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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
Autoren: Thomas Fricke
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Jahrzehnten der Fall war, weil dort das große Geld lockte – um für Fonds komplizierte mathematische Modelle zu entwerfen, deren Nutzen selbst Insider irgendwann nicht mehr erklären konnten.
    Vielleicht wäre es nach Abwägung der Erfahrungen für die Menschheit ja lohnender, Milliarden aus der losgelösten Finanzwelt abzuziehen und sie in die Rettung des Klimas zu investieren, statt noch ein bisschen mehr Geld beim Wetten zu verschwenden. Was zu belegen ist.
    ***
    Keine Angst. Es gehört zu den Tücken des Krisenmanagements, dass Banken ihre eigene Sprache entwickelt haben, schon weil immer komplizierter wurde, was die Ingenieure mit ihren Modellen da machten. Ein Hedgefonds-Manager aus der Schweiz hat mir mal erzählt, dass er eines Morgens aufgewacht sei und sich leicht blass vor dem Spiegel gefragt habe, was er da eigentlich mache. Da sei ihm klar gewesen, dass seine Modelle so kompliziert geworden seien, dass er sie selbst nicht mehr verstand. Das sollte Ihnen mal ein Chirurg vor der Herz-OP sagen.
    Bankchinesisch und komplexe Modelle sind natürlich auch praktisch, eben weil sie außerhalb der Branche keiner mehr verstand. Was es definitiv auch schwieriger machte, das Bankenproblem zu erkennen und das Treiben zu kritisieren, geschweige denn zu regulieren. Es ist natürlich leichter, über schludernde Griechen zu schimpfen, als das Modell eines Hedgefonds zu widerlegen. Wie der britische Cheffinanzaufseher Adair Turner eindrucksvoll schildert, waren die ersten Regulierer nach Ende der blinden Liberalisierungsjahre komplett überfordert, weil ihnen mathematische Cracks gegenüberstanden – und weil kein Crack für schlechtes Geld Regulierer werden wollte.
    Das Gute ist, dass ein Großteil des Bankchinesischs eher Schein ist als relevant, um das Grundproblem der Finanzglobalisierung zu verstehen. Das basiert im Kern auf viel einfacheren Prinzipien, Mechanismen und ganz menschlichen Verhaltensweisen. Was dieses Buch auch für Leute mit Allergie gegen Bankenfachjargon lesbar machen soll.
    Um das zu verstehen, war ich natürlich auf Hilfe angewiesen – und bin für die Gespräche mit einer Menge brillanter und mutiger Expertendankbar, die für das Neuverständnis der Krise und den Neustart der Wirtschaftswissenschaften Großes leisten. Das gilt für Thomas Philippon, Moritz Schularick, Adair Turner, Dirk Bezemer, Stephan Schulmeister, Paul de Grauwe, Simon Johnson, Robert Johnson, Jean-Paul Fitoussi, Peter Bofinger, Carlo Jaeger, Patrick Graichen, Carl-Ludwig Holtfrerich und vielen anderen, mit denen ich gesprochen habe. Dank auch an Volker Hofmann und Siegfried Utzig vom Bundesverband deutscher Banken, die mir aus ihrer Sicht wichtige Einblicke vermittelt haben. Ein besonderer Dank gilt auch Ben Grotjahn, dem besten Infografiker der Welt, der die Grafiken in diesem Buch angefertigt hat. Und meinen Töchtern, die mich immer wieder aufgemuntert haben – und denen ich beim Versuch, altersgerecht zu erklären, was Papa da schreibt, zumindest schon mal vermitteln konnte, dass man mit Geld nicht spielt.
    ***
    Im ersten Teil gilt es auszuloten, wie gut oder schlecht die Finanzglobalisierung funktioniert hat, warum Märkte so häufig abheben und crashen und inwieweit dahinter menschliches Versagen steckt. Und ob wir mit weniger nicht besser auskämen.
    Im zweiten Teil geht es darum, wie viel Bank der Mensch braucht und wie viele komplizierte Finanzprodukte. Wie viel Kredit sollte eine Bank vergeben dürfen, sodass es nicht zu Überschuldung und anschließenden Crashs kommt, der Wirtschaft aber noch genug Mittel zukommen, um nicht via Kreditklemme in den Ruin zu treiben? Und welche Agenda wäre nötig, um einen Bankenausstieg hinzubekommen? Wer weiß, vielleicht könnte aus der Frankfurter Bankenskyline ja bald eine Solarskyline werden. Banker zur Sonne.
    Viel Spaß beim Lesen. Lassen Sie mich Ihre Anregungen und Kommentare wissen über www.neuewirtschaftswunder.de oder über meine WirtschaftsWunder-Seite auf Facebook.

    1   Symbolhaft ließen die Banken dabei auch mal ein Gebäude der Universität und den Messeturm in der Liste der höchsten Bauten in Frankfurt hinter sich. Im Jahr 1997 eröffnete die Commerzbank das damals höchste Gebäude in Europa, und die Banker unkten, dass sie aus der Chefetage nun auf die Europäische Zentralbank hinunter gucken können.
    2   Wie der Finanzexperte Robert Shiller erklärt, gab es bis 2000 in den USA tatsächlich erstaunlich wenig Daten zur Entwicklung der Hauspreise, das
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