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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander
Autoren: Kathryn Harvey
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Buschflüge in Australien, Dreimotorige über den Amazonas. Ein Pilot, dem nichts fremd ist und der in jeder Situation seinen Mann steht.
    Und hoffentlich auch bei Coco seinen Mann stehen würde.
»Meine Damen und Herren«, vernahm man die Stimme des
Kapitäns über die Sprechanlage. »Wir werden in wenigen Minuten landen. Ich darf Sie deshalb bitten, sich wieder anzuschnallen … «
    Der Jet kam zum Halt, die Tür öffnete sich, eine Treppe wurde ausgefahren. Wie alle anderen griff Coco nach ihrem Handgepäck und bedankte sich beim Kapitän, der am Ausgang stand und jedem Einzelnen einen schönen Aufenthalt wünschte. Was für verführerische graue Augen er hatte!
    Beim Hinaustreten in den Wüstenabend musste sie unwillkürlich an den Song von Maria Muldaur aus den siebziger Jahren denken: »
Midnight at the oasis, Send your camel to bed … «
Millionen Sterne blinkten am schwarzen Himmel, und im sanften Wind wogten Palmen. Die Luft war frisch und klar und berauschend. Eine völlig neue Welt tat sich auf, eine Traumwelt. Mit New York überhaupt nicht zu vergleichen.
    Am Ende der Landepiste erspähte Coco zwei Frauen, halb verborgen von riesigen Bananenblättern und dichten Palmen, so als wollten sie nicht entdeckt werden. Eine von ihnen, vermutete sie, musste die Eigentümerin von The Grove sein, eine dem Vernehmen nach geheimnisumwitterte Frau.
    »Dann also viel Spaß«, sagte Sissy Whitboro und steuerte auf den für sie bestimmten Wagen zu.
    »Ebenfalls«, gab Coco zurück. »Vielleicht laufen wir uns ja mal über den Weg.« Und weil ihr wieder einfiel, wie es sie durchzuckt hatte, als sie nach Sissys Handtasche griff, fügte sie hinzu: »Wenn Sie wollen, werf ich mal für Sie einen Blick in die Zukunft.« Noch in der Boarding-Lounge hatte sie Sissy anvertraut, was sie beruflich machte. Frauen neigten eher als Männer dazu, Verständnis dafür aufzubringen. Außerdem ahnte Coco, dass Sissy Whitboro während ihres Aufenthalts in The Grove Hilfe benötigen würde.
    Die Neuankömmlinge wurden einzeln entweder von attraktiven jungen Männern in weißen Bermudas und bunten
Hawaii-Hemden oder von hübschen jungen Mädchen in eng am Körper anliegenden Sarongs unter die Fittiche genommen und in Caddys mit Verdeck zu ihren jeweiligen Unterkünften gebracht – in luxuriöse Suiten im Hauptgebäude oder in verstreut angeordnete einzelne Häuschen und Bungalows inmitten der von Baumgruppen durchsetzten riesigen Grünanlage. Es gab keine Rezeption, kein Ausfüllen von Formularen. All dies war vorab in Los Angeles erledigt worden.
    Die Wägelchen glitten an künstlerisch gestalteten Gärten mit blühenden Mimosen und Hibiskus vorbei, an Orangenhainen und Zedern, an Wasserfällen und Teichen und Flussläufen, die von tief unter dem Wüstenboden gelegenen eigenen Quellen gespeist wurden. Als die Gäste dann zu ihren jeweiligen Unterkünften gelangten, war das Erstaunen angesichts der Stille, die sich um sie herum ausbreitete, groß. All dies war dieser Frau zu verdanken, die ein solches Paradies geschaffen hatte: Man merkte nicht, dass in der Nähe auch andere wohnten. Ein kluges Konzept und die ausgetüftelte Anordnung der Quartiere sorgten für eine nahezu himmlische Ruhe. Und größtmögliche Ungestörtheit.
    Ideal, um loszulassen.
    Coco konnte ihre Erregung kaum noch verbergen, als der Caddy sie über die gepflasterten Wege trug. Überall waren Männer! In Hawaii-Hemden und Shorts, in hellen Hosen und Tennispolos. Alte Männer, junge Männer, große und kleine, untersetzte und hagere.
    Und einer von ihnen war für sie bestimmt.
    Cocos Feriendomizil war ein von einer Mauer umgebenes Gartenhäuschen inmitten einer Grünanlage mit einem eigenen Pool. Für Partys wie geschaffen. Die Minibar war größer als ihr Kühlschrank zu Hause, das Fernsehgerät mit allen Schikanen ausgestattet, und Sitzgelegenheiten gab es genug,
um einer Horde Fußballbegeisterter Platz zu bieten. Dennoch war sie allein.
    Immer war sie allein.
    Aber das sollte sich ändern.
    Die junge Frau in dem Tahiti-Sarong bot ihre Hilfe beim Auspacken an, was Coco jedoch ablehnte. Schlimm genug, wenn man sie fragte: »Was sind Sie eigentlich von Beruf?« Musste sie sich da obendrein ins Gepäck schauen lassen?
    Als sie der jungen Frau den Koffer abnahm und sich ihre Hand dabei kurz um die der Hostesse schloss, sah sie in Sekundenschnelle alles klar und deutlich vor sich. »Heiraten Sie ihn«, sagte sie spontan.
    »Wie bitte?«
    »Lassen Sie sich von seiner Familie
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