Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis
Autoren: R Parker
Vom Netzwerk:
das ist kein Problem, aber es kann im Laufe der Zeit ziemlich lästig werden.“
    „Wie lange würde ich Polizeischutz brauchen?“
    „Schwer zu sagen. Aber darüber brauchen wir uns jetzt noch nicht den Kopf zu zerbrechen. Keiner weiß, wer Sie sind.“
    „Aber beim Prozess?“
    „Ja, da erfahren es alle und dann schützen wir Sie. Das geht schon in Ordnung, aber ich finde, Sie sollten wissen, wie so was läuft. Und je früher Sie es wissen, desto länger haben Sie Zeit, sich daran zu gewöhnen.“
    Der Wagen bog an der Ausfahrt Smithfield Main Street von der Route 128 ab. Es war zwanzig vor drei und die Straßen waren menschenleer.
    „Wohin jetzt?“, fragte Croft.
    „Immer geradeaus, ich sag Ihnen dann, wie’s weitergeht.“ Die Angst durchzog jetzt stetig Newmans Magen, vibrierte an den Innenseiten der Arme und reichte bis in die Fingerspitzen hinein.

3
    Das Haus war dunkel, als er die Küche betrat. Janet lag natürlich schon im Bett. Sie war nicht der Typ, der aufbleibt, um auf den Mann zu warten. Er machte Licht und sah auf die Küchenuhr. Zwei Uhr fünfzig. Er holte eine Dose Miller aus dem Kühlschrank und öffnete sie, dann machte er das Licht wieder aus, setzte sich an den Küchentisch und trank langsam sein Bier. Die Außenstrahler waren eingeschaltet und er sah auf den Rasen, der sich bis zu den hohen Kiefern, der Grenze zwischen seinem Grundstück und dem von Chris Hood, erstreckte. Im Haus rührte sich nichts. Er betrachtete die getäfelten Wände und die kupferne Abzugshaube und die Arbeitsflächen aus Hartholz. Die Planung stammte von Janet. Und was sie anfasste, wurde immer gut. Das Haus war zweihundert Jahre alt, und sie hatte daraufgeachtet, dass man selbst in einer modernen Küche noch etwas davon spürte. Er stand auf und holte sich noch ein Bier. Die kribbelnde Angst, die sich in ihm geregt hatte, als von Vergeltungsmaßnahmen die Rede gewesen war, flaute ab. Er fühlte sich stark und ruhig in diesem Haus, während er aus dem abgedunkelten Raum auf den beleuchteten grünen Rasen blickte.
    Er würde tun, was er tun musste. Das war ein Mann sich schuldig. Er lachte leise vor sich hin. Klingt wie eine Parodie auf einen deiner Romane, dachte er. Es war keine Schande, Angst zu haben. Aber sich von der Angst beherrschen zu lassen, das war durchaus ein Grund, sich zu schämen. Ich werde tun, was ich tun muss. Und die Polizei wird uns schützen. Er trank einen Schluck Bier. Er war müde, aber nicht mehr nervös. Die aufputschende Wirkung des Kaffees war offenbar verflogen. Janet wird nicht begeistert über eine Leibwache sein. Erklär das mal den Freunden vom Fachbereich, Schatz. Wieder lächelte er in der Dunkelheit vor sich hin und trank das Bier aus. Eins noch, beschloss er. Er stellte sich seine Frau bei ihrem Seminar über sexuelle Stereotypen vor, während ein dickbäuchiger Cop mit Patronengurt und schwarzem Holster am Türrahmen lehnte. Sie wird verdammt sauer sein.
    Aber man kann doch nicht einfach zusehen, wie dieser Typ eine Frau erschießt und seelenruhig davonfährt. Da muss man doch was machen. „Herrgott, sie weiß esja noch nicht mal“, sagte er laut. Am Dienstagabend hatte sie ein Graduiertenseminar, da kam sie meist erst um zehn nach Hause. Auf seinen Zettel hatte er nur geschrieben: Bin in Boston, komme spät zurück. Sie hatte sich keine Sorgen machen sollen und auf einem Zettel konnte man die Sache nicht genauer ausführen, dazu war sie zu kompliziert. Er trank einen Schluck. Eine halbe Dose war noch da.
    Er war ungern weg, wenn sie nach Hause kam. Es war schön, sie von der Arbeit heimkommen zu sehen. Sie war so gut angezogen, so perfekt geschminkt. Sie wirkte so souverän mit ihrer schwarzen Aktentasche, ihrer maßgeschneiderten Kleidung, ihrer vollkommenen Frisur. Sie sah immer so hinreißend aus, dass er es in einer Explosion von Zärtlichkeit und Begehren am liebsten gleich auf der Couch, noch angezogen, mit ihr getrieben hätte. Aber das tat er nie. Sie wollte es nicht. Es musste immer passieren, wann und wie sie es wollte. Immer musste sie das Sagen haben. Nur nachts, weil sie sich da die Haare nicht zu waschen brauchte. Nie, wenn sie früh in die Uni musste. Immer nach dem Baden. Nie, wenn die guten Sachen knittern konnten. Immer war sie es, die ihn anfasste, nie umgekehrt. Immer beendete sie das Vorspiel. Immerhin ist es regelmäßig, man kann sich darauf verlassen. Er leerte die Dose. Sinnlos, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. Nichts ist vollkommen, wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher