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Wikinger meiner Träume

Wikinger meiner Träume

Titel: Wikinger meiner Träume
Autoren: Josie Litton
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ihren Gemahl zu überreden...
    Auf dem Fenstersims landete ein Rabe - derselbe Vogel, der sich jeden Tag einfand. Wenn Krysta in der Nähe war, blieb er etwas länger sitzen, sonst flog er sofort wieder davon. Jetzt nicht. Stattdessen legte er den glänzenden schwarzen Kopf schief und schaute Rycca an.
    Da zerbröckelte sie das trockene Brot, das Cymbra ihr gebracht hatte, und streute die Krumen auf das Fenstersims -ganz vorsichtig, um den Raben nicht zu erschrecken. »Komm und friss«, flüsterte sie.
    Nach kurzem Zögern nahm er die Einladung an, und Ryccas Gedanken kehrten zu ihrem Problem zurück. Nachdem der Vogel alle Krümel aufgepickt hatte, spreizte er sein Gefieder.
    Geistesabwesend starrte sie ihn an. Wie sollte sie Dragon zur Vernunft bringen?
    »Da bist du ja!« Als Krysta den Raum betrat, blickten Rycca und der Rabe auf. »Wie fühlst du dich?«
    »Viel besser. Cymbras Kur wirkt wahre Wunder.«
    »Das freut mich. Jetzt sitzt sie in der Halle. Sie würde gern mit dir reden.«
    Dankbar für die Ablenkung, eilte Rycca zur Tür. Sie nahm an, Krysta würde ihr folgen. Aber die blonde Frau lächelte nur und lehnte sich an die Wand neben dem Fenster.
    Draußen im Flur glaubte Rycca, die Freundin sprechen zu hören. Seltsam - außer Krysta hielt sich niemand im Sonnenzimmer auf. Aber vielleicht seufzte nur der Wind, der um die Ecke des hohen Turms wehte.
    In der Halle blickte Cymbra ihrer Freundin erfreut, aber auch ein wenig überrascht entgegen. Lion spielte zu ihren Füßen, und Rycca nahm neben ihr Platz. Entzückt beobachtete sie den kleinen Jungen. Früher hatte sie kaum auf Kinder geachtet, jetzt schienen sie ihr überall zu begegnen und faszinierten sie. Impulsiv fragte sie: »Wie ist es, ein Baby zu bekommen?«
    Cymbra lachte leise. »Ganz wundervoll, aufregend, unglaublich ...«
    »Nein, ich meine - danach. Wenn das Baby auf der Welt und von dir abhängig ist.«
    »Genauso wundervoll.«
    Rycca nickte. Träumerisch schaute sie Lion zu, der mit kleinen hölzernen Tieren spielte. Da waren ein Löwe, sein Namensvetter, und Pferde, Bären und Fische und Vögel...
    Vögel.
    Also wirklich, manchmal war man so tief in Gedanken versunken, dass man gar nicht merkte, was man mit eigenen Augen sah. »Weißt du...«, begann Rycca langsam. »Krysta hat mir nie erklärt, was so eigenartig an den Freunden ist, die sie zu sich ruft.«
    Jetzt lachte Cymbra etwas lauter. Ihr Söhnchen schaute zu ihr auf - mit einem so strahlenden Grinsen, dass beide Frauen über dem kostbaren Moment alles andere vergaßen. Wenig später kam Krysta in die Halle und setzte sich zu ihnen. »Thorgold hat Raven erzählt, es sei bald so weit.«
    »Sehr gut.« Cymbra berührte Ryccas Hand. »Wenn dein Vater demnächst hier eintrifft, wird er für sein Verbrechen büßen.«
    Ihr Vater... Ein letztes Mal empfand Rycca jene Sehnsucht, die niemals gestillt worden war - dann nickte sie.
    »Nein! Bei allen Göttern, du musst verrückt sein!«
    Rycca erwiderte den Blick des wütenden Wikingers, der hoch aufgerichtet vor ihr stand, und zwang sich zur Ruhe -obwohl sie versucht war, genauso temperamentvoll zu antworten. Doch das würde ihr nicht zum Erfolg verhelfen. Außerdem schrie er sie nur an, weil er sich um sie sorgte, und das rührte ihr Herz. »Es ist die einzige Möglichkeit«, erwiderte sie sanft.
    »Damit würdest du eine Katastrophe heraufbeschwören, Rycca. Du hast zu viel durchgemacht, und das muss deinen Geist verwirrt haben. Sonst würdest du niemals glauben, ich könnte zustimmen...«
    »Vielleicht ist mein Vater fähig, einen vernünftigen Mann zu mimen. In Wirklichkeit lässt er sich nicht von seinem Verstand leiten, sondern von Gefühlen - insbesondere von seinem Zorn. Was er begonnen hat, will er vollenden. Und er wird jede Gelegenheit nutzen, die sich bietet.« Sie wandte sich zu Hawk und Krysta, die neben ihr standen. »In der Nähe deiner Festung besitzt ihr eine Jagdhütte, in der ich vor meiner Hochzeit ein paar Tage verbrachte.«
    »Nein«, fauchte Dragon, bevor irgendjemand anderer das Wort ergreifen konnte.
    Sie hatten sich alle in der Halle eingefunden, auch Wolf und Cymbra. Nach Ryccas Ansicht war dies der geeignete Ort für eine Diskussion mit ihrem Mann. Der Zeitpunkt erschien ihr ebenfalls richtig.
    Aber ihr Herz schlug wie rasend, während sie ihn von ihrem Plan zu überzeugen suchte. »Eine andere Lösung gibt es nicht«, beharrte sie.
    »Glaubst du, ich gestatte dir, den Köder zu spielen? Das wäre
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