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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis
Autoren: R Parker
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große Griff seines Dienstrevolvers in einem seltsamen Winkel vor. Er griff nach ihrem Hals, wie Newman esgetan hatte. Das freute Newman. Er hatte sich professionell verhalten. Wie die beiden Cops.
    „Tot. Schon fast kalt“, befand Tinkham.
    Diamond nickte. „Dachte ich mir.“ Über ihnen saßen die Krähen nebeneinander auf einem Ast, die Körper waren regungslos, nur die Köpfe bewegten sich.
    „Na, dann wollen wir mal“, meinte Tinkham. Diamond holte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der Hemdtasche und schob die Mütze ein Stück aus der Stirn.
    „Wann haben Sie sie gefunden?“, fragte er.
    Newman zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß nicht. Um fünf bin ich vom Fitnesscenter weg. Bis hierher sind es etwa vier Meilen. Ich laufe die Meile in zehn Minuten. Dann muss es also zwanzig vor sechs gewesen sein.“
    Diamond schrieb: 17.40 Uhr.
    „Und sie lag da, wo sie jetzt liegt?“
    „Ja.“
    „Und Sie haben den Mann gesehen, der sie erschossen hat?“
    „Ja.“
    „Warum haben Sie nicht eingegriffen?“
    „Es ging zu schnell. Ich war zu weit weg. Ehe ich wusste, was los ist, war es schon vorbei.“
    „Die Autonummer haben Sie wohl nicht behalten?“
    „469 AAG“, sagte Newman zu seiner eigenen Überraschung. Er hatte sie nicht bewusst registriert, aber er wusste, dass er sich solche Sachen merkte, das hatte er schon immer gekonnt.
    Tinkham hob die Augenbrauen und schob die Unterlippe vor.
    „Können Sie uns eine Beschreibung geben?“, fragte Diamond.
    „Von dem Mann oder dem Wagen?“
    „Beides. Erst der Mann.“
    „Er war groß. Einssechsundachtzig, würde ich sagen. Und dürr. Nein, nicht dürr. Hager. Aber dabei irgendwie kernig. Wie Lincoln.“
    „1,86 m“, schrieb Diamond. „Mager. Muskulös.“
    „Und er hatte schwarze Haare, glatt nach hinten gekämmt. Kurz. Keine Koteletten. Grüner Freizeitanzug, weiße, glänzende Freizeitschuhe mit Messingschnallen.“
    „Und der Wagen?“
    „Ein Lincoln. Neu. Orangefarbenes Vinyldach, blaue Karosserie.“ Oh Gott, dachte Newman, jetzt rede ich schon wie ein Cop aus dem Fernsehen.
    „Okay“, meinte Diamond. „Und wo waren Sie …“
    „Ach, lass das doch, Eddie“, sagte Tinkham. „Den Fall reißen sich doch die Freunde von der Staatspolizei unter den Nagel, das weißt du ganz genau. Wir haben ja noch nicht mal eine Verbrecherkartei. Am besten gibst du gleich über Funk eine Fahndungsmeldung mitder Beschreibung durch, und dann machen wir hier am Tatort Bestandsaufnahme, damit die Kollegen uns nicht für komplette Idioten halten, wenn sie hier aufkreuzen.“
    Diamond nickte und ging zum Streifenwagen.
    „Sind Sie nicht der Schriftsteller?“, fragte Tinkham.
    „Bin ich.“
    „Bei der Sache müssten ein paar gute Storys für Sie rausspringen“, sagte Tinkham.
    Newman nickte.
    „Ich seh’ Sie jeden Tag joggen“, sagte Tinkham. Er hatte der Toten den Rücken zugewandt. Die Sonne war ein Stück weitergewandert und das Tupfenmuster der Bäume fiel jetzt über das Polizeifahrzeug, während die Frau im Schatten lag.
    „Wie viel machen Sie pro Tag?“
    „So um die zehn Meilen“, sagte Newman. „Dreimal in der Woche laufe ich bis zum Fitnesscenter und stemme Gewichte.“
    „Schon abgenommen?“
    „Yeah. Zwanzig, fünfundzwanzig Pfund bis jetzt.“
    Tatsächlich, er hatte yeah gesagt. Echter Kumpel. Einer, der dazugehört. Der gut mit Cops kann, mit Jockeys und mit Typen, die um Geld Billard spielen.
    Eine der Krähen kreiste über der Toten, traute sich dann doch nicht so recht heran und flog wieder zu ihrem Ast zurück. Fünf Krähen hockten jetzt dort.
    Diamond kam vom Wagen zurück. „Sie schicken zwei Beamte der State Police aus Smithfield. Wir sollen nichts anfassen, bis sie da sind, sagt Alden.“
    Tinkham nickte. „Willst du schreiben?“
    „Von mir aus“, meinte Diamond.
    Tinkham hockte sich wieder neben die Frau. „Weiblich. Schwarz. Alter …“ Er zuckte die Achseln. „Zwanzig bis dreißig. Weiße Hose, gelbes Top, rückenfrei, schwarzer Slingpumps, hochhackig, ein Schuh fehlt. Goldene Ohrringe.“
    „Sind es auch bestimmt zwei?“, fragte Diamond.
    „Kannst ja den Kopf umdrehen und nachsehen“, meinte Tinkham.
    Das wollte Diamond nun auch wieder nicht. Er schrieb weiter.
    „Großer, goldener Ring am Zeigefinger der rechten Hand, mit ’ner Königin drauf.“
    „Wie war das?“, fragte Diamond.
    „Mit ’ner Königin drauf. Frag mich nicht, wer es ist. Wissen Sie’s?“ Er sah Newman an.
    Newman beugte
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