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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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törichten Wünsche musste sie sofort verdrängen und vernünftige Pläne schmieden.
    Feigling.

    Nein, keineswegs! Wenn eine Frau dem Schicksal trotzte, das ihr die Familie aufzwingen wollten, ihr Leben selbst in die Hand nahm und eine ferne, fremde Küste ansteuerte, war sie nicht feige.
    Aber eine Närrin.
    Verdammt, verdammt, verdammt! Dieses verfluchte Talent verfolgte sie schon seit der frühen Kindheit. Wie sie es hasste, anders zu sein und immer alles zu wissen! Könnte man sie belügen, wäre sie glücklich. Würde man sie glauben machen, was nicht stimmte, würde sie sich freuen. Wenn man sie mit Ausflüchten täuschte und hinterging, beschwindelte und betrog – nichts würde ihr besser gefallen. In segensreicher Ignoranz zu leben, nichts zu durchschauen, zumindest nicht mehr als normale Menschen, von der Wahrheit verschont zu werden – das erträumte sie genauso sehnsüchtig wie die Freiheit.
    Er war ein Mann, mehr nicht. Ein gefährlicher Fremder. Welch ein Glück, dass sie ihn nie wieder sehen würde...
    Lüge.
    Erbost stand sie von dem bemoosten Felsblock auf, verbannte alle albernen Gedanken und ging weiter durch den Wald. Vor Einbruch der Dunkelheit würde sie Hawkforte erreichen und an Bord eines Schiffs mit Kurs auf die Normandie schleichen. Dort würde sie Thurlow wiedersehen. Gemeinsam wollten sie ein neues Leben beginnen, weit weg von dem Grauen, das ihr drohen würde, wäre sie dumm genug, in England zu bleiben.
    Und das ist die reine Wahrheit.
    Nun herrschte Stille in ihrem Gehirn und im Wald, als hätte ihre unbeugsame Entschlossenheit sogar die Natur zum Schweigen gebracht.
    Erleichtert eilte sie weiter. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, zurückzublicken oder darauf zu lauschen, was hinter ihr geschehen mochte. Hätte sie das getan, wäre ihr nichts aufgefallen.
Denn Dragon folgte ihr wie ein lautloses Gespenst – unbeirrbar, unerbittlich.
    Eine knappe Stunde, nachdem er die Bewegung am Rand der Bäume gesehen hatte, holte er den Jungen ein. Er hätte ihn schneller fangen können. Aber er war zurückgeblieben, um sicherzugehen, dass er nicht entdeckt wurde, um den richtigen Moment abzuwarten und den kleinen Rüpel zu überrumpeln. Es musste möglichst schnell geschehen, ehe sich der Bursche bei seiner Gegenwehr verletzen würde. Und dann wollte er seine Rache genießen.
    Zweifellos wäre sein Plan gelungen, hätten ihm die unberechenbaren Launen der Natur keinen Streich gespielt. Als er an einem Gebüsch vorbeiging, in dem eine Graugansfamilie hauste, erregte er den Zorn der Eltern, die ihre Jungen zu schützen trachteten. Empört flog das Männchen aus dem Nest, und das Weibchen reckte den Hals hoch, breitete die Flügel über den kleinen Vögeln aus und gackerte drohend.
    In diesen Lärm mischten sich die Stimmen anderer Vögel. Kreischend und krächzend und zwitschernd flatterten sie aus dem Unterholz und beschimpften den Eindringling, der ihre Ruhe störte. Das wilde Geschrei durchdrang sogar den Nebel von Ryccas Müdigkeit. Verwundert schaute sie nach allen Seiten, und ihre Überraschung verwandelte sich sofort in eisiges Entsetzen.
    Der schönste Mann, den sie je gesehen hatte...
    Ungläubig blinzelte sie.
    Doch sie hielt nicht inne, um über die plötzliche Ankunft des Fremden oder ihre eigene Dummheit nachzudenken. Stattdessen wandte sie sich ab und stürmte davon, so schnell ihre schmerzenden Beine sie trugen.
    Dragon folgte ihr unverzüglich. Denn er wollte dem Jungen nicht erlauben, die letzten Kräfte zu verbrauchen. Sobald er seine Rachegelüste befriedigt hatte, würde er herausfinden, warum der kleine Tunichtgut allein unterwegs war und welches
Ziel er ansteuerte. Dann würde er ihn in Sicherheit bringen, nach Hawkforte, ganz egal, ob es dem Burschen passte oder nicht und ob er eine Reisebegleitung zu schätzen wusste. Nicht nur Dragons Beschützerinstinkt war erwacht, sondern auch seine Neugier. Hinter dem Entschluss des Jungen, allein in die weite Welt hinauszuziehen, musste irgendetwas stecken. Und Dragon liebte interessante Geschichten. Die Leute behaupteten, er hätte genauso viel zu erzählen wie die besten Skalden oder Barden. Und einige meinten sogar, er müsste diesen Beruf ergreifen, von Haus zu Haus wandern und all die großartigen Ereignisse dieses Zeitalters schildern. Doch das Schicksal hatte ihn zum Krieger und Anführer bestimmt. Und damit war er einverstanden.
    Trotzdem genoss er die Abende am Herdfeuer, wo das Ale in Strömen floss, wenn er das Publikum mit
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