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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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Aber es waren die großen, etwas schräg gestellten, honigbraunen Augen, die Dragons Blick fesselten – und einen plötzlichen schlimmen Verdacht erregten.
    Ohne Vorwarnung hob er seine freie Hand und riss dem kleinen Racker die Kappe vom Kopf.
    »Nein!« Schmale Finger schnellten empor, um ihn daran zu hindern. Viel zu spät. Kupferrotes seidiges Haar fiel herab.
Entgeistert hielt Dragon den Atem an. Ein Mädchen. Großer Gott, ein Mädchen hatte ihn auf die Knie geworfen. Diese Erkenntnis verblüffte ihn vor allem deshalb, weil er im Verlauf seiner langjährigen – und reichlichen – Erfahrungen mit Frauen so etwas noch nie erlebt hatte. Bei aller Bescheidenheit, das weibliche Geschlecht pflegte ihn ermutigend und liebevoll anzuschauen. Vielleicht wegen seines Aussehens – auf das er keinen besonderen Wert legte. Auch sein Reichtum und seine Macht hatten einige Damen beeindruckt. Aber er glaubte, seine Wirkung auf die Frauen hing in erster Linie mit der Bewunderung zusammen, die er ihnen zollte. Ja, er betete sie geradezu an. Die Frauen waren das schönste Geschenk, das der Allmächtige den Männern vergönnte – sanft und stark zugleich. Außerdem rochen sie gut, lächelten bezaubernd und brachten neues Leben hervor. Immer wieder entzückten sie Dragon, im Bett und auch außerhalb. In ihrer Gesellschaft fühlte er sich stets ungemein wohl und glücklich. Dass eines dieser himmlischen Geschöpfe ihn absichtlich verletzt hatte – das verstand er beim besten Willen nicht.
    Natürlich durfte er ihr den Angriff nicht verübeln. Vor lauter Angst musste sie außer sich gewesen sein. Jetzt erschien ihm die Frage, die den vermeintlichen Jungen betroffen hatte, noch dringlicher. Warum zum Teufel lief sie allein durch den Wald? Wenn sie sich auch mit Männerkleidern tarnte – das war kein ausreichender Schutz. Hätte er sie bei der ersten Begegnung etwas länger gemustert, wäre ihm ihr Geschlecht zweifellos aufgefallen. »Schon gut, meine Kleine«, sagte er beschwichtigend. Vorsichtig stellte er sie auf die Füße – bereit, sie sofort wieder festzuhalten, wenn sie vor Erschöpfung zusammenbrechen sollte. »Von mir habt Ihr nichts zu befürchten. Ich werde Euch in Sicherheit bringen und...«
    Behände fuhr sie herum und rannte davon, flink wie ein junges Reh. Dragon starrte ihr fassungslos nach. Woher
nahm sie die Kraft zu einem weiteren Fluchtversuch? Nun zeigte sich wieder einmal, wie rätselhaft die Frauen waren. Natürlich musste er sie zurückhalten. Sie konnte sich verirren, nichts Essbares finden und erfrieren, sobald die Nacht hereinbrach – und einem Mann begegnen, der den Frauen nicht so gewogen war wie er selbst.
    Das konnte Dragon nicht zulassen. Und er würde ihr auch nicht erlauben, sich zu verletzen, während sie durch den Wald stürmte, ohne ihre Umgebung zu beachten. In wachsender Sorge folgte er ihr.
    Keuchend rang Rycca nach Luft. Ihre Beine fühlten sich bleischwer an, und es gelang ihr kaum noch, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nur der Mut ihrer Verzweiflung hielt sie davon ab, ins Moos zu sinken. Warum spielte ihr das Schicksal so grausame Streiche? Kaum war sie den beängstigenden Plänen ihrer Familie entronnen, hatte ein riesengroßer, starker Krieger ihren Weg gekreuzt.
    Und der schönste Mann auf Erden...
    Wie albern... Hätte sie genug Luft bekommen, wäre sie in ungläubiges Gelächter ausgebrochen. Sogar jetzt, als sie um ihr Leben rannte, gingen ihr solche törichten Gedanken durch den Kopf. War sie von irgendeinem Dämon besessen?
    Nur von der Wahrheit.
    Zur Hölle mit der Wahrheit! Und mit allem anderen, was ihr diese Welt zumutete! Nein, weder diesem Krieger noch ihrer eigenen Schwäche würde sie zum Opfer fallen. Sie würde weiterlaufen, bis ihr Herz zersprang, und niemals, niemals klein beigeben. Nur Feiglinge kapitulierten. Und sie war nicht feige. Ohne die Tränen ihrer Furcht und Erschöpfung wahrzunehmen, die über ihre Wangen rollten, eilte sie entschlossen dahin. Wie sich das Terrain veränderte, wie sich der Wald ringsum lichtete, merkte sie nicht. Sie sah auch nicht das Meer, das unterhalb der Felsen schimmerte. Dragons angstvollen Ruf hörte sie nicht. Völlig entkräftet, ihrer Hoffnung
beraubt, nur noch von Verzweiflung getrieben, taumelte sie über den Klippenrand. Aus ihrer Kehle rang sich ein halb erstickter Schrei, und sie griff nach den Büschen, um den Sturz zu verhindern – vergeblich. Schluchzend starrte sie zur weiß schäumenden Brandung hinab, die
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