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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei
Autoren: Elizabeth Lane
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Otter.” Lange sah er auf sie herab – zog sie dann plötzlich an sich, während sein Mund den ihren suchte und leidenschaftlich küsste.
    “Dir vergeben?” stieß er zwischen den Küssen hervor. “Du bist mein Leben, Rowena … mein Herz, meine Seele … Ich lebe, weil es dich gibt …”
    Ihre suchenden Hände bekamen sein wirr herunterhängendes dichtes schwarzes Haar zu fassen, als sie ihn zu sich herabzog. Die Glut, die sie von dem Augenblick an in sich gespürt hatte, als sie ihn berührte, wurde urplötzlich zu einer alles verzehrenden Flamme. Sie wollte seine Hände auf ihren Brüsten fühlen – nein, gütiger Himmel, sie wollte sie überall spüren. Auch seine Lippen sollten sie überall berühren, an ihrem ganzen Körper. Sie wollte ihn ganz, hier auf der Stelle … so wie es niemals wieder sein würde.
    Ein Blitz tauchte die Höhle in blauweißes Licht. Donner krachte durch den aufgewühlten Himmel, während der Regen einsetzte und wie ein Schleier vor dem felsigen Eingang herunterfiel. Erst da dachte Rowena wieder an das Bündel mit Vorräten, das sie mitgebracht hatte.
    “Was ist?”, fragte er und berührte leicht mit den Lippen ihre Schläfe.
    “Dort oben – ich habe einige Sachen für dich mitgebracht. Nein, warte, geh jetzt lieber nicht. Es ist zu gefährlich …”
    Aber er schwang sich bereits nach oben, bewegte sich trotz des strömenden Regens kraftvoll und sicher auf den glitschigen Felsen. Rowena schaute hinauf zu der Stelle, wo er verschwunden war, fühlte sich auf einmal einsam und begann zu frösteln. Genauso würde es sein, wenn er endgültig fort wäre, nur tausend Mal schlimmer. Wie sollte sie es nur schaffen, ihrem Leben einen Sinn zu geben, wenn der Mann, der ihre einsame Seele mit Liebe erfüllt hatte, für immer von ihr gegangen war?
    Nichts würde ihr bleiben, nur die Erinnerung an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, außer wenn Gott ihr gnädig wäre …
    Ihr Gesicht begann aufzuleuchten, als sie über diese neue Möglichkeit nachdachte. Sie war ganz erfüllt davon, wie richtig dieser Gedanke war. Ja, vielleicht gab es mithilfe der Natur und einer glücklichen Fügung des Schicksals doch einen Weg, einen Teil ihrer Liebe für immer zu bewahren und zu behalten.
    Voller sehnsüchtiger Erwartung hoffte sie, er würde bald zurückkommen.
    Black Otter klemmte sich den aufgerollten Quilt und den Vorratsbeutel unter den Arm, um beides vor dem Regen zu schützen, während er kurz stehen blieb und seinen Blick über das Meer schweifen ließ. Er erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal auf diesen Klippen gestanden hatte, dachte an die Hoffnungslosigkeit, die ihn ergriffen hatte, als er diese Wasserwüste sah, die ihn von seiner Heimat trennte. Jetzt erschien ihm das Meer in einem anderen Licht, nicht so sehr ein Hindernis als vielmehr ein Weg – der einzige Weg, dem sein Herz mit vollem Recht folgen konnte.
    Weit draußen hinter diesem ruhelosen, grauen Wasser wartete sein Volk. Seine Kinder warteten. Der Weg war lang und gefahrvoll, aber er würde ihn ans Ziel führen. Er hatte genug über das Verhalten der Weißen gelernt, um auf ein Schiff zu gelangen. Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten.
    Nichts …
    Er spürte ein beklemmendes Gefühl in der Brust, als er an Rowena dachte, die dort unten auf ihn wartete. Ihre Liebe hatte ihm wieder Kraft zum Leben gegeben. Wie konnte er es da über sich bringen, sie zu verlassen? Durfte er sie zurückschicken, um den Kampf mit Bosley und all den anderen Gefahren aufzunehmen, die auf dem Gut auf sie lauerten? Und wie sollte er die Tage und Wochen überstehen, die vor ihm lagen, wissend, dass er sie das letzte Mal in seinen Armen gehalten hatte?
    Das Bündel auf den Schultern, schob er sich an der Klippe hinab. Mir bleibt keine andere Wahl, als zu gehen, ermahnte er sich streng. Beim Morgengrauen würden Reiter und Hunde die Klippen nach ihm durchkämmen. Wenn sie ihn fingen, würde sein Leben mit einem Strick um den Hals enden, geradeso wie das des Mannes an der Wegkreuzung.
    Selbst wenn er sich dafür entschied, zu bleiben, würde seine Anwesenheit Rowena nur in das Verbrechen verwickeln. Je länger er bliebe, desto gefährlicher wurde es für sie beide.
    Die Dauer des Sturms war das Maß für die Zeit, die ihm und Rowena noch blieb. Wenn er vorüber war, mussten sich ihre Wege trennen. Der Abschied von ihr würde ihm das Herz zerreißen.
    Er kletterte beharrlich tiefer, stützte sich gewandt und kraftvoll ab. Als er sich auf den
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