Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
Vom Netzwerk:
glitten beim Näherkommen blitzschnell ins Wasser, wo sie mit einer einzigen kraftvollen Schwanzbewegung abtauchten.
    In der „Aquarium-Bucht“ mit ihrem türkisfarbenen, glasklaren Wasser, gesäumt von Palmen und pudrigem, weißem Sand zogen sie das Dingi auf den Strand. Meistens mussten sie nicht lange warten, bis der klapprige Kleinlaster heranschnaufte. Marianne und Laurence gaben den Kindern ein paar Pesos und sahen zu, wie der freundliche alte Mann für sie geduldig die spanischen Wörter für Karotten, Kohl oder Kartoffeln wiederholte und ihnen den Preis auf Spanisch nannte. Die Verständigung klappte von Mal zu Mal besser.
    „¡Gracias, señor!“, riefen die Kinder und winkten zum Abschied.
    In ihrem Leben gab es kein Fernsehen und keine Videospiele. Dafür Krokodile, schillernde tropische Vögel und Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen – wie den Gemüsemann und sein fremdartiges Geld und den anderen Namen für altbekannte Dinge.
    Genau das war es, was Laurence und Marianne wichtig war: den Kindern von klein auf bestimmte Werte zu vermitteln, wie Bescheidenheit, und die Gabe, zu improvisieren und aus jeder Situation das Beste zu machen. Und zu zeigen, dass Glück nicht von materiellem Reichtum abhängig ist. Zum Beispiel, dass man keinen Bäckerladen mit einer Auswahl von zwanzig verschiedenen Arten von Donuts braucht, sondern Donuts selbst backen kann. Abby liebte es, in der Kombüse die mit Muskat gewürzten Teigbällchen in heißem Fett zu frittieren. Mit Zucker und Zimt bestäubt und noch warm gegessen, schmeckten ihre Donuts köstlich und wurden zu einer schönen Tradition am Samstagmorgen.
    Die drei Jahre mit meiner Familie auf dem Boot gehören zu den schönsten Erinnerungen, die ich an meine Kindheit habe. Immer, wenn wir auf See waren, angelten wir und fingen die unterschiedlichsten Fische – wunderschöne, farbenfrohe und manchmal ganz komische Fische, wie ich sie noch in keinem Buch gesehen hatte. Mein Papa fing die dicksten. Dann kam er immer ins Cockpit und zeigte uns stolz seinen Fang. Ich erinnere mich noch an einen, der wie ein Papagei aussah. Seine Haut schimmerte in leuchtenden Urwaldfarben, und statt eines Fischmunds hatte er einen richtigen Schnabel. Oder an den Trompetenfisch mit seinem langen, schmalen Körper und seiner lustigen Nase wie ein Seepferdchen.
    Wir segelten von Insel zu Insel, von Bucht zu Bucht, und blieben dort, wo es uns gefiel, so lange wir wollten. Mein Bruder Zac und ich vertrieben uns die Zeit mit Schwimmen und Schnorcheln, erforschten die Umgebung und spielten am Strand mit anderen Kindern. Überall fanden wir schnell neue Freunde. Sonntags suchten wir uns eine Kirche. Nirgends habe ich fleißigere Kirchgänger und lebendigere Gottesdienste erlebt als in Mexiko. Ich erinnere mich noch gut an diesen einen Gottesdienst in einer kleinen Stadt bei Punta de Mita, nördlich von Puerto Vallarta, an einem Küstenstreifen, der auch die „mexikanische Riviera“ genannt wird. Es war ein Open-Air-Gottesdienst im Garten eines Amerikaners, der schon lange in Mexiko lebte. Ungefähr siebzig Leute hatten sich dort versammelt. Neben uns grunzten die Schweine in ihrem Gehege. Die Hühner liefen frei herum und rannten zwischen unseren Beinen durch.
    Mit dabei waren die Swedbergs, eine Familie, die wir unterwegs kennengelernt hatten. Ihr Boot hieß
Fantasia
und ihr Sohn Karson spielte im Gottesdienst Gitarre, während die Gemeinde dazu spanische Loblieder sang. Unsere Freundin Maria, eine Mexikanerin, die eine Zeit lang in den USA gelebt hatte und fließend Englisch sprach, dolmetschte für uns. Die Begeisterung der Menschen war ansteckend. Sie sangen, klatschten und lasen abwechselnd Passagen aus einer spanischen Bibelübersetzung vor. Wir rechneten damit, dass der Gottesdienst etwa zwei Stunden dauern würde, aber nach fünf Stunden war immer noch nicht Schluss. Es dauerte so lange, dass wir den letzten Bus nach Punta de Mita verpassten. Zum Glück nahmen uns hilfsbereite Leute in ihrem Pick-up mit in die Stadt. Wir saßen alle hinten auf der Ladefläche – was in Amerika verboten ist – und hatten viel Spaß auf dieser holprigen, staubigen Tour.
    Mein Lieblingshafen war Tenacatita. Für Zac und mich war es das Größte, mit unserem Dingi durch die Mangrovenwälder flussaufwärts zu tuckern. Die Krokodile waren eher klein, so um die zwei Meter lang, und lagen normalerweise träge am Ufer in der Sonne, die hier und dort durch das dichte Blätterdach schien.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher