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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander
Autoren: Kathryn Harvey
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sie in den Hochglanzmagazinen für die Oberen Zehntausend veröffentlicht. Soweit Coco bekannt war, erfuhr man Näheres nur unter der Hand, über einen Freund, der einem verriet, wie man Kontakt mit dem Reservierungsbüro aufnahm und wie man zum privaten
Terminal in LAX gelangte. Dorthin war Coco, aus New York kommend, jetzt unterwegs – um den Privatjet nach The Grove zu erwischen.
    Sie hatte bei einem Preisausschreiben gewonnen.
    Endlich setzte die 747 auf, und mit einem sehnsüchtigen Blick auf den gut aussehenden Fremden, der niemals erfahren würde, welch stürmischen Sex er mit ihr auf der Toilette eines Jumbo-Jets gehabt hatte, hastete Coco zum Ausgang. Sie nahm ihr Gepäck in Empfang und machte den Fahrer ausfindig, der sie zu dem kleinen Terminal auf der anderen Seite des Flughafens bringen sollte. »The Grove« besagte sein mit Palmen verziertes Schild. Ein kleiner Jet stand auf der Asphaltpiste, Fluggäste in der Abflug-Lounge taten sich an kostenlosen Cocktails und Appetithäppchen gütlich.
    Coco ließ sich von dem rothaarigen Barkeeper einen Screwdriver reichen und schaute hinaus zu der für zwanzig Passagiere konzipierten DHC - 6 Twin Otter, die in so sattem Azurblau und Grün gehalten war, dass man meinen konnte, das Flugzeug sei aus Palmen und blauem Himmel zusammengesetzt. Sie sah den Piloten mit seiner schwarzen Tasche über den Asphalt gehen. Hoch gewachsen und breitschultrig, in einer schicken Uniform, die lockende Signale aussandte.
Komm und heb mit mir ab.
    Coco war bemüht, die anderen Passagiere nicht anzustarren. Filmstars und Prominente, die Piña Coladas schlürften und Krabbenbrot knabberten.
    Dieser dürre Zaunpfahl mit den stacheligen Haaren und der quäkenden Stimme war ein Rock-Star ganz oben auf der Hitliste und hatte sich im vergangenen Jahr für einen Abend mit einem Showgirl aus Las Vegas eingelassen, sie um Mitternacht in einer Elvis-Kapelle geheiratet und dann, als er am folgenden Morgen aufwachte, gefragt: »Wie war gleich wieder dein Name, Schätzchen?«
     
    Der Prominente, der da mit dem Barkeeper plauderte, war ein mit allen erdenklichen Preisen bedachter Megastar (und in Wirklichkeit um einiges kleiner als auf der Leinwand), der sich den unglaublichen Schnitzer erlaubt hatte, bei der Entgegennahme seines Oscars allen und jedem zu danken, seinem privaten Trainer inklusive, nur nicht seinem ebenso berühmten Partner, der gleichrangig mit ihm die Besetzungsliste anführte. Er hatte kurz darauf Zeremonienmeister Billy Crystal eine Notiz zukommen lassen, mit der Bitte, sich in seinem Namen öffentlich bei seinem Co-Star zu entschuldigen. Aber das war ein klitzekleines Momentchen zu spät gewesen.
    Eines der limettengrünen Sofas hatte Dr.Evelyn Raymond mit Beschlag belegt, eine Star-Psychologin mit eigener Radiosendung, in der sie Hörerfragen beantwortete. Es wurde gemunkelt, sie habe ihren Doktor in Anglistik gemacht.
    Und am Boarding Gate ging ein schwarzer Rap-Star auf und ab, Dogg Shitt, unlängst bei der Vergabe der Grammys von einem Konkurrenten ausgebootet und von ihm als »C. Doggy Shitt« - Seht euch diese Hundescheiße an - tituliert.
    Alles hochkarätige, im Rampenlicht stehende Leute. Für das Skandalblatt
National Enquirer
ein gefundenes Fressen. Coco McCarthy dagegen war nicht beeindruckt. Da auch die Reichen und Berühmten nicht gegen Mord und Totschlag gefeit waren, war Coco in ihren protzigen Häusern gewesen und Zeugin ihrer Schwächen und Unzulänglichkeiten geworden. Hinter geschlossenen Türen waren sie ganz normale Menschen.
    Sie entdeckte einen Mann, der sie stutzig machte.
    Mit seiner verspiegelten Pilotenbrille, den Jeans und der Lederjacke – alle übrigen waren hochsommerlich-lässig gekleidet, mit Ausnahme von Shitt, der einen Trainingsanzug und Ketten trug – schien er auf Abstand zu den anderen
bedacht, wenngleich beobachtend. Instinktiv vermutete sie in ihm einen Polizisten. Nicht, dass irgendetwas an seinem Äußeren darauf hingewiesen hätte – kein Abzeichen, keine Pistole, kein Sam Browne-Gürtel. Dennoch war sich Coco ihrer Sache sicher. Was hatte ein Polizist in The Grove verloren? Er sah nicht aus, als sei er im Urlaub, er war nicht entspannt, er sprach weder den Häppchen zu, noch trank er etwas. Er sah genauso aus wie ein Polizist im Einsatz. Was für einem Auftrag mochte ein Cop in The Grove nachkommen? Ihr Gefühl sagte ihr, dass er Detective war. Mordkommission.
    »Ist das nicht aufregend?«
    Coco drehte sich um und blickte in
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