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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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ihr entgegenraste.
    Dragon sah das Mädchen hinter dem Klippenrand verschwinden und bekämpfte die heftige Übelkeit, die in ihm aufstieg. Was die Verfolgungsjagd bewirkt hatte, konnte er kaum fassen. Aber das furchtbare Ergebnis ließ sich nicht leugnen. Vielleicht war das Mädchen tot oder lag im Sterben – durch seine Schuld. Stöhnend warf er sich über den Rand des Abgrunds, schlitterte den Steilhang hinab. Aus einer Höhe von einem Dutzend Fuß sprang er auf den Strand.
    Was er sah, krampfte sein Herz zusammen. Verkrümmt lag sie am Wasserrand, neben dem Felsblock, der ihren Fall gebremst hatte. Kupferrotes Haar schwamm in den Wellen der heranströmenden Flut. Nur noch wenige Minuten – und sie würde ertrinken. Die schlanke Gestalt bewegte sich nicht. Aus einer Wunde an der Stirn quoll Blut und rann ins Meer.
    Dragon hob sie hoch und trug sie den Strand hinauf. Behutsam legt er sie in den Sand und zögerte. Was sollte er tun? Auf den Schlachtfeldern hatte er zahllose Verletzte gesehen. Und vor einem Jahr hatte er sein eigenes Leben gerettet, durch die schnelle, fachkundige Behandlung einer Wunde, an der er sonst gestorben wäre. Aber jetzt fühlte er sich völlig hilflos. So schwach und zerbrechlich sah sie aus. Aller Mut war verflogen. Mühsam schluckte er. Dann öffnete er einen kleinen Beutel, der an seinem Gürtel hing. Darin verwahrte er einige Vorräte. Nicht nur seine Vernunft gebot ihm, sie stets bei sich zu tragen. Darauf bestand auch seine Schwägerin, eine kluge, heilkundige Frau. Vorsichtig presste er ein weiches sauberes Tuch auf die Stirnwunde der jungen Frau. Sobald die Blutung versiegt war, verband er ihren Kopf und tastete ihren Körper ab. Zu seiner Erleichterung hatte sie sich
keine Knochen gebrochen. Bei der Untersuchung bemerkte er die weiblichen Rundungen unter den Männerkleidern. Entschlossen ignorierte er diese Entdeckung. Aber seine Hand zitterte, als er sie unter die Tunika schob, um festzustellen, ob die Rippen unversehrt waren.
    Nach einem tiefen Atemzug richtete er sich auf. Offenbar hatte sie sich nur am Kopf verletzt. Davon konnte sie genesen. Oder sie würde nie mehr erwachen und aus der Ohnmacht in den ewigen Schlaf hinübergleiten. Beides hatte er bei Männern gesehen, die ähnliche Wunden erlitten hatten. Nur die Zeit würde die bange Frage beantworten, ob die junge Frau am Leben bleiben würde. Während er überlegte, wie er sie an einen bequemeren Ort bringen sollte, hörte er sie leise stöhnen. Erleichtert seufzte er auf. Oder hatte er sich den leisen Laut nur eingebildet? Weil er so inständig auf ein Lebenszeichen gehofft hatte? Er neigte sich hinab, immer tiefer, bis ein warmer Atemzug seine Wange streifte. Langsam hob sie die Lider.

2
    Trotz der heftigen Kopfschmerzen befahl ihr ein Instinkt, aufzustehen und wegzulaufen – wenn sie sich auch nicht erinnerte, wovor sie flüchtete. Als sie sich aufrichten wollte, wurde sie mit sanfter Gewalt in den Sand zurückgedrückt.
    »Ganz ruhig, Schätzchen. Das war ein gefährlicher Sturz. Glücklicherweise habt Ihr Euch nichts gebrochen. Aber Ihr dürft Euch nicht bewegen.«
    Die tiefe Stimme klang besänftigend, verführerisch – und viel zu vertraut. Er. Diesen Unfall verdankte sie ihm. Er hatte sie verfolgt, über den Klippenrand getrieben und beinahe umgebracht. Jetzt glaubte er sicher, sie wäre ihm hilflos ausgeliefert
und eine leichte Beute, was immer er auch mit ihr vorhatte.
    Doch da würde ihn eine böse Überraschung erwarten. Bedauerlicherweise erst etwas später – wenn dieses grässliche Schwindelgefühl in ihrem Kopf nachlassen würde... Weil ihr nichts anderes übrig blieb, gab sie sich mit einem leisen Stöhnen geschlagen, das Dragon für einen Schmerzenslaut hielt.
    Erschrocken beugte er sich zu ihr hinab. »Tut Euch außer Eurem Kopf noch etwas anderes weh? Ich untersuchte Euch und konnte keine weiteren Verletzungen feststellen. Aber vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Er hatte sie untersucht? Was mochte das bedeuten? Rycca starrte in seine Augen, die goldenes Sonnenlicht widerspiegelten. Noch schlimmer-seine Stimme jagte einen seltsamen wohligen Schauer durch ihren Körper und erfüllte sie mit unbegreiflicher Zufriedenheit.
    Vorsichtig berührte er ihre Stirn. Das nahm sie kaum wahr, gebannt von der zärtlichen Sorge in seinem Blick. Davon ließ sie sich natürlich nicht täuschen. Solche Krieger kannte sie zur Genüge. In ihrer Mitte war sie aufgewachsen. Die Grobiane nahmen sich, was sie wollten,
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