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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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zu verhalten hatte. „Auf See gelten besondere Regeln“, pflegte Laurence zu sagen. „Das Leben auf einem Boot kann manchmal recht eintönig sein. Tagelang passiert nichts. Aber wenn etwas passiert, dann passiert es schnell. Deshalb darf nichts schiefgehen. Wer nicht hört oder nicht auf seine Sachen aufpasst, den bestraft das Meer. Wenn ihr das Beiboot oder euer Surfbrett nicht ordentlich festmacht, ist es weg. Wenn ihr eure Sicherheitsleinen nicht einhakt und an Deck ausrutscht, kann es sein, dass ihr über Bord geht, ohne dass euch jemand sieht. Und dann seid ihr weg.“ Die Kinder nickten. Laurence wusste, sie würden im Laufe der Reise mehr und mehr Verantwortung lernen. Und sie sollten die Gelegenheit haben, fremde Länder, Menschen und Kulturen hautnah zu erleben, anstatt die Welt nur durch Film und Fernsehen kennenzulernen. Diese Reise sollte etwas ganz Besonderes sein, ein gemeinsames Erlebnis, das die Familie zusammenschweißte.
    Am 21. Oktober war es endlich so weit. Die 15-Meter-Jacht
Amazing Grace
mit Kuttertakelung nahm Kurs auf Mexiko. Die Bordcrew bestand aus Kapitän Laurence, dem ersten Offizier Marianne, dem Vollmatrosen Zac und den Leichtmatrosen Abby, Toby und Jessie.
    Die Kinder kannten an den endlosen, eintönigen Tagen auf See keine Langeweile. Sie lasen, spielten Indianer, bauten improvisierte Ritterburgen und waren immer beschäftigt. Jessica war mit ihren zweieinhalb Jahren die Jüngste – und diejenige, die sich an Bord am sichersten bewegte. Schließlich hatte sie auf dem Boot laufen gelernt. (Und alle amüsierten sich darüber, dass sie dafür an Land keinen Schritt geradeaus gehen konnte.) Zac und Abby, die beiden Ältesten, waren ganz in ihrem Element. Eifrig halfen sie beim Segelsetzen und anderen Arbeiten an Bord, sogar in der Küche fassten sie gerne mit an. Der arme Toby hatte mit anhaltender Seekrankheit zu kämpfen. Alle hofften, dass sich dies nach ein paar Tagen legen würde wie bei den anderen Kindern.
    Dass bei einem Segeltörn alle mithelfen müssen, lernten die Kinder schnell. Einkaufen in den Häfen zum Beispiel war ein größeres Unternehmen, an dem die ganze Familie beteiligt war. Im Hafen von Tenacatita kletterten alle, mit Rucksäcken bewaffnet, in das kleine, motorisierte Dingi, das sie als Beiboot mitführten. An Land rumpelten sie mit einem alten, klapprigen Bus durch das staubige Dorf La Manzanilla bis ins Ortszentrum von Melaque.
Las tiendas
, die Geschäfte, waren niedrige, stuckverzierte Gebäude, deren Namen von Hand auf den bröckeligen Putz gepinselt waren. Drinnen tauchten Marianne und die Kinder große Schöpfkellen in die Eichenfässer mit Reis, Bohnen und Zucker und füllten ihre Schätze in große, stabile Papiertüten.
    Marianne zeigte Abby und Zac, woran man die besten Papayas und Bananen erkennt, und alle vier Kinder bekamen ein Stück rohes Zuckerrohr, das süß und köstlich schmeckte, wenn man lange genug darauf herumkaute.
    Nachdem die Einkäufe erledigt waren, gingen Marianne und die Kinder in die „Tortilleria“. Dort formten ein paar rundliche, fröhlich durcheinanderschwatzende Mexikanerinnen mit geschickten Bewegungen aus einem Maismehlteig dünne Fladen, die sie in der heißen Bratpfanne in begehrte Köstlichkeiten verwandelten. Die Familie kaufte ein Dutzend Tortillas für sieben Pesos und aß sie auf dem Heimweg im Bus – eines der Familienrituale, an das sich die Kinder bis heute erinnern.
    Nach einem solchen Großeinkauf war der Bedarf an Grundnahrungsmitteln meistens für eine Weile gedeckt. Um zusätzlich frisches Obst und Gemüse zu kaufen, tuckerten sie von Tenacatita mit dem Dingi unter dem dichten Dach der Mangrovenbäume einen Salzwasserarm hinauf. Er endete in einer paradiesisch anmutenden Bucht, die aufgrund ihres Reichtums an bunten, tropischen Fischen „das Aquarium“ genannt wurde. Dort gab es eine kleine Ansammlung von bescheidenen Häusern und Open-Air-Restaurants, die einmal pro Woche von einem Gemüsebauern beliefert wurden. Die Bootsbesitzer, die mit ihren Jachten in Tenacatita vor Anker lagen, wussten das und gehörten längst zu seinen regelmäßigen Kunden.
    Die weite Fahrt mit dem Dingi durch die Mangroven war für die Kinder immer ein besonderes Ereignis. Langsam glitt das Boot mit gleichmäßigem Brummen unter den tief hängenden Ästen hindurch. Sie sahen Blaufußtölpel und winzige, hell schimmernde Finken und hin und wieder ein dösendes Krokodil am Ufer. Die Krokodile waren in der Regel sehr scheu und
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