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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus
Autoren: Fleur McDonald
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Himmel zu schlafen. Wir könnten runter zu der Stelle am Bach, wo wir früher immer waren, als du mit Adam frisch zusammen warst. Wir nehmen die Schlafsäcke mit und machen uns ein hübsches Lagerfeuer - du weißt schon, so wie früher, bevor wir alt und vernünftig geworden sind.«
    Gemma nickte langsam, während sie sich mit der Idee anfreundete. »Ja, campen im Winter. Ein warmes Feuer, die kalte Luft und ein bisschen Portwein, um uns von innen zu wärmen. Klingt großartig. Ich muss allerdings vorher noch mal nach den Färsen sehen, dann können wir aufbrechen.«
     
    »Du hast einen neuen Wagen«, bemerkte Jess, nachdem sie am späten Nachmittag ihre Rucksäcke und den Proviant auf der Ladefläche des Pick-ups verstaut hatten.
    »Ja.« Gemma strich über das Armaturenbrett des neuen weißen Toyota Land Cruiser, während sie ihn über die holprige Weide lenkte. »Den habe ich mir nach Adams Tod geleistet. Auf dem Hof stehen nur lauter alte Klapperkisten. Ich dachte, wenn ich die Weiden abfahre und so lange Strecken alleine unterwegs bin, brauche ich ein verlässliches Auto.«
    »Gute Idee. Der reinste Horror, mitten in der Pampa liegenzubleiben und auf fremde Hilfe warten zu müssen«, sagte Jess. Kurz darauf erreichten sie auch schon ihren alten Campingplatz. Es sah alles noch genau so aus, wie Jess es in Erinnerung hatte - eine geschützte Stelle direkt am Bach, gesäumt von hohen Kieferbäumen, einem moosbewachsenen Granitfelsen und einem weichen Kiesstrand.
    Als Gemma das Feuer schürte, lachte sie und sagte: »Ich glaube es nicht, dass wir das tatsächlich tun. Wie alt sind wir eigentlich? Wir sollten uns doch wie verantwortungsbewusste Erwachsene verhalten. Aber es kommt mir vor, als wären wir wieder fünfzehn und würden auf der Farm meiner Eltern campen, um ungestört laute Musik zu hören und heimlich zu rauchen.«
    »Hey, möchtest du Bacardi-Cola? Lass uns feiern wie früher. So oft werden wir nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen.«
    »Klingt gut.« Während Jess die Getränke aus der Kühlbox nahm, richtete Gemma das Lager her.
    Sie legte Holz nach und holte dann aus einer Kiste auf der Pritsche einen Grillrost, Fleisch und Mehl.
    »Willst du etwa Buschbrot backen? Großartig! Obwohl … Wie alt ist das Mehl noch mal?«
    Gemma warf eine Handvoll Mehl nach Jess. »Los, mach dich nützlich. Wickel die Kartoffeln in Alufolie und leg sie anschließend in die Glut. Wenn schon, dann machen wir es richtig.«
    »Ah, eine Nacht unter freiem Himmel ist genau das, was ich seit Langem brauche«, sagte Jess etwas später, während sie sich gegen ihren Rucksack lehnte und versonnen ins Feuer starrte. »Sag, Gem, wie geht es dir wirklich? Du hast noch nicht viel von dir und der Farm erzählt.«
    Gemma nahm ihre Getränkedose, hockte sich auf ihren Rucksack und sah Jess an.
    »Ich komme zurecht. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt - nein, das kam jetzt falsch rüber. Es ist verdammt schwer, ich vermisse Adam unheimlich, und ich würde alles tun, um ihn zurückzubekommen … Ich
muss mich jetzt um so viele Dinge kümmern, was ich mir früher nie hätte vorstellen können. Aber ich kann es.«
    »Natürlich kannst du das«, meinte Jess entrüstet.
    »Ja, aber trotzdem gibt es noch so vieles, was ich Adam gerne gefragt hätte, und das frustriert mich. Und dass ich abends ohne ihn ins Bett muss, dass ich niemanden habe zum Kuscheln und zum Reden …« Gemmas Stimme wurde immer weicher. Sie schlug die Augen nieder und fingerte nervös an ihrer Bacardi-Cola-Dose herum. »Ich fühle mich ein bisschen einsam. Manchmal bekomme ich tagelang niemanden zu Gesicht außer Garry und Bulla. Ich bin immer richtig froh, wenn die Viehhändler kommen. Dann kriege ich endlich ein paar Neuigkeiten aus der Gegend zu hören und habe mal jemand anderen zum Reden. Jemanden, der sich mit dem Geschäft gut auskennt und neue Ideen mitbringt.«
    Gemma stand auf und stellte sich an den Klapptisch, um den Teig für das Buschbrot zu bearbeiten.
    »Aber ich denke, es ist ganz gut, dass ich so viel zu tun habe. So komme ich wenigstens tagsüber nicht ins Grübeln. Es ist nicht leicht, so eine riesige Farm kostendeckend zu managen. Ich meine, ich habe zwar früher mal ein bisschen Buchhaltung gemacht, aber in den letzten Jahren hat sich ausschließlich Adam darum gekümmert. Er hatte den Überblick, wann die großen Ratenzahlungen fällig waren, zum Beispiel der Kredit für den neuen Traktor oder die Hypothek an seine Eltern. Um ehrlich zu
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