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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse
Autoren: Christine Rath
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Der sich obendrein als Eigentümer entpuppte und mir somit den Schritt in die Selbstständigkeit erst ermöglichte?
    Nachdenklich schlürfe ich meinen Morgenkaffee und betrachte die schneeweißen Gipfel der Berge, die heute besonders gut über dem See erkennbar sind. Dabei denke ich an meine Mutter, die gerade in Amerika dabei ist, ihre Hochzeit zu planen, und muss schmunzeln. Wer hätte gedacht, dass sie noch einmal heiraten wird. Eher hätte ich das Nini zugetraut. Ich freue mich auch für meine Tochter, dass sie wieder glücklich ist. Im letzten Jahr, als sie glaubte, schwanger zu sein, und von ihrem Freund schnöde im Stich gelassen wurde, war sie so schrecklich deprimiert. Doch ein paar Monate bei meiner Freundin Carol in London und die damit verbundene kleine Auszeit taten nicht nur ihren Sprachkenntnissen sehr gut. Ihr neuer Freund Ben, den sie dort kennenlernte, der aber in Mannheim studiert, brachte das Lachen und den Sonnenschein zurück in ihr Leben.
    Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Liebe unser Leben beeinflussen und die Berührung eines geliebten Menschen unsere Stimmung positiv verändern kann. Bei dem Gedanken an die letzte Nacht mit meinem Christian muss ich automatisch schmunzeln. In diesem Moment kommt er schlaftrunken um die Ecke, nur mit Boxershorts bekleidet und barfuß, und wie er so vor mir steht mit seinem zerzausten Haar und dem Dreitagebart, sieht er so unglaublich sexy aus, dass ich ihn am liebsten sofort ins Bett zurückzerren möchte.
    Obwohl – ich denke, ich würde ihn auch lieben, wenn er jetzt in einem spießigen Schlafanzug vor mir stünde. Gerade stelle ich mir vor, wie wir beide – alt und grau und faltig – uns am Frühstückstisch gegenübersitzen und darüber streiten, ob das Ei zu weich oder zu hart gekocht ist, da unterbricht er meine Gedanken.
    »Was grinst du so? Sehe ich soo schlimm aus?«, er fährt sich mit der Hand durch sein dunkles, lockiges Haar, was ihn noch anziehender für mich macht.
    »George Clooney würde einen Teil seiner Gage spenden, wenn er morgens so aussähe wie du«, mache ich ihm ein Kompliment (das mögen Männer genauso wie Frauen, soviel ich weiß). Natürlich verrate ich ihm nicht, dass ich uns im Geiste gerade als altes Ehepaar gesehen habe. Sonst denkt er noch, ich will ihn heiraten, und ergreift die Flucht.
    Doch der Gedanke an den Alltag mit Christian ist zu verführerisch. So etwas erleben wir in unserer Beziehung leider so gut wie nie. Nun gibt es Leute, die gerade dies als besonders erstrebenswerten Zustand empfinden. Man wird sich nicht so schnell langweilig, es ist immer wieder aufregend und spannend …, auch und gerade der Sex. Die Gefahr, sich wegen Nichtigkeiten zu streiten, ist äußerst gering, da man keine kostbare Zeit mit dem anderen verschwenden will. Doch gerade die Abwesenheit des Alltags lässt auch oft einen Verlust der Nähe entstehen. Mir fehlt häufig das Gefühl, dass Christian wirklich für mich da ist. So oft würde ich mich, wenn wir nach einem harten Tag miteinander telefonieren und ich seine Stimme höre, am liebsten in mein Auto setzen und zu ihm fahren. Meistens ist das gerade dann der Fall, wenn ich weiß, dass dieser Gedanke völlig absurd ist, zum Beispiel, weil Christian wieder einmal in Kanada ist oder mit einem wichtigen Klienten bei einem Geschäftsessen in Stuttgart sitzt.
    »Was soll die Sorgenfalte auf deiner hübschen Stirn?«, fragt er jetzt und zieht mich zärtlich in seine Arme.
    Seine Hand wandert unter mein T-Shirt und ich bekomme eine Gänsehaut. Doch ein Blick auf die Küchenuhr verrät mir, dass ich leider die Dinge, die mir gerade im Kopf herumgehen, nicht in die Tat umsetzen kann, sondern stattdessen schleunigst unter die Dusche muss, um wenigstens einigermaßen pünktlich das Café aufzumachen.
    Seufzend löse ich mich aus seiner Umarmung und Christian sieht mich bedauernd an.
    »Süße Maja, ich würde dich heute so gern entführen«, sagt er und zwirbelt eine meiner Haarsträhnen in seinen Fingern, »… und mit dir zu einem dieser schneebedeckten Gipfel fahren und den Hang hinuntersausen.«
    Puuuh, welch ein Glück, dass mir das erspart bleibt. Die Arbeit hat also ausnahmsweise mal ihr Gutes. Meine Skikünste bestehen nämlich eher aus Skifallen als aus Skifahren. Seitdem ich als Kind einen Skikurs in eisiger Kälte und mit viel zu langen Skiern absolvieren musste, bei dem ich ständig im Schnee lag und nicht wusste, wie ich aufstehen sollte, ohne gleich wieder hinzufallen, ist
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