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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus
Autoren: Fleur McDonald
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Stadt.«
    »Oh«, entgegnete Gemma verwirrt und überlegte fieberhaft. Vertrag? Seit drei Jahren? »Hab ich wohl vergessen«, stammelte sie. »Äh, ich muss noch mal fragen, Ned - wie viele Ochsen muss ich liefern?«
    »Dreihundert.«
    Gemma schüttelte konsterniert den Kopf.
    »Haben wir auch wirklich alle Tiere gezählt?«, fragte Ned.
    »Ja, ich denke schon. Ich bin in den letzten zwei Wochen jede einzelne Koppel auf Billbinya abgefahren. Und wenn die Jungs keinen Fehler beim Viehabtrieb gemacht haben, können wir eigentlich keine Herde übersehen haben.« Gemma überlegte kurz. »Vielleicht hatte Adam ja ein Abkommen mit Dad.« Noch während sie es aussprach, spürte sie, wie die Anspannung von ihr abfiel. Ja, so musste es sein. »Am besten, ich rufe Dad an und frage ihn selbst. Wann ist der Liefertermin?«
    »Ende Oktober.«
    »Gut, das lässt sich bestimmt klären.« Gemma war
plötzlich wieder ganz professionell. »Ich rufe Dad gleich heute Abend an und gebe dir dann Bescheid.«
    »In Ordnung. Gut …« Ned schob seinen Stuhl zurück. »Wir müssen weiter - in einer halben Stunde werden wir drüben bei den Carters erwartet. Ben soll unsere Kundschaft kennenlernen.«
    Sie erhoben sich alle vom Küchentisch. Ben räumte die Kaffeetassen ab und stellte sie in die Spüle.
    Während Gemma die beiden Männer zum Wagen begleitete, fragte sie: »Dann sind Sie also ab jetzt für mich zuständig, Ben?«
    »Ich weiß nicht, das entscheidet Ned. Aber ich hoffe es.«
    Ned lachte und klopfte Ben auf die Schulter. »Der glaubt, das ist ein Kinderspiel. Offenbar ist ihm nicht klar, dass er bald genauso auf dem Zahnfleisch gehen wird wie ich, wenn er meine Arbeit übernimmt. Darum haben Bert und ich ihn ja eingestellt - damit wir endlich mal Urlaub machen können. Ach ja, da fällt mir ein, Gemma - in drei Wochen fahre ich weg, nach Alice. Meine bessere Hälfte und ich wollen dort eine Weile ausspannen. Ben wird mich so lange vertreten.«
    »Das ist ja super, Ned! Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals im Urlaub warst, und ich kenne dich praktisch schon mein ganzes Leben lang.« Gemma freute sich aufrichtig für ihn.
    »Ja, Rose hat sich immer eine Reise nach Alice Springs gewünscht, und jetzt, wo Ben für mich einspringt, bietet sich endlich die Gelegenheit dafür.«
    Ned öffnete die Wagentür, beugte sich dann kurz vor und drückte aufmunternd Gemmas Schulter. »Pass auf dich auf, Mädchen.«

    »Und du auf dich.«
    Ben gab Gemma seine Visitenkarte. »Sie können mich jederzeit anrufen«, sagte er und gab ihr die Hand. »Auf Wiedersehen.«
    Kaum waren die beiden weg, sprang Gemma in ihren Toyota, um eine Tour über die Farm zu machen. Die Neuigkeit mit dem Vertrag hatte sie völlig unvorbereitet getroffen, aber sie würde der Sache auf den Grund gehen. Und notfalls die dreihundert Mastochsen auftreiben, die sie brauchte, um den Vertrag zu erfüllen.
     
    Ned und Ben verließen die Hofzufahrt und bogen auf die schmale, geteerte Straße.
    »Wow«, sagte Ben und lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Tolle Frau!«
    Ned warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Schlagen Sie sich solche Flausen ganz schnell wieder aus dem Kopf, mein Junge«, sagte er streng. »Gemma hat ein verdammt hartes Jahr hinter sich. Besser, Sie lassen sie in Ruhe.«
    »Ich habe keine Flausen im Kopf. Trotzdem ist sie eine außergewöhnliche Frau.« Ben schüttelte den Kopf. »Sie hatte keine Ahnung von dem Vertrag«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.
    Ned rieb sich müde das Gesicht. »Ich weiß.«
    »Was sollen wir deswegen unternehmen?«, fragte Ben. »Müssen wir den Mäster vorwarnen?«
    »Warten wir erst einmal ab, was Gemma mir berichtet, wenn sie mit ihrem Vater gesprochen hat. Adam wäre durchaus zuzutrauen, dass er ihr diesen Vertrag verheimlicht hat. Vielleicht hat er auch einfach vergessen, ihr davon
zu erzählen, oder er dachte, sie braucht nichts davon zu wissen.«
    »Sinny - war das der Spitzname von Adam?«
    »Ja.«
    »Kann es denn sein, dass er mit Gemmas Vater einen Deal gemacht hat?«
    »Das bezweifle ich ernsthaft, aber man kann nie wissen.«
    »Haben Sie schon von den mysteriösen Viehdiebstählen gehört?«
    Ned warf Ben einen verärgerten Blick zu. »Ja, das habe ich, Ben«, antwortete er in abgehacktem Ton. »Aber bei der Polizei ist bis jetzt keine einzige Anzeige eingegangen. Außerdem bin ich mir absolut sicher, dass das nichts mit Billbinya zu tun hat. Hier in der Gegend wird kein Vieh vermisst - das beschränkt
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