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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus
Autoren: Fleur McDonald
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Und zum ersten Mal seit Monaten fiel sie sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Kapitel 3
    U m fünf Uhr stand Gemma auf, machte sich einen Kaffee und schaute hinaus in den kalten, klaren Morgen. Am Horizont schimmerte fahl das erste Tageslicht. Gemma mochte die Sonne sehr, aber als sie das Radio anschaltete, um den Wetterbericht zu hören, hoffte sie auf Regen. In diesem Jahr hatte es zwar schon verhältnismäßig oft geregnet, aber Gemma konnte nie genug davon haben.
    Um halb sechs war es draußen schon fast hell, und Gemma schrieb für Jess eine Notiz, dass sie nicht vor acht Uhr zurück sein würde, obwohl sie davon ausging, dass Jess dann ohnehin noch in den Federn lag.
    Gemma band ihren Hund Scoota los, der zur Begrüßung ausgelassen um ihre Beine jagte, stieg dann in den Pick-up und machte sich auf zu der Koppel, auf der die Färsen weideten, in Gedanken bei Jess. Irgendetwas stimmt mit Jess nicht, dachte Gemma, aber sie wusste, dass Jess erst darüber reden würde, wenn sie es für richtig hielt. Die Freundinnen hatten sich schon öfter in der Wolle, weil Jess sich von Gemma bedrängt gefühlt hatte. Dabei hatte Gemma nur helfen wollen.
    Auf ihrer Tour über die Weiden musste Gemma immer wieder Gattertore öffnen und schließen, und sie überquerte etliche Weideroste, bevor sie schließlich die Färsenkoppel erreichte. Sie zählte ungefähr hundert Tiere; hier schien alles in Ordnung zu sein. Gemma beschloss,
am Nachmittag nochmals rauszufahren und nach der Herde zu schauen.
     
    Jess war aufgewacht, als Gemmas Wagen vom Hof fuhr. Nachdem sie sich eine Weile im Bett herumgewälzt hatte, ohne wieder einschlafen zu können, beschloss sie, dass ein Kaffee nicht schaden konnte, statt weiter herumzuliegen und vor sich hin zu grübeln. Also stand sie auf und zog sich an. Wenig später ging sie mit einer dampfenden Kaffeetasse hinüber in den Salon und schürte das Feuer im Kamin. Dann spazierte sie durch den Raum und blieb vor der Wand stehen, an der Gemmas Hochzeitsfoto hing. Nachdenklich betrachtete sie Adam und fragte sich laut: »Warst du wirklich der hinterhältige Schuft, für den ich dich halte?«
    Jess verharrte lange vor dem Bild, während sie an ihrem Kaffee nippte und sich die Gespräche mit Adam in Erinnerung rief, auf der Suche nach einem Zusammenhang mit den Gerüchten, die in der Stadt kursierten. Aber ihr fiel nichts ein. Sie seufzte, stellte ihre Tasse weg und ging nach draußen. Instinktiv wandte sie sich in Richtung Scheune, am Hundezwinger vorbei. Gemma war eine Hundenärrin und besaß immer mindestens ein halbes Dutzend, egal ob die Hunde zur Arbeit taugten oder nicht. Jess band Scuba los, den Hofhund; er konnte sie auf ihrem Spaziergang begleiten. Scuba war ein Labradormischling, in dem sich ein Dutzend verschiedene Rassen fanden. Er hatte vorher einem alten Planierraupenfahrer gehört, der ihn einschläfern lassen wollte, als er ihn nicht mehr mit zur Arbeit nehmen konnte. Heutzutage hatten viele Farmer etwas dagegen,
wenn die Landarbeiter ihre eigenen Hunde mitbrachten.
    Jess war nicht sehr oft auf Billbinya gewesen.
    Während Scuba um ihre Beine herumtollte, marschierte sie weiter und betrat die Scheune. Schon seit ihrer Kindheit liebte sie den Geruch von Lanolin, der allen Scherschuppen anhaftete, und den öligen Glanz auf den Holzoberf lächen. Die Trennbalken waren völlig abgewetzt von unzähligen Schafleibern, die im Laufe der Jahre an dem Holz entlanggeschrammt waren. Jess atmete den Geruch in der Scheune tief ein und genoss die Stille, bevor sie wieder nach draußen ging und den Blick über die Landschaft schweifen ließ.
    Sie schlenderte in Richtung Bach weiter, beugte sich zu Scuba herunter, um ihn zu tätscheln, und hob ein Stück Wurfholz auf. »Soll ich es ihr sagen?«, fragte sie den Hund.
     
    Als Gemma auf das Farmhaus zuging, konnte sie bereits von draußen riechen, dass es Eier mit Speck gab. Sie betrat die Küche und sagte: »Ich hätte nicht gedacht, dich schon so früh auf den Beinen zu sehen.«
    »Oh, ich bin durchaus in der Lage, früh aufzustehen - aber glücklicherweise kann ich es mir meistens aussuchen. Möchtest du Kaffee?«, fragte Jess.
    »Was glaubst du denn?«
    »Und, was steht heute auf dem Plan? Hast du zu tun?«, fragte Jess, während sie sich um den Kaffee kümmerte und den Speck in der Pfanne wendete.
    »Nein, ich stehe dir voll zur Verfügung. Was möchtest du gerne machen?«

    »Ich habe mir überlegt, es wäre ganz nett, mal wieder unter freiem
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