem Anliegen. »Herr Uhu! Brendan! Hier seid ihr ja!«, rief er und rannte zum Balkongeländer. »Ihr solltet wirklich zurück nach drinnen gehen – hallo Prue –, es herrscht ziemliches Chaos. Die Vögel sitzen im Kronleuchter und weigern sich, runterzukommen, solange die Abordnung aus Südwald nicht einwilligt, sämtliche Kontrollpunkte abzubauen; die Nordwalder streiten sich immer noch mit den Räubernüber freies Geleit für Klatschmohnbier-Lieferungen – was die Räuber abgelehnt haben – und Sterling fuchtelt mit seiner Gartenschere herum und droht, jedem Räuber, der nicht zustimmt, die Hosenknöpfe abzuknipsen.«

    »Hässliche, hässliche Worte«, kommentierte Septimus und schnalzte mit der kleinen Zunge. Er hockte auf Curtis’ Schulter und nagte an einem Orden, den Curtis für seine Tapferkeit
verliehen bekommen hatte. Die silberfarbene Oberfläche war bereits voller winziger Zahnabdrücke.
    Der Uhu und der Räuberkönig wechselten einen verärgerten Blick und wandten sich zum Gehen. »Auf Wiedersehen, Prue«, sagte der Uhu kopfschüttelnd. »Vielleicht bist du in der Außenwelt wirklich besser aufgehoben.«
    Brendan streckte die Arme aus und umarmte Prue und Mac innig. »Bis zum nächsten Mal, Außenweltmädchen«, sagte er schließlich und trat zurück. Aus seiner Hosentasche zog er ein kleines, glänzendes, flach gehämmertes Metallstück, das völlig verbeult war. Er drückte es ihr in die Hand. »Solltest du je zurück nach Wildwald kommen«, sagte er, »und von Räubern überfallen werden, dann zeig ihnen das.« Prue drehte das Metall um; auf der Rückseite war etwas eingeritzt:
    BLEIBT VON STRASSENRÄUBEREI VERSCHONT, AUF ANORDNUNG DES RÄUBERKÖNIGS
    Brendan zwinkerte und drehte sich um.
    Curtis wollte ihnen folgen, doch der Uhu hielt ihn auf. »Bleib hier«, sagte er. »Wir regeln das schon da drinnen. Deine Freundin verlässt uns und du willst sicher noch einen Augenblick mit ihr sprechen, ehe sie geht.« Er gab Septimus ein Zeichen. »Komm, Ratte. Man weiß nie, wann man den Blickwinkel eines Nagers gebrauchen kann. Lass die beiden einen Moment allein.«
    Septimus fühlte sich geschmeichelt und hüpfte von Curtis’ Schulter auf den Boden. »Tschüss, Prue«, sagte er. Sie verneigte sich etwas
und sah ihm nach, als er zurück in die Räume der Villa huschte. Nun verschwanden auch der Uhu und der Räuber durch die Balkontür.
    Niedergeschlagen sah Curtis Prue an. »Wirklich?«, fragte er. »Jetzt schon?«
    »Ja. Ich muss Mac zurückbringen. Und ehrlich gesagt, vermisse ich auch mein Bett und meine Freunde. Und – du wirst es nicht glauben – sogar meine Eltern. Es wird schön, wieder zu Hause zu sein.«
    Ein Wind kam auf, wehte durch das gepflegte Anwesen der Villa und wirbelte das Laub durch die ordentlichen Gartenanlagen unter dem Balkon.
    »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte Prue.
    Curtis nickte. »Ja. Es gibt hier viel zu tun. Eine ganze
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