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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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heftige Schlag schleuderte ihn zurück und drang schmerzhaft durch seinen Mantel. Als das Pferd seines Angreifers zurücktänzelte, sprang Ross rasch auf die Füße. Glücklicherweise war das Turkmenische ähnlich wie Usbekisch, so daß er verstehen und antworten konnte.
    »Nicht Russe . . . Engländer!« krächzte er durch den Staub in seiner Kehle.
    Der mit der Peitsche spuckte aus. »Bah! Engländer sind genauso schlimm!«
    »Schlimmer, Du Assa!« hob ein anderer an. »Los, töten wir diesen Ferengi-Spion und schicken wir den britischen Generälen in Kabul seine Ohren.«
    Ein dritter meldete sich zu Wort: »Warum töten, wenn wir ihn in Buchara für eine hübsche Summe verkaufen können?«
    Dil Assa knurrte: »Geld ist schnell ausgegeben. Aber einen Ungläubigen zu töten, sichert uns einen Platz im Paradies.«
    »Aber wir sind viele«, warf ein anderer ein. »Kommen wir alle ins Paradies, nur weil wir einen einzigen untreuen Spion töten?« Bevor die Männer sich in ihre theologische Diskussion vertiefen konnten, warf Ross ein: »Ich bin kein Spion. Ich will nach Buchara, um etwas über meinen Bruder herauszufinden. Ich trage einen Brief des Scheichs Islam bei mir, der allen Gläubigen befiehlt, mich in meinem Auftrag zu unterstützen.«
    »Scheich Islam bedeutet uns nichts«, stieß Dil Assa verächtlich hervor. »Wir kümmern uns nur um den Segen unseres Kalifen.« Ross hatte geahnt, daß Scheich Islam nur ein Glückstreffer gewesen wäre. Er war nun bereit, direkt an die Habgier der Männer zu appellieren. »Bei den Ferengis bin ich ein hoher Herr. Wenn ihr mir helft, werdet ihr reich belohnt.«
    »Du bist ein englischer Hund, und wie ein Hund sollst du sterben!« Dil Assa nahm sein altes Luntenschloßgewehr und richtete die Mündung auf Ross. Im gleichen Moment begannen seine Kameraden, auf ihn einzureden, doch es war zu schnell, als daß Ross etwas verstehen konnte. Einige schienen einverstanden zu sein, sein Leben gegen eine mögliche Belohnung zu verschonen, andere rangen offenbar um das Vorrecht, den Ungläubigen zu töten. Ohne sich um die Meinung seiner Leute zu kümmern, zog Dil Assa den Hahn zurück und zielte mit schwarzem, tödlichem Blick auf Ross.
    Die Öffnung am Ende des Laufes drohte so riesig und so fatal wie der Schlund einer Kanone. Einen Augenblick war Ross wie erstarrt bei dem Anblick. In einem Dutzend anderer Länder war er so vielen Möglichkeiten zu sterben entkommen, und nun hatte ihn sein Glück verlassen. Er hatte keine Zeit, sich zu fürchten. Statt dessen mußte er daran denken, daß Jean Camerons Intuition einmal mehr versagt hatte.
    Wie auch immer, er zog es vor, kämpfend zu sterben, als wie ein Schwein im Koben abgeschossen zu werden. Mit einem verzweifelten Satz warf er sich auf Dil Assa, und wieder explodierte die Welt in einem Chaos der Gewalt. Der Schuß löste sich ohrenbetäubend nah, gleichzeitig donnerte eine ganze Salve von Schüssen auf, und das Echo des Feuers wurde von den zerklüfteten Bergen zurückgeschleudert. Die turkmenischen Pferde wieherten, stiegen und tänzelten aufgescheucht umeinander herum, und plötzlich fühlte Ross einen scharfen Schmerz in der Schulter. Die Gewalt des Treffers riß ihn herum und warf ihn brutal zu Boden. Während er stürzte, fragte er sich noch, ob ihn eine Kugel oder nur ein wirbelnder Huf der aufgebrachten Pferde erwischt hatte. Aber letztendlich war die Antwort ganz egal . . .
    In diesem Moment stieß einer der Turkmenen einen Warnschrei  aus und wies auf die nahe Hügelkette. Ein Dutzend Reiter kamen mit donnernden Hufen den Pfad hinuntergaloppiert, während sie unablässig ihre Gewehre abfeuerten.
    Ross schaffte es, wieder auf die Füße zu kommen. Er sprintete zu seinem verletzten Pferd und riß das Gewehr und Munition vom Sattel. Er hatte vor, sich auf das Packpferd zu schwingen und so schnell und weit wie möglich zu flüchten, bevor er mitten in eine Schlacht zwischen zwei ansässigen Stämmen geriet.
    Dil Assa sah den Ferengi laufen, brüllte auf und wirbelte sein Gewehr herum, bis er den Lauf zu fassen bekam. Die Waffe wie eine Keule schwingend, gab er seinem Pferd die Sporen und ritt hinter Ross her. Ross konnte sich gerade noch ducken, um dem Kolben, der ihm den Schädel einschlagen sollte, zu entgehen. Dann plötzlich zogen sich die Turkmenen zurück und flohen vor den Neuankömmlingen. Die Pferde schössen an ihm vorbei, und eines streifte ihn, so daß Ross wieder zu Boden geschleudert wurde.
    Dieses Mal schwanden
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