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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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reden, solange sie die Dienerin seiner abwesenden Braut spielte, sondern angenommen, sie würde ihn nur aus der Ferne beobachten. Stattdessen stand er dicht vor ihr, und ihre Unsicherheit wuchs. »Für Lady Krysta kann ich nicht sprechen, Mylord.«
    Angstvoll sah sie, wie er die Brauen zusammenzog. Ist mein Bräutigam gewalttätig, überlegte sie. Bis zu einem gewissen Grad zweifellos, denn er war ein mächtiger Kriegsherr. Aber wandte er auch gegen schwächere Menschen rohe Gewalt an? Würde er eine Dienerin schlagen, die nicht die gewünschte Auskunft gab? Oder eine Ehefrau, die sein Missfallen erregte?
    Seufzend schüttelte er den Kopf. »Nein, das kannst du wohl nicht. Danach hätte ich dich gar nicht fragen sollen.«
    So nachsichtig war er? So schnell bereit, ihr zu verzeihen? Eine neue Zuversicht stieg in ihr auf. Um ihn zu erfreuen, betonte sie: »Jedenfalls wird sie nach Hawkforte reisen. Und sie fiebert ihrer Ankunft entgegen.«
    »Tatsächlich?« Sein Staunen wirkte fast jungenhaft. Und was las sie in seinen meerblauen Augen? Hoffnung?
    Aus einem unergründlichen Impuls heraus, wollte sie diese Hoffnung schüren. »O ja. Mit dieser Heirat möchte Lady Krysta einen Beitrag zum Frieden zwischen den Norwegern und den Sachsen leisten, und sie glaubt, das wird ihr gelingen.«
    »Also genießt du ihr Vertrauen? Teilt sie dir ihre Gedanken mit?«
    Krysta zauderte. Was sollte sie erwähnen? Wie weit durfte sie gehen? »Wenn ich auch nur eine Dienerin bin, Mylord - in dieser Angelegenheit kenne ich die Wünsche meiner Herrin. Daraus macht sie kein Geheimnis.«
    »Dann hegt sie keine Bedenken?« Hawk warf einen Blick aufs Meer, bevor er sie wieder anschaute. »Keine Zweifel?«
    »Nun - die Heirat wird ihr Leben völlig verändern, mit einem fremden Mann, in einem fernen Land. Aber meine Herrin ist fest entschlossen, ihr Bestes zu tun, um Euch zu beglücken.«
    »Sicher wäre ihr Erscheinen ein guter Anfang.« Seine Worte klangen nicht ärgerlich, nur leicht irritiert.
    »Allzu lange müsst Ihr nicht mehr warten, Mylord. Es ist nur - ihr ganzes bisheriges Leben verbrachte sie mit denselben Menschen, und die Trennung fällt ihr schwer. Vor der Abreise will sie für das Wohl dieser Leute sorgen.«
    »Darum müsste sich ihr Halbbruder kümmern - wie heißt er doch gleich? Sven?«
    Beklommen fragte sie sich, was eine Dienerin über Sven sagen würde. Nur dreimal in ihrem Leben war sie ihm begegnet. Einmal nach dem Tod des Vaters, das zweite Mal bei Wolf Hakonsons Besuch, und zuletzt hatte der Bruder sie zu sich bestellt, um ihr mitzuteilen, sie würde Lord Hawk heiraten. Trotz der nur flüchtigen Bekanntschaft fühlte sie sich unbehaglich, wann immer sie an Sven dachte, denn sie hielt ihn für einen Mann mit leerem Lächeln. Und seine Versprechungen erschienen ihr noch leerer. »Gewiss, Mylord. Aber Lady Krysta möchte persönlich die Verantwortung für ihre Leute übernehmen.« Das stimmte. Wochenlang hatte sie sich um ein paar Dutzend Familien im Dorf unterhalb ihres Hauses auf den Meeresklippen bemüht und ihre Zukunft gesichert.
    »Wie lobenswert...«
    Krysta begann zu lächeln.
    »Es sei denn, die Lady ließ sich von ihrer Eitelkeit leiten.«
    Da erlosch das Lächeln. »Eitelkeit?«, wiederholte Krysta und schnappte entgeistert nach Luft. »Ist man eitel, wenn man für seine Mitmenschen sorgt?«
    »Manche Leute wissen nicht zwischen echter Anteilnahme und dem Bestreben zu unterscheiden, andere zu beherrschen.«
    »Glaubt mir, Lady Krysta kennt den Unterschied.«
    Obwohl er nickte, wirkte er keineswegs überzeugt. »Natürlich bist du ihr treu ergeben, das ist verständlich.«
    »Nicht nur treu ergeben, Mylord. Ich kenne Lady Krysta, und ich versichere Euch, sie will niemanden beherrschen.«
    Plötzlich starrte er sie so eindringlich an, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. »Ist sie etwa dumm ?«
    Wenn sie den Mund noch weiter aufriss, würde sie womöglich eine Fliege verschlucken. Ein paar Mal musste sie tief Atem holen, bevor ihr die Stimme wieder gehorchte. »Darf ich fragen, warum Ihr das befürchtet, Mylord?«
    »Weil die meisten Menschen eine gewisse Macht ausüben möchten. Nur die Törichten tun alles, was man ihnen befiehlt. So ist die Lady doch nicht veranlagt?«
    Geduld, mahnte ihr Verstand. Hoffnung, drängte ihr Herz. »Keineswegs, Mylord.«
    Lord Hawk bückte sich und hob den schimmernden Stein auf, den sie vorhin bewundert hatte. Mit einer flinken Drehung des Handgelenks schleuderte er ihn
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