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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse
Autoren: Christine Rath
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zubereite, sieht er sich anerkennend in meinem zauberhaften Café um.
    »Das ist ganz fantastisch bei Ihnen, Frau Winter – Kompliment. Und dieser Blick auf den See – einfach sensationell«, schmeichelt er schon wieder.
    Verflixt, was will der Kerl von mir? Der kann mir doch nicht erzählen, dass er hergekommen ist, um einen Espresso zu trinken. Das kann er doch wohl in jeder seiner eigenen Gaststätten aufs Vorzüglichste.
    Der eigentliche Grund seines Kommens lässt nicht lange auf sich warten. Sobald wir am Tisch sitzen und unseren Kaffee trinken, rückt er mit der Sprache heraus.
    »Wie gehen die Geschäfte, Maja? Ich darf Sie doch Maja nennen, oder? So unter Kollegen.«
    »Danke, ich kann nicht klagen«, antworte ich. So langsam glaube ich zu erahnen, warum er hier ist.
    Schließlich ist die ›Butterblume‹ mit ihrer großen Terrasse und der wunderschönen Lage am See prädestiniert für sein nächstes Restaurant.
    »Wirklich nicht? Die Leute sagen, Sie hätten … gewisse Anlaufschwierigkeiten. Sie wissen schon, man munkelt, dass das Café nicht so richtig läuft.«
    Er sieht mich listig an.
    »Aber an Ihnen kann es nicht liegen, Sie sind eine charmante Frau«, schleimt er schon wieder herum. »Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie mir einfach Bescheid.«
    Mit diesen Worten zieht er eine goldene Visitenkarte aus der Tasche und schiebt sie über den Tisch zu mir herüber.
    »Was meinen Sie damit, ›falls ich Hilfe brauche‹?«
    So langsam macht mich der Kerl echt wütend.
    »Ich komme sehr gut zurecht.«
    »Daran habe ich keinerlei Zweifel, verehrte Maja. Ich meine nur … Es könnte ja sein, dass Sie vielleicht doch einmal in eine Situation geraten, die Sie überfordert. Dann ist es gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der für einen da ist. Wir Wirte hier am See müssen schließlich zusammenhalten, meinen Sie nicht auch?« Sein dröhnendes Lachen wirkt nicht gerade erheiternd auf mich.
    »Wie ich erfahren habe, gehört Ihnen das Haus nicht und Sie haben es nur gepachtet. Darf ich Sie fragen, von wem?«
    »Nein, das dürfen Sie nicht.«
    Wütend stehe ich auf.
    »Vielen Dank für Ihren Besuch, Herr Pacocini. Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir uns jetzt verabschieden. Wie Sie sich sicher denken können, wartet noch jede Menge Arbeit auf mich. Denn mein Café läuft, ob Sie sich das vorstellen können oder nicht, nämlich sehr gut.«
    »Nun, das ist erfreulich für Sie, Maja. Sollte es doch einmal anders kommen, rufen Sie mich an.«
    Sein fester Händedruck und sein starrer Blick flößen mir Unbehagen ein.
    Mit einem schmierigen Grinsen geht er aus der Tür zu seinem Ferrari. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Was bildet sich dieser Lackaffe eigentlich ein? Dass er in diesem schönen Haus noch so einen Pizzaladen aufmachen kann? Nur über meine Leiche.
    Halt. Ganz so weit wird er doch wohl nicht gehen, oder?
    Obwohl ich weiß, dass er mir die ›Butterblume‹ nicht einfach wegnehmen kann, hat mir dieser Besuch dennoch ein ungutes Gefühl eingejagt.
    Und das ist noch stark untertrieben.
    Zum Glück kommen gerade ein paar rotwangige Damen herein, die nach ihrem Marktbesuch offenbar dringend ein warmes Plätzchen und einen leckeren Cappuccino benötigen.
    Es ist meine Lieblingsfrauenrunde, die aus vier Ladys ›mittleren Alters‹ (also zwischen Mitte 50 und Mitte 60) besteht und die allesamt das sind, was man wohl als ›gut situiert‹ bezeichnet.
    Angefangen haben sie mit ihren Besuchen in der ›Butterblume‹ nach ihrer Bauch-Beine-Po-Gymnastik am Mittwochvormittag (weswegen ich sie insgeheim BBP-Ladys nenne), doch mittlerweile kommen sie zu meiner und vor allem meiner Kasse Freude mindestens zweimal pro Woche, ob mit oder ohne Sportsachen, um bei mir im Café die neuesten Klatschgeschichten auszutauschen. Ich habe sogar den klitzekleinen Verdacht, dass diese Gymnastikrunde insgeheim nur ein Vorwand ist und sie stattdessen gleich zu mir kommen. Diejenige, die immer den Ton angibt, ist Veronika Möhrle, eine stattliche Lady mit schwarz gefärbten Haaren und rundem Gesicht. Sie ist mit einem Bauunternehmer verheiratet und stets mit den neuesten Trends aus der Überlinger Boutiquenwelt ausgestattet sowie einem unglaublichen Wissen über alle, die in unserem kleinen Städtchen Rang und Namen haben.
    So weiß sie auch heute wieder das Neueste zu berichten, wie ich, während ich die Bestellung der Damen aufnehme, aufschnappen kann.
    »Habt er dees schon g’hört?«
    So beginnen die meisten ihrer
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