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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch
Autoren: Michael Wigge
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unkompliziertes Fleckchen Erde zu sein.
    Da ich nun tatsächlich noch die beiden BMX -Räder übrig habe, mache ich einen letzten Tausch mit zwei Freunden von mir: Sie heißen Marian Neulant und Axel van Exel. Beide arbeiten als Baukünstler, bauen Kunstobjekte, gestalten Innenräume und kreieren ungewöhnliche Häuschen. Sie nennen sich zusammen Neulantvanexel, kurz NVE . Sie haben den kompletten Tauschrausch begeistert mitverfolgt und erklären sich bereit, im Tausch gegen die beiden Räder mein fahrendes Heim zu verschönern und zu erweitern. Mit Unterstützung von Hazen, Bill und meinem neuen Nachbarn Bob bekommen wir genug Baugeräte und Materialien zusammen, um loslegen zu können. Nach wenigen Tagen wird aus dem Häuschen eine ansehnliche kleine Farm. Das Haus wird neu gestrichen und eingerichtet. Es erhält einen kleinen Anbau mit einem zusätzlichen Sofazimmer, neue Treppen, einen kleinen Pool vor der Tür, einen Grill und viele weitere nette Details, so dass man sich im Hochlandregenwald der Insel richtig wohlfühlen kann. Das hellblaue Haus sieht einfach perfekt aus. Ich kann es kaum glauben, dass das, was ich gerade vor Augen habe, einem einzigen grünen Apfel entsprungen ist.
    Dann ist es endlich an der Zeit: Ich organisiere eine Einweihungsparty am neuen Tauschhaus. Es hat sich auf Big Island herumgesprochen, dass Herr Barterman es tatsächlich geschafft hat. Die Party wird toll. Hazen, Heather, Alexander, Bill, die Nachbarn Rick und Bob, die Kameraleute Dominik und Jakob, Neulantvanexel und viele unbekannte Inselgesichter – es wird richtig voll am Tauschhaus. Wir feiern, was das Zeug hält. Am Höhepunkt derNacht tritt Barterman noch einmal in seinem roten Superherokostüm auf, um mit allen Besuchern zusammen diesen phänomenalen Höhepunkt zu genießen. Es ist einer der grandiosesten Augenblicke meines Lebens, einen so langgehegten Traum wirklich erfüllt zu haben.

A bspann
    N ach 200 Tagen in 14 Ländern und unzähligen Höhen und Tiefen ist die Mission vollbracht. Nach herrlichen Tagen mit Hermann, dem Rasentraktor, nach schlimmen Tagen mit dem Tuk Tuk in Indien, nach angsteinflößenden Krokodilfütterungsszenen in Australien, nach der anstrengenden Kilimandscharo-Besteigung in Tansania, dem lustigen deutschen Dorf in Brasilien, dem heldenhaften Barterman in New York, dem umwerfenden Burning-Man-Festival und den vielen anderen unvergesslichen Erlebnissen der letzten 200 Tage bin ich auf den letzten Drücker am Ziel meiner Träume angelangt. Ich schaue zurück auf tolle Erlebnisse, Abenteuer und auch Entbehrungen, die sich aber letzten Endes alle gelohnt haben.
    Bei meinen Tauschaktionen habe ich die unterschiedlichsten Tauschkulturen kennengelernt: Tauschen im Gefängnis, organisiertes Tauschen in provinziellen Tauschclubs, Tauschen als Überlebensstrategie im Slum. Ich habe erfahren, dass das Tauschen an sich von Kultur zu Kultur einen anderen Stellenwert hat. In Indien habe ich gehört, dass Tauschen total out sei und man stolz auf den modernen Geldhandel sei. Gleichzeitig wurde im Slum von Mumbai klar, dass gerade das Tauschen den Ärmsten der Armen das Überleben sichert. Auch bei den verschiedenen Artendes Austauschs jenseits von Waren konnte ich einiges beobachten: gelungenen oder gescheiterten kulturellen Austausch zwischen den Ländern, der Austausch zwischen den Religionen und die Freuden und Gefahren beim zwischenmenschlichen Austausch. Auf die unterschiedlichsten Weisen hat mir meine Reise gezeigt, dass es überall auf der Welt irgendwie immer ums Tauschen und Sich-Austauschen geht, dass bei jedem Kontakt zwischen Menschen auch immer etwas ausgetauscht wird, sei es positiv oder negativ, physisch oder psychisch, abstrakt oder konkret. Tauschen scheint mir tatsächlich so etwas wie die Grundform unseres Lebens zu sein.
    Es mag sein, dass unsere Geldwirtschaft im Vergleich zum Tauschen sehr viel einfacher funktioniert. Schließlich ist es nicht jedermanns Sache, sein Gemüse zum Bäcker zu schleppen, um dafür ein Brot zu bekommen. Aber es scheint doch auch immer wieder Situationen zu geben, in denen die Menschen auf diese uralte Form des Handels zurückgreifen, sei es, weil das nächste Geschäft einfach viel zu weit entfernt ist, sei es, weil sie kein Geld besitzen oder Kriege herrschen. Aber doch auch oft nur, weil es einfach kommunikativer ist und deutlich mehr Spaß bringt.
    Fast alle meiner Tauschaktionen haben die Menschen begeistert, sie fühlten sich magisch angezogen von dieser
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