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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse
Autoren: Christine Rath
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bisschen wenigstens. Der Nebel liegt wieder dicht über dem See und nur der Mondschein beleuchtet schwach die Zweige der hohen Bäume. Ich habe das Gefühl, Feuchtigkeit und Kälte kriechen unter meine Jacke. Die Stimmung heute Abend ist überhaupt nicht melancholisch-romantisch, sondern dunkel und bedrohlich.
    Auf einmal knackt es hinter mir, ich drehe mich um – doch da ist … nichts. Ich schüttele den Kopf über meine Ängstlichkeit, was soll denn hier sein? Wahrscheinlich bin ich nur müde und überarbeitet. Am besten, ich gehe nach Hause, lasse mir ein Bad ein und trinke ein gutes Gläschen Rotwein, bevor ich mich auf mein großes, gemütliches lila Sofa lege und meinen Liebsten anrufe.
    Da …. Schon wieder dieses Geräusch. Jetzt wird mir auf einmal richtig kalt und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich beschleunige meine Schritte und laufe jetzt fast. Wenn da etwas wäre, würde Jojo sich doch anders verhalten, oder etwa nicht? Diese schnuffelt nur wie immer mit der Nase auf dem Boden entlang und wundert sich wahrscheinlich über mein plötzliches Tempo. Also, das bilde ich mir nun wirklich nicht mehr ein. Da ist wieder dieses Knacken.
    Ich drehe mich um und sehe eine dunkle Gestalt in ein paar Meter Entfernung.
    Was soll ich nur tun? Am besten, ich gehe einfach weiter. Nur keine Angst zeigen, das lernt man in jedem Selbstverteidigungskurs für Frauen. Innerlich schlottere ich aber vor Furcht, ziehe die Kapuze meines schwarzen Anoraks hoch und halte den Blick dicht auf den Boden gesenkt.
    »Waaaah.« Ich erschrecke fast zu Tode, als mich auf einmal jemand am Ärmel packt.
    »Maja? Was in aller Welt machst du hier allein im Dunkeln?«
    Es ist Christian und noch nie in meinem Leben war ich so erleichtert.
    Ich zittere immer noch wie Espenlaub, doch dann werde ich auf einmal wütend.
    »Sag mal, spinnst du? Wie kannst du mich so erschrecken?«, entfährt es mir.
    »Maja … Süße … Was ist denn los? Du bist ganz außer dir. Das ist ja eine schöne Begrüßung. Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen.«
    »Jaaaaaa …, das tu ich doch auch«, antworte ich langsam, doch ich bin noch ein wenig durch den Wind.
    »Aber es war so dunkel … und dann hörte ich dieses Knacken … Ich wusste doch nicht, dass du heute kommst.«
    »Na, wenn ich es dir gesagt hätte, wäre es doch keine Überraschung gewesen«, lacht Christian mit seinem unwiderstehlichen Grinsen, in das ich mich sofort verliebt hatte, als ich ihn das erste Mal im Garten der ›Butterblume‹ sah.
    »Als ich zur ›Butterblume‹ kam, war alles dunkel und ich dachte schon, du bist gar nicht da. Aber dann hab ich dich aus der Entfernung gesehen. Eine kleine, zarte Gestalt und ein Hund, der mit der Nase am Boden vor sich hin schnuffelt. Das konntest nur du sein und ich beschloss, dir zu folgen und dich in meine Arme zu reißen.«
    »Ach, Christian.«
    Jetzt erst kann ich mich freuen, ihn zu sehen. Ich falle ihm um den Hals und küsse ihn überschwänglich. Eng umschlungen schlagen wir diesmal gemeinsam den Weg nach Hause ein.

2. Kapitel: Der Brief
    Am nächsten Morgen wecken mich Sonnenstrahlen, die durch das hohe Fenster in mein Schlafzimmer fallen und das Zimmer in ein fast überirdisch helles Licht tauchen.
    Sonnenstrahlen? Das muss ein Traum sein, in den letzten Wochen hatten wir nur Nebel am See. Vorsichtig öffne ich ein Auge und erblicke Christian, der noch tief und fest schläft. In diesem Moment bin ich so glücklich, dass ich ihn am liebsten wecken und es ihm sagen möchte. Was ich natürlich nicht tue. Schließlich bin ich noch ein bisschen böse auf ihn, weil er mich gestern so erschreckt hat. Doch ich will uns den schönen Tag nicht mit Vorhaltungen verderben, schließlich bin ich froh, dass Christian hier ist. Leise schleiche ich mich nach unten in die kleine Küche und decke den Frühstückstisch.
    Was könnten wir bei diesem schönen Wetter Tolles anstellen, wenn ich das Café nicht öffnen müsste, überlege ich, während der duftende Kaffee durch die Maschine gluckert.
    Wenn Christian bei mir ist, bedaure ich oft, dass ich durch das Café doch sehr angebunden bin. Die Zeit mit ihm kommt mir viel zu kurz und damit unendlich kostbar vor, so dass ich jede Sekunde auskosten und genießen möchte.
    Leider habe ich die Nachteile der Selbstständigkeit bei meiner Planung offenbar nicht genügend bedacht. Aber konnte ich denn ahnen, dass ich ausgerechnet im Garten dieses wunderschönen alten Hauses dem Mann meines Lebens begegnen werde?
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