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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition)
Autoren: Jeanette Sanders
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noch wie ein hübsches, aufregendes Spiel angefühlt. Wie wenn man zu Karneval in eine Maske schlüpfte und darin dann allerhand Schabernack anstellte und andere Leute zum Narren hielt. Angies Seele aber fühlte sich mittlerweile wie mitten im Spiel verloren gegangen, nicht mehr eins mit sich selbst, und deshalb war es höchste Zeit.
    Ein leises Brummen drang an ihr Ohr, und Angie riss sich von dem Anblick im Spiegel los.
    »Leb wohl«, murmelte sie dabei und versuchte zu lächeln. Es war ein trauriges Lächeln, nur die Lippen machten mit, die Augen blickten wehmütig, ja resigniert.
    Das Brummen hörte auf, aber Angie ging dennoch hinüber ins Zimmer, war der Laptop etwa noch an? Wie aus Gewohnheit warf sie einen Blick auf ihr Handy, das sie eigentlich nicht mehr brauchte. Trotzdem würde sie es natürlich mitnehmen müssen, zwar besaß es kein Spezialmodem, aber sicherlich ebenfalls eine ausgefeilte Technik, die in irdischen Kreisen zu viel Verblüffung hervorrufen dürfte. Man würde ihr definitiv oben einen Rüffel erteilen, wenn sie das Ding kurzerhand noch hier auf der Erde entsorgte. Sicher waren auch im Laptop hierzu genaue Instruktionen in einer Datei »Handy« abgespeichert, dunkel erinnerte sie sich jetzt sogar daran. Bloß war Angie zu faul gewesen, diese auch zu lesen.
    Neue Textmeldung eingegangen
    Also doch, dann hatte sie eben tatsächlich ein Brummen gehört.
    Angie musste Allisters letzte Kurznachricht zweimal lesen, ehe ihr die Bedeutung richtig klar wurde.
    Besonders der PS-Zusatz verwirrte sie!
    Immerhin hatte sie ihre Tasche doch bereits zurückbekommen? Auf die Idee, einfach nachzuprüfen, zu welcher Uhr- und damit Tageszeit die SMS hereingekommen war, kam sie nicht!
    Er wollte sie sehen, und zwar genau dort, wo sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.
    Und er wollte sie etwas fragen, natürlich …
    Es gab keinen Zweifel, dass es ihm ernst war.
    Angies Herz zog sich zusammen.
    Tu’s nicht!, raunte ihr Verstand. Du tust weder dir noch ihm einen Gefallen! Du reist im Morgengrauen ab, und er wird dich ohnehin bald vergessen haben.
    Sie lief ein geraumes Weilchen unschlüssig im Zimmer auf und ab und nagte mit den Zähnen an ihrer Unterlippe.
    Sie hätte ihn gern noch einmal getroffen, sich ordentlich verabschiedet. Auch würde sie ihm gerne sagen, dass sie seine Fotos gesehen hatte und sehr mochte. Dass er an sich glauben solle und auch an die Liebe. Die ihm eines Tages begegnen würde, ganz sicher.
    Vielleicht sollte sie ihm sogar sagen, dass sie den Sex mit ihm genossen hatte, an jenem Morgen? Es war immerhin wahr.
    Was war schließlich dabei, und es würde ihn sicherlich freuen.
    Sie könnte sich bedanken, auch das wäre eine nette Geste zum Abschied. Vielleicht sogar mit einem Kuss?
    Wer weiß, wann und ob sie jemals wieder auf die Erde zurückkäme und in den Armen eines richtigen Mannes läge!
    Wie unter Trance presste Angie schließlich irgendwann auf dem Handy die Funktionstaste: ANTWORTEN.
    In Ordnung, ich komme!
    Anschließend schaltete sie das Mobiltelefon ab und steckte es zum Laptop in die Reisetasche.
    Sie war fertig zum Aufbruch.
    Draußen am Himmel über dem Atlantik machte sich ein erster zarter Schimmer breit und ließ das Nahen des Sonnenaufgangs erahnen.
    Leise schlich sie sich aus dem Apartment und ließ dabei den Schlüssel einfach von außen stecken.
    Julia Gonzales würde ihn bei ihrer morgendlichen Runde durchs Haus finden und sicherlich gleich neugierig nachsehen, was drinnen los war.

19
    A ngela war so aufgekratzt, dass an Schlafen gar nicht erst zu denken war. Sie hatte das Abenteuer ihres Lebens hinter sich und konnte immer noch nicht ganz glauben, mit diesem Leben davongekommen zu sein.
    »Bitte schön, Ihr Glas Champagner«, sagte die dunkelhaarige Stewardess mit einem Lächeln. »Das macht dann acht Pfund Sterling oder zwölf Euro.«
    Angela bedankte sich fast überschwänglich und bezahlte den horrenden Preis in der festen Überzeugung, sich diesen Luxus ehrlich verdient zu haben.
    Was zählte schon Geld, wenn man tot war?
    Das Flugzeug, eine Boeing 747, überflog eben Gibraltar. Während Angela ihren Champagner schlürfte, lugte sie aus dem ovalen Fenster nach unten. Doch sie sah nicht Gibraltar, sie sah einen undurchdringlichen Dschungel mit Schlinggewächsen, sie hörte die unheimlichen Geräusche, die vor allem nachts an ihr Ohr gedrungen waren. Sie spürte die Mückenstiche, das Jucken und Brennen auf der Haut, die Feuchtigkeit. Sie hatte Hunger und sogar
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